Gräfelfing:Gute Integration hat Priorität

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Mit Bildern wie diesen lernen Flüchtlinge in Gräfelfing Deutsch. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Gräfelfinger Kitas sehen sich außerstande, weitere Flüchtlingskinder unterzubringen

Von Annette Jäger, Gräfelfing

Die Gemeinde hat beim Landratsamt darum gebeten, vorerst keine neuen Flüchtlingsfamilien zugeteilt zu bekommen. Die Kapazitätsgrenze in den Kindergärten sei erreicht, um allen Kindern - solchen mit und ohne Migrationshintergrund - gerecht zu werden. Das Landratsamt ist dem Wunsch der Gräfelfinger Sozialverwaltung nachgekommen, demnächst ziehen vier junge Erwachsene in die Unterkunft an der Großhaderner Straße ein.

Aktuell sind in den Gräfelfinger Asylbewerberunterkünften 181 Personen untergebracht. Davon sind 15 Personen alleinstehend, alle anderen leben im Familienverband. Insgesamt gibt es 81 Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren, so lauten die aktuellen Zahlen im Landratsamt München. Seit Bezug der zentralen Unterkunft an der Großhaderner Straße zum Jahreswechsel 2015/2016 sind die dort lebenden Familien größer geworden. Es wurden weitere Kinder geboren; zwischen zwei und fünf Kindern gibt es pro Familie, in einer ist gerade das sechste unterwegs, sagt Wolfgang Becker, Sozialbetreuer in der Unterkunft.

Alle Kinder müssen künftig einen Betreuungsplatz in Gräfelfinger Kindergärten erhalten, später dann in der Mittagsbetreuung oder dem Hort. Die Gemeinde habe deshalb darum gebeten, vorerst keine neuen Familien zugeteilt zu bekommen, sagte Petra Hierl-Schmitz von der Gräfelfinger Sozialverwaltung. Der Migrationshintergrund in Gräfelfinger Kindergärten liegt derzeit bei knapp über 18 Prozent. Dazu gehören Kinder der Asylbewerber, aber auch Kinder mit Migrationshintergrund, die aus der Europäischen Union kommen und zum Beispiel einen Elternteil haben, der nicht deutschsprachig ist.

Derzeit sind alle Kinder auf alle Gräfelfinger Kindergärten in Gruppen verteilt. Kämen noch mehr Kinder mit Migrationshintergrund, sei eine gute Integration kaum mehr zu leisten, sagte Hierl-Schmitz. Denn die Kinder bräuchten eine individuelle Sprachförderung, viele sprachen gar kein Deutsch, als sie in den Kindergarten kamen. Auch benötigten die Kinder der Flüchtlingsfamilien aufgrund ihrer oft traumatischen Erlebnisse besonders viel Zeit und Aufmerksamkeit. Ebenso müssten die Eltern mit der hiesigen Kultur vertraut gemacht werden.

Zur Unterstützung der Sprachförderung hat die Gemeinde mit Geld des Bundes mehrere Bücherkisten speziell zur Sprachförderung angeschafft, die sich die Kindergärten für jeweils einen längeren Zeitraum ausleihen können. Einige Kindertageseinrichtungen nehmen auch an einem speziellen Bundesprogramm zur Sprachförderung teil.

© SZ vom 16.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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