Gräfelfing:Glückliche Gemeinde

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Gesunder Haushalt, kaum Kriminalität, offenbar zufriedene Bürger: In der Gemeinde läuft es gut

Von Annette Jäger, Gräfelfing

Der Teil, den die Bürgermeisterin als wichtigsten ansah, wurde dann zum kürzesten des Abends: die Fragen aus der Bürgerschaft. Zur Gräfelfinger Bürgerversammlung am Donnerstag kamen nur wenige Besucher ins Bürgerhaus; die überschaubare Schar ließ sich zu gerade mal fünf Anfragen hinreißen. "Es gibt gerade keine Aufregerthemen in Gräfelfing", sagte Bürgermeisterin Uta Wüst zu der geringen Besucher-Resonanz.

Im vergangenen Jahr standen die Beschwerden wegen Verkehrslärm durch die Autobahn A 96 und die Pasinger Straße im Mittelpunkt der Bürgeranfragen. In diesem Jahr äußerte sich lediglich ein Besucher zum Thema. Reinhard Fritz beschwerte sich, dass in Sachen Lärmschutz an der Autobahn - insbesondere die Installation der versprochenen stationären Blitzanlage - nichts passiert sei. Er sei deswegen "entsetzt" und "frustriert".

Das wollte die Bürgermeisterin (Interessengemeinschaft Gartenstadt Gräfelfing) nicht auf sich sitzen lassen. "Den Schuh ziehe ich mir nicht an, dass hier nichts passiert", entgegnete Uta Wüst. Doch Hoffnung auf eine baldige Lösung konnte sie dem Bürger auch nicht machen, im Gegenteil: Die Tempomessungen, die man per Gemeinderatsbeschluss in die Wege geleitet hat, um sicher zu gehen, dass sich die 250 000 Euro teure Blitzanlage auch lohnt, hat nach ihren Worten nicht die erwarteten Ergebnisse gebracht. "Die Überschreitungen sind minimal." Auch habe die Autobahndirektion Südbayern den geplanten Standorten der Anlage nicht zugestimmt. So einfach und schnell lasse sich das Thema nicht umsetzen. In Zukunft könnte es nach Wüsts Einschätzung noch komplizierter werden, da der Autobahnabschnitt künftig zentral von Berlin aus betreut werde.

Etwas Bewegung hingegen könnte in die Zukunft des Lochhamer Jahnplatzes kommen. Noch immer ist die Umgestaltung des Platzes blockiert, vor allem weil seit Jahren der Bau eines großen Geschäftshauses nicht vorankommt. Laut Wüst ist es seit diesem Jahr möglich, eine neue Variante des Bebauungsplans zu erstellen, wodurch das Areal als "urbanes Gebiet" ausgewiesen werden kann. So könnte auch ein Baugebot erlassen und eine Frist gesetzt werden, bis wann der Spatenstich erfolgen muss. "Das würde uns ein Türchen öffnen, das Zepter in die Hand zu bekommen." Vorher versuche man aber, mit dem Eigentümer eine Einigung zu erzielen, sagte die Rathauschefin.

"Vieles läuft gut in Gräfelfing", betonte die Bürgermeisterin in ihrem Bericht. Die Haushaltslage entwickle sich positiv, seit 2014 seien die Gewerbesteuereinnahmen um 45 Prozent gestiegen. "In vielen Bereichen sind wir top". So könne die Gemeinde den rechtlichen Anspruch auf Krippen- und Kindergartenplätze erfüllen. Als erfreulich bezeichnete sie auch die Kriminalitätsstatistik. "Gräfelfing hat einen sehr hohen Sicherheitsstandard", bestätigte Jürgen Bigott, stellvertretender Dienststellenleiter der Polizeiinspektion Planegg. Auf 1000 Einwohner kämen 36 Straftaten - in München seien es 79. Die meisten Delikte in Gräfelfing entfallen auf Trickbetrug: Betrüger geben sich als Polizisten aus und geben vor, das Vermögen der ausgewählten Opfer sicher zu verwahren. Im abgelaufenen Jahr gab es 15 Einbrüche zu verbuchen.

Für die Zukunft steht in der Gemeinde Gräfelfing der Bau der Dreifachturnhalle mit Schwimmbad auf dem Schulcampus an. Das Konzept für den Umbau des Alten- und Pflegeheims "Rudolf und Maria Gunst Haus" wird vorgestellt. Dazu sollen noch vor Jahresende die ersten Pläne zur Erweiterung der Heitmeiersiedlung und zum Neubau der Doemens Brauereifachschule im Gewerbegebiet präsentiert werden. Auch den Erwerb der Bundesflächen in der Steinkirchner Straße möchte die Gemeinde vorantreiben, um das Areal für Wohnungsbau zu sichern.

© SZ vom 28.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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