Gräfelfing:Es dreht sich wieder

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Einsatz für das Wasserrad: Helmut Degen (links vorne) packt mit seinen Mitarbeitern an. Auch Schreiner Björn Schillinger (Dritter von links, ganz in Schwarz) greift beherzt zu. (Foto: Catherina Hess)

Die Erneuerung des Gräfelfinger Wasserrads ist geglückt

Von Annette Jäger, Gräfelfing

In der Würm in Gräfelfing dreht sich wieder ein Wasserrad. Auch wenn es ein neues Rad ist, kennen Spaziergänger den vertrauten Anblick entlang des Kirchwegs. Denn schon seit 1998 schaufelt hier ein Wasserrad Würmwasser in einen Trog, das dann wieder zurück in den Fluss fließt. Vergangenen Herbst aber musste das alte, völlig verrottete Rad abmontiert werden, um es zu ersetzen. Der Germeringer Schreiner Björn Schillinger hat es nun detailgetreu nachgebaut, am Mittwochvormittag wurde es ins Wasser gelassen.

Das Wasserrad an dieser Stelle nahe der Kirche St. Johannes der Täufer hat längst keine Funktion mehr, es dreht sich nur zur Zierde. Gräfelfinger Hochzeitspaare lassen sich gerne davor ablichten. Es erinnert an das historische Wasserrad, dass um 1896 in einem heute nicht mehr vorhandenen Seitenarm der Würm das damalige Gut Lochham bis in die 1960er Jahre mit Wasser versorgte. Vor gut 30 Jahren regte Kurt Drexler, damals Mitarbeiter in der Liegenschaftsverwaltung der Gemeinde, an, wieder ein Wasserrad zu montieren. Gut zehn Jahre später, 1998, war dann das erste Rad aus Eiche fertig. An den Auftrag, eine zweite Version dieses Rads nachzubauen, ist Schreiner Schillinger durch Zufall gelangt. Es hatte sich herumgesprochen, dass die Gemeinde einen Schreiner sucht, der sich diesem eher ausgefallenen Auftrag stellt. Schillinger sah sich erst das alte Rad an, bevor er zusagte. "Schreinerisch ist das kein Hexenwerk, aber anspruchsvoll", sagte er am Mittwoch. Denn das Rad sollte eins zu eins nachgebaut werden und sich um die alte, noch vorhandene, aber verrostete Achse drehen. Der exakte Nachbau ist Schillinger gelungen, bis auf eine klitzekleine Abweichung: "Der Außenradius des Rads ist um einen Millimeter größer." Die Achse und die Radbänder wurden nur sandgestrahlt und neu lackiert.

Rund zwei Kubikmeter Holz hat Schillinger in den vergangenen zwei Monaten verbaut. Wegen der vielen Rundungen gab es viel Verschnitt. Das Rad selbst ist auch aus Eiche, die 24 Paddel aus Lärche, "die ist witterungsbeständiger und zäher, wenn Wasserdruck draufkommt." Das alte Rad hat 20 Jahre gehalten. Schillinger hofft, dass sich sein Nachbau auch so lange dreht.

© SZ vom 14.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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