Gräfelfing:Eine Frage, zwei Trassen

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Weg in die Zukunft: Das Gewerbegebiet wächst und schafft Verkehr. (Foto: Catherina Hess)

Gräfelfings Gemeinderäte geben Machbarkeitsstudie für Entlastungsstraße entlang des Gewerbegebietes in Auftrag

Von Annette Jäger, Gräfelfing

Die Gräfelfinger Gemeinderäte haben den Weg für eine Grundsatzentscheidung bereitet: Eine Machbarkeitsstudie soll Kosten und Nutzen einer Entlastungsstraße entlang des Gewerbegebietes untersuchen. Die Studie soll die Basis sein für den Beschluss darüber, ob die Straße gebaut wird oder nicht. Die Gemeinderäte des Ausschusses für überörtliche Angelegenheiten haben sich einstimmig für eine solche Analyse ausgesprochen; zwei verschiedene Trassenführungen sollen dabei geprüft werden.

Nachdem die Autobahndirektion Südbayern einer zusätzlichen Ein- und Ausfahrt für die Autobahn A 96 im Bereich des Gräfelfinger Gewerbegebietes zugestimmt hat, steht der Bau einer kommunalen Entlastungsroute als Umgehungsstraße wieder auf der Agenda. Die neue Straße soll die Pasinger Straße dergestalt entlasten, dass jene Autofahrer, die zum Campus Großhadern und dem Biotech-Standort Martinsried unterwegs sind, schon an der Autobahn umgeleitet werden. Die Straße wäre ein Teilstück jener Umgehung, die vor vier Jahren per Bürgerentscheid abgelehnt wurde.

Zwei Trassenführungen kommen in Frage. Die große Variante könnte östlich des Gewerbegebietes direkt von der Autobahn zum Neurieder Weg führen; hier wären deutliche Eingriffe in den Bannwald erforderlich. Bei der zweiten, kleineren Variante, könnte die Umgehungsstraße auf die Seeholzenstraße und weiter über den Lochhamer Schlag auf den Neurieder Weg führen; bei dieser Lösung würde der Bannwald weitgehend verschont.

Wie heftig der Bau der Entlastungsstraße unter den Gemeinderäten umstritten ist, wurde in der Diskussion abermals deutlich. Uneinig sind sich die Kommunalpolitiker vor allem darüber, ob diese Trasse wirklich eine langfristige Entlastung darstellt. Während Günter Roll (Bürgerverein Gräfelfing-Lochham) davon überzeugt ist, dass sich der Verkehr auf Pasinger und Entlastungsstraße verteilen wird, sind sich die Gegner sicher, dass eine Straße zusätzlichen Verkehr anziehen wird. Walter Frank (CSU) warnte vor der Möglichkeit, dass Autofahrer die Umgehung dazu nutzen könnten, über Großhadern auf die Garmischer Autobahn A 95 zu gelangen, um so die stark überlastete Laimer Ausfahrt an der A 96 zu umgehen. Diese Befürchtung teilt auch Franz Lang (SPD): "Viel neuer Verkehr wird dann durch unser Gewerbegebiet fahren", sagte er.

Auch alte Differenzen über die vor vier Jahren abgelehnte, große Umgehungsstraße lebten wieder auf. Marion Appelmann (CSU) wies darauf hin, dass man nun erneut vor der Situation wie seinerzeit beim Bürgerentscheid stehe: "Es hat sich nichts geändert, wir hätten die Straße vor vier Jahren in trockenen Tüchern gehabt". Damals sei die Fraktion der Interessengemeinschaft Gartenstadt Gräfelfing (IGG), der Bürgermeisterin Uta Wüst angehört, Gegner der Straße gewesen. Nun sei man plötzlich für den Bau einer kleineren Variante der Straße. "Ich verstehe den Wandel nicht", wunderte sich Appelmann.

Bürgermeisterin Wüst betonte, dass gemäß der alten Planung für die große Umgehungsstraße die Gräfelfinger Autobahnausfahrt in Richtung Gewerbegebiet verlegt werden sollte; nun hingegen soll eine Ein- und Ausfahrt hinzukommen. Eben das macht für Wüst einen entscheidenden Unterschied. Appelmann dagegen machte klar, dass sie eine zweite Ein- und Ausfahrt für die Autobahn grundsätzlich ablehnt. Sie befürchtet, dass sich nach einer kurzfristigen Entlastung durch den Straßenneubau langfristig auf der Pasinger- und der Entlastungsstraße der Verkehr staut.

Die Gemeinde müsste den Bau der neuen Straße weitgehend selbst finanzieren; die einst geplante Umgehungsstraße wäre größtenteils auf Staatskosten gebaut worden. Auch jetzt könnten Zuschüsse beantragt werden, aber sicherlich nicht in dem Ausmaß wie damals, stellte Markus Ramsauer vom Bauamt fest. Thomas Heidenreich (CSU) pochte darauf, dass mit der Studie auch geprüft werden muss, welche finanziellen Zuschüsse in Frage kommen und was der Unterhalt langfristig kostet.

Eine weitere Verkehrsanalyse soll klären, ob die Würmtalstraße von vier auf zwei Spuren verschmälert werden kann; die dadurch zu gewinnenden Flächen könnten für den Wohnungsbau verwendet werden. Laut Ramsauer werden bei der Untersuchung dort zwei Szenarien berücksichtigt - einmal mit, einmal ohne Entlastungsstraße.

© SZ vom 22.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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