Gräfelfing:Die Lösung liegt im Schacht

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Für die Sanierung des Gräfelfinger Kraftwerks Kraemermühle haben Ingenieure nun doch noch eine effiziente Technik gefunden - es ist aber nicht klar, ob dann in der Würm genügend Wasser verbleibt

Von Annette Jäger, Gräfelfing

Für das alte und unrentable Wasserkraftwerk Kraemermühle in Gräfelfing zeichnet sich eine neue Lösung ab. Nachdem der Ausschuss für Umweltfragen mehrmals unterschiedliche Techniken hat prüfen lassen, weist nun alles auf ein sogenanntes Schachtkraftwerk als optimale Variante für den Standort hin. Mit dieser Variante hatte sich der Ausschuss schon vor fast zweieinhalb Jahren befasst. Erst jetzt will die Kommune einen Genehmigungsantrag stellen. Sollten die Behörden dem Antrag nicht zustimmen, soll die bestehende Anlage saniert werden.

Mit der Kraemermühle hat es sich der Ausschuss nicht leicht gemacht. Das bestehende Wasserkraftwerk ist noch nicht einmal 30 Jahre alt und schon völlig unbrauchbar. Es verursacht Kosten, anstatt durch effiziente Stromerzeugung Gewinne abzuwerfen. In den vergangenen gut zwei Jahren haben Ingenieure unterschiedliche Techniken geprüft. Zuletzt dachte man auch darüber nach, das Wasserwerk komplett aufzugeben. Eine finale Untersuchung durch Ingenieur Stefan Wöllisch bestätigte schon frühere Einschätzungen, dass eine sogenannte Wasserkraftschnecke an der Stelle nicht wirkungsvoll arbeiten kann. Um das Kraftwerk effizient zu betreiben, müssten es schon zwei statt nur einer Schnecke sein. Dafür sei aber nicht genug Platz vorhanden. Auch sei die Wasserschneckentechnik sehr laut. "Ich kann das nicht zu 100 Prozent empfehlen", machte Wöllisch den Gemeinderäten im jüngsten Umweltausschuss klar.

Er plädierte vielmehr für das rund 1,2 Millionen Euro teure Schachtkraftwerk, das vor mehr als zwei Jahren, als es erstmals den Politikern vorlag, noch ein Pilotprojekt gewesen wäre. Inzwischen wurde es schon an anderen Orten gebaut. Auch für Gräfelfing wäre es die optimale Lösung, meinte Wöllisch. Das Fischabstiegskonzept sei optimal, Treibgut und angeschwemmte Gegenstände könnten gut durchgeleitet werden. Eine Hürde sei allerdings noch zu nehmen, damit die Investitionskosten in einer vernünftigen Relation zur möglichen Stromgewinnung stünden: Die Wassermenge müsste erhöht werden. Bisher laufen drei Kubikmeter Wasser pro Sekunde durch das vorhandene Kraftwerk. Für das Schachtkraftwerk seien fünf bis sechs Kubikmeter pro Sekunde nötig. Ob die verbleibende Restwassermenge in der Würm ökologisch zu vertreten ist, muss nun über ein Genehmigungsverfahren mit den Behörden geklärt werden. Für das aufwendige Verfahren kann die Kommune auf 40 000 Euro an Fördergeldern zurückgreifen.

Sollte die Genehmigung scheitern, wird der Bestand saniert, was rund 650 000 Euro kosten würde. Die alte Turbine würde dann optimiert, ein neuer Rechen eingebaut, der das Treibgut besser ableitet. Ein Abbau der gesamten Anlage war für die Gemeinderäte in der Sitzung keine Option mehr. Denn auch der Rückbau kostet Geld, und am verbleibenden Wehr müsste immer noch der Wasserspiegel konstant gehalten werden. Dann doch lieber auch noch Strom mit der Anlage gewinnen, lautete der Tenor.

© SZ vom 12.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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