Gräfelfing:Auf der Suche nach der richtigen Kur

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Nach zweieinhalb Jahren liegt für das Alten- und Pflegeheim Rudolf-und-Maria-Gunst-Haus ein Konzept für die Ausrichtung vor - nun muss der Gemeinderat über die beiden Varianten Modernisierung oder Abriss entscheiden

Von Annette Jäger, Gräfelfing

"Ganzheitliches Wohnen" soll künftig im Alten- und Pflegeheim Rudolf-und-Maria-Gunst-Haus im Gräfelfinger Ortsteil Lochham möglich sein. Das Konzept zur Modernisierung des Heims wurde in der jüngsten Sitzung des Gräfelfinger Bauausschusses vorgestellt: Verschiedene Formen der Pflege - von betreutem Wohnen bis zur vollstationären Versorgung - sollen in das Haus integriert werden. Ergänzend ist ein sogenannter Marktplatz mit Kiosk, Ärzten, einem Lebensmittelmarkt und einem Café vorgesehen, um das Haus attraktiver zu machen und nach außen zu öffnen. Die Projektgruppe, die das Konzept erstellt hat, empfiehlt einen kompletten Neubau der Einrichtung. Die Kosten werden auf rund 30 Millionen Euro veranschlagt.

Seit Ende 2016 ist die Gemeinde selbst Betreiber des Alten- und Pflegeheims und hat damit nach 30 Jahren die Leitung durch das Bayerische Rote Kreuz (BRK) abgelöst. Eine Klausurtagung der Gemeinderäte über die Zukunft des sanierungsbedürftigen Heims fand schon im Mai 2015 statt, gefolgt von zwei Workshops. Jetzt liegt ein erstes Konzept vor. Ein Ergebnis der Untersuchungen ist es, dass Gräfelfing auch in Zukunft nicht noch mehr vollstationäre Pflegeplätze, sondern neue Versorgungsformen benötigt. Im modernisierten Alten- und Pflegeheim soll deshalb künftig auch eine Tagespflege angeboten werden, auch Kurzzeitpflege ist vorgesehen. Das Leben soll in verschiedenen stationären Wohngemeinschaften mit jeweils einer gemeinsamen Küche stattfinden.

Ebenso ist betreutes Wohnen geplant, in welchem Umfang ist noch strittig. Mindestens sollen es 30 Wohneinheiten sein, maximal sind 120 denkbar, sagte Hartmut Joithe. Zusammen mit Michael Settgast bildet er das Geschäftsführungsteam der kommunalen Gunst-Haus gGmbH. Beide gehören auch der Projektgruppe an, die das Zukunftsmodell des Hauses entwickelt hat. Mit dabei sind auch Bauamtsleiterin Elisabeth Breiter, Architekt Timo Lochner und zwei Pflegeexperten.

Die Gemeinderäte müssen nun die Entscheidung treffen: Entweder wird das Heim komplett neu gebaut; oder es wird ein Gebäudekomplex für die vollstationäre Pflege angebaut sowie der Altbestand saniert und weiterverwendet. Zwischen einem kompletten Neubau und der Sanierungsvariante liegt eine Differenz von rund vier Millionen Euro. Zu entscheiden ist auch, wie viel Mitspracherecht sich die Gemeinde in Zukunft bei der Führung des Hauses sichern will. Gibt die Gemeinde das Projekt an einen Investor ab? Oder bleibt sie selbst Betreiber und das eigene kommunale Wohnungsunternehmen Gemeindebau Gräfelfing GmbH tritt als Investor auf? Letztere Variante wünscht sich die Projektgruppe. Verwundert zeigte sich Brigitte Braun (CSU) von diesem Vorschlag. Es sei immer die Idee gewesen, einen neuen, externen Betreiber zu finden. Sie plädierte dafür, frühzeitig einen Kandidaten in die Planung mit einzubeziehen. "Wenn wir zu viel vorgeben, haben wir nur wenig Auswahl an Betreibern."

Insgesamt nahmen die Gemeinderäte die Präsentation kritisch auf. Florian Ernstberger (Bürgerverein Gräfelfing-Lochham) ging der gesamte Prozess zu langsam. Nach zweieinhalb Jahren sei man nicht sehr viel weiter, monierte er. Unklar war ihm auch, worüber die Fraktionen nun genau beraten sollten. Die präsentierten Zahlen und Bauvarianten hinterließen im Gremium mehr Verwirrung als Klarheit. Auch Bauberater Berthold Ziersch wünschte sich präzisere Zahlen und eine genauere Kalkulation. Er regte an, Teile des Altbestands zu erhalten, um Pflegebedürftigen mit wenig Geld eine kostengünstigere Unterbringung zu ermöglichen. "Das würde der Gemeinde gut zu Gesicht stehen."

Als nächstes muss der Gräfelfinger Gemeinderat die Grundsatzentscheidung treffen, wie das Alten- und Pflegeheim künftig betrieben werden soll. Dieses Jahr soll darüber aber nicht mehr beraten werden, heißt es.

© SZ vom 28.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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