Das Licht geht aus, es wird still im Saal. Eine Gruppe schwarz gekleideter Tänzerinnen wirbelt über die Bühne, in der Mitte die 13-jährige Michelle in einem roten Kleid. Begleitet von dem eigens für diesen Auftritt geschriebenen, live gespielten Song "Feet on the Ground" der Band vanGoy erzählt die Tanzformation in ausdrucksstarken Bewegungen die Geschichte eines Mädchens, das anders ist als die anderen. Der Applaus unterstreicht, dass die 17 Tänzerinnen der Münchner Ballettschule von Christiane Böhm eine beeindruckende Performance gezeigt haben.
"Wir sind superzufrieden, alles hat gut geklappt", freut sich Michelle. Sie ist eine von mehr als 530 Tänzerinnen und Tänzern aus München und dem Umland, die am Samstag beim dritten Landeswettbewerb "Jugend tanzt" im Anton-Fingerle-Zentrum in Giesing angetreten sind. In vier Kategorien - "Modern", "Ballett", "Zeitgenössisch/Aktuell" und "Volkstanz" - präsentieren Kinder und Jugendliche in drei Altersklassen ihr Können. Das Programm ist umfangreich: 33 bayerische Verbände, Vereine und Tanzschulen sind mit insgesamt 51 Beiträgen im Wettbewerb. Kein Wunder, dass es am Ort des Geschehens viel zu sehen gibt, darunter fantasievolle Kostüme, traditionelle Folklore, akrobatische Höchstleistungen und Geige spielende Tänzer. Vor allem: viele junge Menschen, die mit Leidenschaft dabei sind.
"Die Teilnehmer sind ehrgeizig, sie wollen den Wettbewerb und die sportliche Konfrontation", sagt Matti Goldschmidt, Vorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft Tanz in Bayern (LAG), der unter großem persönlichen Einsatz den Wettbewerb mit Gabriele Neumann-Staeffler auf die Beine gestellt hat. "Hier geschieht aber alles im Freundschaftlichen; es geht nicht um die Konkurrenz, sondern um den gemeinschaftlichen Spaß und darum, miteinander zu lernen und sich auszutauschen", sagt er.
Seit 2004 veranstaltet der Deutsche Bundesverband Tanz (DBT) in Paderborn alle zwei Jahre einen bundesweiten Tanzwettbewerb für Kinder und junge Erwachsene; in Bayern fand 2012 die erste Landesveranstaltung unter dem Titel "Jugend tanzt" statt, die Goldschmidt seitdem mit der LAG organisiert. Gefördert wird das Projekt vom Sportreferat der Landeshauptstadt München; für die Zukunft erhoffen sich die Organisatoren auch Unterstützung von Sponsoren für das Jugendprojekt. Die Gewinner des Bayern-Wettbewerbs fahren im Mai 2017 zum Bundesentscheid nach Paderborn; sie qualifizieren sich, indem sie in München für ihren Auftritt eine Gesamtbewertung von mindestens 52 Punkten erhalten. In jeder Kategorie kann es drei Gewinner geben - wenn die Qualität stimmt. "Wir beurteilen die Beiträge nach vier Hauptkriterien", erklärt Margit Keikutt, Leiterin der fünfköpfigen Jury. Dazu zählen die Choreografie, bei der Technik, Raumgestaltung und Dramaturgie ins Auge gefasst werden; ebenso gehört die tanztechnische Umsetzung, die anhand von Stilsicherheit, Ausführung von Bewegungen, Kontrasten und Raumformen bewertet wird, in die Wertung. Außerdem spielen das Timing und der Bezug zur ausgesuchten Musik eine wichtige Rolle. Keikutt nennt überdies die Gesamt-Präsentation als Kriterium. Die Jury beurteilt, ob der Ausdruck stimmt, die Kostüme passend ausgesucht sind, die Gruppe sich synchron bewegt und die Tänzer insgesamt auf der Bühne interagieren. Bei den vielseitigen Beiträgen will die Jury allen gerecht werden. "Es steckt viel Engagement und Arbeit in jedem einzelnen Beitrag, und uns ist besonders wichtig, diesen Einsatz zu würdigen", sagt Keikutt.
Am Ende dieses langen durchtanzten Tages stehen die Sieger fest: Zum Bundesentscheid fahren die "Move Gang" des TSV Neuried, die "Celtic Colleens" vom Theresia-Gerhardinger-Gymnasium, die Ballettschule On Point aus Haßfurt mit ihrem Beitrag "Tanz der Winzerinnen und Winzer", der TanzRaum Roßtal sowie die Münchner Tanzschule Christiane Böhm, deren drei Beiträge mit den Titeln "Molto Vivace", "Wie gewonnen, so zerronnen" und "Feet on the Ground" allesamt überzeugen konnten. Schon 2014 gewann eine Formation der Münchner Tanzschule den Landes-und Bundeswettbewerb. Es wir sich zeigen, ob sie ihren Titel in Paderborn verteidigen können.