Geschichtsträchtig:Resignation statt Restauration

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Das Glockenspiel im Olympiapark droht endgültig zu verstummen

Von Julian Raff, Olympiapark

Gut 45 Jahre, nachdem das Carillon im Olympiapark erstmals erklang, ist das Glockenspiel am Coubertinplatz jetzt wohl endgültig Geschichte. Die Wiederaufstellung des 2007 beim Umbau der Olympiahalle abmontierten und seither in einem Betriebsraum der Stadtwerke eingelagerten Großinstruments rückt in weite Ferne, nachdem der Milbertshofener Bezirksausschuss (BA 11) sein Drängen aufgegeben hat. Der BA hatte in den vergangenen Jahren wiederholt gefordert, das von niederländischen Gießern gefertigte, 50 Töne umfassende Glockenensemble wieder zum Klingen zu bringen. Die Milbertshofener hatten den Wunsch im Sommer auf der Bürgerversammlung bekräftigt, sie fordern einen Wiederaufbau, wo auch immer im Park.

Laut Wirtschaftsreferat fehlen mittlerweile einzelne Glocken sowie Fundament, Gerüst und Elektronik - die Aufstellung käme also einer Restaurierung gleich. Als größeres Hindernis hat sich nach drei Ortsterminen mit Hörproben aber ein Interessenkonflikt zwischen Denkmal- und Schallschutz erwiesen: Ertönte das Carillon 1972 noch auf freiem Platz vor der Halle, essen, trinken und ratschen heute nur wenige Meter entfernt die Gäste des mit dem Hallenumbau erweiterten Biergartens, dessen Betrieb durch Glockenklang in Discolautstärke beeinträchtigt würde, wie die Olympiapark GmbH geltend macht.

Die vom BA vorgeschlagene Verlegung nach Südwesten, in Richtung Stadionrand, lehnen hingegen die Denkmalschutzbehörden ab, da das Parkensemble so verfälscht werde. Nachdem sich OB Dieter Reiter (SPD) im August 2015 dieser Sicht angeschlossen hatte, diskutierte und verwarf der BA noch diverse Ideen von der Schalldämpfung bis hin zum stummen Glockenspiel - allerdings machte sich langsam Resignation breit. Denkbar knapp, mit 15 zu 15 Stimmen, verfehlte nun ein Antrag die Mehrheit, der vorsah, sich mit der Antwort auf den jüngsten Bürgerantrag erst gar nicht zu befassen. Wenig überraschend erklärt das Wirtschaftsreferat darin, es gebe weder im Olympiapark noch anderswo in München einen Alternativstandort.

Ein hauptsächlich von der SPD getragener Antrag, trotzdem an alten Beschlüssen festzuhalten, unterlag anschließend mit 16 zu 14 Stimmen - begleitet vom Lob der eigenen Standhaftigkeit bei den Sozialdemokraten und der aus CSU-Reihen ironisch geäußerten Vorfreude auf weitere, sinnlose Ortstermine.

© SZ vom 15.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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