Kritik:Glanz und Abschied

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Der Hornist Wolfgang Gaag im Jahr 2015. (Foto: privat)

Das Blechblas-Ensemble German Brass im Herkulessaal. Ein letztes Mal mit Hornist Wolfgang Gaag.

Von Harald Eggebrecht

Am Ende dieses klanglich ein wenig kompakten, sonst aber durchaus glänzenden und witzigen Festabends im Herkulessaal kam neben Ausgelassenheit eine Mischung aus Feierlichkeit, Dankbarkeit und unmittelbarer Wehmut auf: Denn ein Gründungsmitglied des weltbekannten Blechblas-Ensembles German Brass wurde bei diesem Konzert am 2. Weihnachtsfeiertag verabschiedet - unter Ovationen des Publikums und der Kollegen. Schon seit 1974 existiert die Formation, die als Quintett begann und sich 1985 dann auf zehn Bläser erweiterte.

Zuvor hatten die Zehn Bach-Arrangements ebenso seriös wie gespannt gespielt, hatten sie Richard Eisenbergs "Petersburger Schlittenfahrt" fetzen lassen, mit einem ukrainischen Weihnachtslied oder Engelbert Humperdincks "Abendsegen" aus "Hänsel und Gretel" gerührt und mit Weihnachtshits aus der ganzen Welt klangsattes Vergnügen bereitet. Mitten unter ihnen der grandiose Hornist Wolfgang Gaag, 1943 in Waldsassen geboren.

"Wie machen Sie das bloß?" Das fragte Celibidache.

Gaags Ruf haftet etwas Legendäres an: Solohornist zuerst bei den Bamberger Symphonikern, dann beim RSO Stuttgart und vor allem von 1982 bis 1996 bei den Münchner Philharmonikern in deren Zeit mit Sergiu Celibidache. Unvergesslich der Anfang der 4. Symphonie von Anton Bruckner: Die Streicher breiten ein magisches Pianissimo-Klanggespinst aus, auf dem "wie ein Naturlaut" (Mahler) das Horn zauberisch erscheint. In einer Probe klopfte Celibidache bewegt ab: "Wolfgang, wie machen Sie das bloß?" Gaag daraufhin vergnügt: "Mit Gewalt!" Großes Gelächter.

Gaag war inspirierender Hornprofessor, ist bis heute Blechbläsercoach bei Orchestern, beobachtet scharf die Entwicklung der Orchester- und Dirigentenszene, kann fachmännisch die Akustiken von alten und neuen Konzertsälen kommentieren. Und er ist unerschöpfliche Quelle von Orchestererfahrungsgeschichten. Hornkollege Klaus Wallendorf, seit 1985 bei German Brass und deren durch trockenen Witz unpathetischer Moderator, würdigte ihn mit herzlich ironischem Gedicht. Alle feierten "den Gaag", ohne den German Brass nun allein zurechtkommen muss.

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