Gerichtsprozess:Fahrgäste müssen prügelnde Busfahrer trennen

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  • Am 3. Juli letzten Jahres ist ein 54-jähriger Busfahrer auf einen jüngeren Arbeitskollegen losgegangen. Die beiden mussten von Fahrgästen getrennt werden.
  • Der Ältere steht derzeit wegen gefährlicher Körperverletzung vor Gericht.
  • Sein Kontrahent sagte aus, dass sein Kollege mehrmals ausfallend gewesen sei.

Von Christian Rost

Das war keine Werbung für die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG), sondern "verdammt peinlich", wie es ein Zeuge ausdrückte. Am 3. Juli vergangenen Jahres prügelten sich zwei Busfahrer vor einem vollbesetzten Linienbus in Steinhausen. Fahrgäste und Anwohner mussten die Männer trennen. Beide wurden verletzt und kamen ins Krankenhaus, einer sogar mit einem Rettungswagen. Seit diesem Montag muss sich der mutmaßliche Aggressor dieses handfesten Streits vor dem Amtsgericht verantworten.

Staatsanwalt Florian Weinzierl wirft dem Angeklagten Alexander K. gefährliche Körperverletzung vor. Der 54-Jährige soll an jenem Donnerstagabend gegen 22 Uhr seinen Kollegen Dragan M. aus nichtigem Grund beleidigt, geschlagen, getreten und auch mit einem Kugelschreiber auf ihn eingestochen haben. Der Übergriff erfolgte an der Haltestelle vor dem Betriebshof der MVG in Steinhausen, wo Dragan M. seine Fahrt mit der Linie 190 beendete, um in die Pause zu gehen, und das Fahrzeug an seinen Kollegen K. übergab.

Alexander K. war schon mal ausfallend

Nach den Angaben des 36-jährige M. war er etwa einen Monat zuvor schon einmal mit dem Kollegen wegen einer Nichtigkeit ananeinandergeraten. Am Bahnhof Trudering sollte der Jüngere das Fahrzeug vom Älteren übernehmen. Alexander K. habe aber nicht an dem für die Übergabe vorgesehenen Halt gestoppt, sondern sei noch ein Stück weiter gefahren, so M. Als er ihn dann nach dem Grund für sein Verhalten gefragt habe, sei der Angeklagte hochgegangen und habe ihn derb beleidigt. Dragan M. meldete den Ausraster seines Kollegen der Betriebsleitung. Der Gruppenleiter habe daraufhin nur gesagt: "Das Maß ist voll. Das wird Konsequenzen haben."

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Offenbar bekam Alexander K. tatsächlich Ärger mit seinen Vorgesetzten, jedenfalls hatte er laut Anklage beim erneuten Zusammentreffen mit seinem Kollegen eine Mordswut im Bauch. Dragan M. schildert es so: "Ich war mit dem vollbesetzten Bus Richtung Messestadt Ost unterwegs und wollte ihn in Steinhausen übergeben." Sein Kollege sei aber nicht etwa eingestiegen, sondern habe ihm an der Bustür sofort wieder Beleidigungen wie "Wichser" an den Kopf geworfen und ihn am Arm gepackt.

Prügelei vor Fahrgästen

Er habe dann "Du Vogel, lass mich los" zu ihm gesagt und ihn ebenfalls beschimpft. Ein Zeuge im Bus - ebenfalls ein bei der MVG angestellter Kraftfahrer - sah dann seinen Kollegen M. weggehen, woraufhin K. ihm nachsetzte und zu einem Faustschlag ausholte. M. konnte sich wegducken und den Angreifer in ein Gebüsch schubsen. Der Angeklagte soll sich aber gleich wieder aufgerappelt haben und erneut mit aufgerissenen Augen und vor Wut zitternd auf den Kollegen losgegangen sein. "Wie ein Dämon" habe K. ihn angesprungen, so M.

Die Leute im Bus müssen sich vorgekommen sein wie im falschen Film, jedenfalls sahen sie die Linenbusfahrer nun heftig miteinander kämpfen. Alexander K. soll dabei mit einem Kugelschreiber in der Hand auf seinen Kollegen eingestochen haben. Drei Mal sei er am rechten Arm getroffen und verletzt worden, so Dragan M. Amtsrichterin Sonja Birkhofer-Hoffmann will von einem Zeugen wissen, ob er auch Tritte bei dem Kampf gesehen habe. "Gedredn is genuch wordn", antwortet der Mann im schönsten Sächsisch.

Die Auseinandersetzung endete damit, dass M. den Angeklagten mit zwei gezielten Faustschlägen niederstreckte, woraufhin dieser das Bewusstsein verlor. Vor Gericht sagt Alexander K., er könne sich an nichts mehr erinnern. Bei der MVG arbeitet er nicht mehr, er hat einen Aufhebungsvertrag unterschrieben. Der Prozess wird fortgesetzt, es sollen noch weitere Zeugen gehört werden.

© SZ vom 14.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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