Gemeinderat:Schmerzhafter Eingriff im Bannwald

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Strittiger Punkt: Laut der Firma Glück würden täglich 186 Lkw-Fahrten anfallen, die Gräfelfinger Verwaltung erwartet 332 Kieslaster pro Tag. (Foto: Robert Haas)

Der von der Firma Glück geplante Kiesabbau im Planegger Holz stößt bei Gräfelfings Gemeinderäten mehrheitlich auf deutliche Ablehnung. Sie sehen unter anderem Klima- und Naturschutzziele gefährdet

Von Annette Jäger, Gräfelfing

Die Gräfelfinger Gemeinderäte lehnen den geplanten Kiesabbau der Firma Glück im Planegger Holz mehrheitlich ab. Damit folgen sie einer Einschätzung der Verwaltung, dass das Vorhaben sich nicht mit den Absichten verträgt, Wald zu erhalten, Klima zu schützen und Erholungsflächen sicherzustellen. Diese Stellungnahme des Ausschusses für überörtliche Angelegenheiten hat jedoch nur vorberatende Funktion. Die finale Abstimmung obliegt dem gesamten Gemeinderat. Hinzukommt, dass der Beschluss nur als Stellungnahme in das laufende Raumordnungsverfahren einfließt. Entscheiden kann die Gemeinde nicht über den Kiesabbau.

Die Einschätzung der Verwaltung hinsichtlich des geplanten Kiesabbaus auf einer Fläche von 24,4 Hektar im Planegger Holz, auch Dickwiese genannt, ist eindeutig: Das Vorhaben sei nicht vereinbar mit den Zielsetzungen, die für diesen Bereich gelten. Das Planegger Holz liegt westlich von Planegg, zwischen der Anschlussstelle Germering-Süd der Autobahn A 96 und der Germeringer Straße. Das Gebiet liegt nicht nur im regionalen Grünzug, es ist auch als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen und es handelt sich um Bannwald.

Für den Abbau von Kies ist das Gebiet bislang nicht im Regionalplan vorgesehen. Dafür stehen drei Vorrang- beziehungsweise Vorbehaltsflächen von insgesamt 3800 Hektar zur Verfügung: im Forst Kasten, bei Oberpfaffenhofen und westlich von Gilching. Ein viertes Abbaugebiet erscheine "unverhältnismäßig" und sei nicht im öffentlichen Interesse, argumentierte Bauamtsleiter Markus Ramsauer in der Sitzung am Donnerstag. Darüber hinaus hält die Verwaltung die von der Firma Glück angegebenen Zahlen der nötigen Lkw-Fahrten von der Kiesgrube ins Werk für zu niedrig angesetzt. Statt der genannten 186 Fahrten sei mit mindestens 332 Fahrten pro Tag zu rechnen. Das belaste die Wohnquartiere.

Die Mitglieder des Ausschusses zeigten sich mehrheitlich erfreut über dieses ablehnende Votum. Franz Lang (SPD) und Jörg Scholler (FDP) betonten, dass zudem Verfüllmaterial knapp sei und eine Verfüllung der Gruben nach dem Abbau nicht gewährleistet sei. Joachim Bender (Grüne/Unabhängige Liste) betonte, dass es kein Grund sein könne, den Kiesabbau zu genehmigen, nur weil die Firma Glück sich mit dem Waldeigentümer geeinigt habe. Als "naiv bis dilettantisch" bezeichnete es gar Mathias Pollok (Interessengemeinschaft Gartenstadt Gräfelfing) wie hier mit Wald umgegangen werde.

Einzig die CSU-Fraktion und Günter Roll (Bürgerverein Gräfelfing-Lochham) verteidigten das Vorhaben. Es sei "zeitgeistig", gegen wirtschaftliche Entwicklungen zu stimmen, wenn dabei Landschaft zerstört werde, kritisierte Petra Schmid (CSU). Roll setzte auf einen Kompromiss: "Setzen wir uns mit Glück zusammen und probieren es miteinander" - wenn Glück den Kies nicht abbaue, werde dieser von woanders hertransportiert.

© SZ vom 13.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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