Gastronomie:Zum Geburtstag ein Neuanfang

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Im Rausch der Farben: Wirtin Birgit Netzle (blaues Kleid) mit Carolin Reiber (grün) sowie Alice und Ellen Kessler (schwarzgrau und rot). (Foto: Stephan Rumpf)

Promi-Wirtin Birgit Netzle verlässt nach 27 Jahren das Asam-Schlössl und München

Von Franz Kotteder

Abschiedsabende tragen ja immer so den Makel in sich, dass man mit fortschreitender Stunde womöglich zur Erkenntnis gelangt: Früher war alles besser. Dies könnte zweifellos auch über dem Abschied von Birgit Netzle aus dem Asam-Schlössl stehen. Denn "die bekannte Münchner Promi-Wirtin", wie sie in den bunten Blättern immer genannt wird, feiert am Donnerstagabend in ihrem hübschen Lokal, das einst dem Rokokokünstler Cosmas Damian Asam als Landsitz diente, nicht nur ihren 66. Geburtstag, sondern zugleich auch, nach 27 Jahren, den Abschied aus München. Sie will das Leben mit ihrer neuen Liebe, dem ehemaligen Frauenarzt Erlend Dorazil, künftig in Abensberg genießen. Manche Gäste rätseln zwar, ob das Genießen dort wirklich besser geht als in München - aber gut: Jeder, wie er's mag.

Mit wehmütiger Rückschau hält sich eine Birgit Netzle jedenfalls nicht auf. Lieber versammelt sie Familie, Freunde von einst und jetzt sowie liebe Stammgäste um sich, um bei einem bayerisch unterfütterten Menü nach Art des Hauses schön zu feiern. Da finden dann der Schlagersänger Patrick Lindner mit Ehemann Peter Schäfer und Hund Obelix ebenso zusammen wie die Kessler-Zwillinge Alice und Ellen mit der Fernsehmoderatorin Carolin Reiber. Netzles Wirtinnenstammtisch ist da, und es gibt einen Tisch für die Alten Herren aus der ehemaligen Studentenverbindung von Erlend Dorazil. Der Komponist Christian Bruhn ist da, nach halbelf trifft dann auch noch Katja Ebstein ein: Sie hatte am Abend noch ein vorweihnachtliches Konzert in Dresden gegeben und fuhr dann mal eben schnell nach München, um ihrer Freundin zum Geburtstag zu gratulieren. Wunder gibt es immer wieder, um ihren Hit von 1970 zu zitieren.

Die beiden Augustinervorstände Martin Leibhard und Werner Mayer haben zwar vor, nichts zur Nachfolge im Asam-Schlössl zu sagen, um vom eigentlichen Anlass des Festes nicht abzulenken. Aber das nimmt ihnen Netzle in ihrer kurzen Ansprache gleich selber ab: Shane McMahon, der irische Spitzenkoch aus dem Dreimühlenviertel, übernimmt das Lokal. Sein Shane's Restaurant wird er im Juli schließen, im September 2020 soll dann das neue Asam-Schlössl eröffnen, nach größeren Umbauarbeiten. "Schweinsbraten und Jakobsmuscheln", ist von McMahon zu hören, "beides ist im Asam-Schlössl möglich." Es wird also auch weiterhin bayerische Küche geben.

Zur Feier des Tages lässt Netzle dann noch von Wirtelegende Richard Süßmeier eine Speisekarte des Asam-Schlössls aus dem Jahr 1949 versteigern. Damals kostete die Halbe Augustiner 30 Pfennige. Beim Gebot von 120 Euro sagt er nur: "Dafür machen wir höchstens eine Fotokopie", und den Zuschlag bekommen schließlich Leibhard und Mayer, die jeweils 200 Euro bieten. Zu den Preisen von damals wären das etwa 13 Hektoliter Bier gewesen. Manches war früher eigentlich gar nicht so schlecht.

© SZ vom 21.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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