Ein wenig erstaunt war Bürgermeister Manuel Pretzl (CSU) schon, als er erfuhr, dass sich der Bündnispartner SPD schon so gut wie festgelegt hat. Aus dem fast eine halbe Milliarde Euro teuren Komplettumbau des Gasteigs soll eine abgespeckte Sanierung plus akustische Verbesserung der Philharmonie werden - das schlagen die Sozialdemokraten nicht nur vor, das haben sie bereits beschlossen, wie ihre die Stadtratskollegen bei einem interfraktionellen Treffen erfuhren, das auf Wunsch der Grünen zustande gekommen war. Bei Pretzl wie auch bei den Grünen hält sich die Begeisterung für diese, von der SPD favorisierte Variante in sehr engen Grenzen. Denn sie würde ebenfalls eine mehr als vierjährige Schließung des Kulturzentrums bedeuten, sie wäre mit 270 bis 300 Millionen Euro auch kein Schnäppchen, und sie böte vergleichsweise bescheidene Verbesserungen für die Besucher von Stadtbibliothek und Volkshochschule. Und die sind eigentlich viel mehr als das Publikum in der Philharmonie.
Die Sozialdemokraten aber sehen in der aktuell verfahrenen Lage kaum eine Chance, den eigentlich geplanten großen Wurf noch umzusetzen. In dem gerichtlich gestoppten Wettbewerbsverfahren könnten die Einsprüche gescheiterter Konkurrenten zur Folge haben, dass ein vermeintlich objektives Kriterium wie das Architektenhonorar letztlich den Ausschlag gibt. Und nicht die Qualität des Entwurfs. Dazu fürchtet die SPD einen Konflikt mit den Inhabern der Urheberrechte, die den Bau blockieren oder verzögern könnten. Absurd wäre das, findet nicht nur die SPD. Vor diesem Hintergrund ist der Fraktionsbeschluss für die Spar-Sanierung zu sehen. Die hätte den Vorteil, dass das Urheberrecht der ursprünglichen Gasteig-Architekten keine große Rolle mehr spielt, da das Gebäude äußerlich kaum verändert wird. Die kostspielige Verbesserung der Akustik im Saal der Philharmonie soll trotzdem kommen. Sie gilt als wünschenswert für das Renommee der klassischen Musik in München und ist bereits fest mit dem weltberühmten Akustiker Yasuhisa Toyota vereinbart.
Geplante Sanierung:Was soll nun aus dem Gasteig werden?
Nach verschiedenen Wirrungen in den vergangenen Wochen ist nur klar, dass nichts mehr sicher ist. Nicht einmal, ob der große Umbau noch gewollt ist.
Damit sind aktuell noch zwei realistische Varianten für den Backsteinbau im Rennen: weitermachen wie bisher - was aber nur klappt, wenn man die Ausschreibung rechtskonform und vor allem auch sinnvoll hinbringt. Oder eben die Sparversion der SPD, die auch 2017 schon im Gespräch war. Kaum Chancen hat der ebenfalls immer wieder diskutierte Abbruch des Riesenbaus mit anschließendem Neubau. Diese Lösung wäre nochmals deutlich teurer als die Komplettsanierung und zöge eine noch längere Schließung (und wohl viel Ärger mit den Anwohnern) nach sich.
Im Jahr 2017 war noch offen, wie groß die Kulturbaustelle an der Rosenheimer Straße werden soll. Von kleinen Reparaturen im Bestand bis zum Neubau war alles dabei. Als realistisch wurden damals nur zwei Varianten eingestuft - die, die heute wieder auf dem Tisch liegen. Die Abbruch/Neubau-Variante sortierte der Stadtrat hingegen aus, zusammen mit der Lösung, die die SPD nun erneut ausgepackt hat. "Grundsanierung mit akustischer Optimierung" nannte sich damals dieses Konzept.
Es sieht vor, in sämtlichen Gebäudeteilen - also auch in der Bibliothek und in den Räumen der Volkshochschule - ohne größere Umbauten das Nötigste zu erneuern und erkennbare Defizite zu beseitigen. Und dazu die Philharmonie akustisch aufzumöbeln. Als Nachteil galt damals unter anderem, dass so nur eingeschränkt funktionale Verbesserungen möglich sind, sie beschränken sich weitgehend auf die Philharmonie. Das Rennen machte schließlich die teurere Variante, die Generalsanierung. Sie könnte sämtliche Defizite des Gebäudes beseitigen, wäre aber vergleichsweise langwierig. An diesem Mittwoch trifft sich der Gasteig-Aufsichtsrat, dann sollen die Varianten noch einmal dargestellt werden. Eine Entscheidung soll es nicht geben. Dies wäre aber wohl ohnehin eher Sache des Stadtrats.