Garching:Vom Gräberhügel zum Maibaumplatz

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In Garching erzählt das Museum auf der Straße die Ortsgeschichte

Von Gudrun Passarge, Garching

Natürlich war auch Gowirich wieder anwesend, und das obwohl es auf der neuesten Tafel der Stadt Garching um die neue Ortsmitte geht, also um eine Zeit lange nach dem Gründervater, der um 900 nach Christus herum gelebt haben dürfte. Aber Wiland Geisel alias Gowirich war nur schmückendes Beiwerk, als Bürgermeister Dietmar Gruchmann (SPD) die achte Tafel des Museums auf der Straße enthüllte. Ortschronist Michael Müller, der die Tafeln inhaltlich gestaltet, erklärte dann die Vorteile des Museums auf der Straße: "Es muss sich nicht an Öffnungszeiten halten", anders als viele Heimatmuseen, die oft nur am Sonntag geöffnet hätten. "Ich freue mich immer, wenn ich sehe, wie jemand vor den Tafeln stehen bleibt", sagte Müller.

Auf jeder dieser Tafeln hat er ein Stück Ortsgeschichte festgehalten. Den Anfang hat die Hohe Brücke in Hochbrück gemacht, die dem Ort seinen Namen gab. Sie wurde 1696 an der Straße nach Pfaffenhofen gebaut und zuerst "Ingolstater Pruggen" und dann "Hohe Bruckn" genannt. Zwar konnte sich nun der Adel ungehindert auf dem Schleißheimer Kanal in Gondeln chauffieren lassen, aber für die Fuhrwerke stellte die Brücke ein Hindernis dar. Oft war es nur mit zusätzlichen Pferdestärken möglich, die Brücke samt Karren zu überqueren. 1887 wurde sie abgebrochen, 1917 wurde die jetzige Brücke gebaut.

Inzwischen hat sich Michael Müller durch die Jahrhunderte gearbeitet. Angefangen beim Jungsteinzeit-Gräberfeld über den Bronzezeit-Grabhügel, den Römischen Gutshof bis zum Bajuwarendorf, auf das eine Tafel in der Nähe des Werner-Heisenberg-Gymnasiums hinweist. Dort in der Nähe haben Gowirichs Vorfahren in einem Dorf mit Langhäusern gelebt, vermutlich wurde es um 600 nach Christus angelegt. Die Spuren der Holzpfosten sind heute noch im Boden zu erkennen.

Zwischen Gowirichs Mannen und der sechsten Tafel ist ein kleiner Zeitsprung. Es geht mit der Mühle am Mühlenpark weiter. Sie wurde um 1234 bereits erwähnt. Im 20. Jahrhundert gab es außer der Getreidemühle ein Sägewerk und eine Turbine zur Erzeugung von Strom. 1970 wurde der Mühlenbetrieb eingestellt, das Betriebsgebäude abgerissen und der heutige "Mühlenpark" eingerichtet, schreibt Müller.

Die siebte Tafel am Maibaumplatz berichtet Interessantes aus der jüngeren Vergangenheit des Straßendorfes Garching, das an der Landstraße zwischen München und Freising lag. Rund um die alte Pfarrkirche St. Katharina gruppieren sich die Häuschen des Dorfs, die heute noch jeder kennt, zum Beispiel die Alte Schule. Sie wurde aus den Steinen der alten Antonuskapelle errichtet und diente um 1810 als Mesnerhaus. Nach 1893 war sie Gemeindekanzlei und Feuerwehrhaus. Wer mehr über Garching erfahren möchte, kann also leicht einen Spaziergang mit einem Museumsbesuch kombinieren.

© SZ vom 23.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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