Garching:Hohe Herren verteilen alte Kamellen

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Beim historischen Festzug lassen die Garchinger 1100 Jahre Geschichte lebendig werden

Von Gudrun Passarge, Garching

Die Schweden werden nicht noch einmal plündernd durch Garching ziehen, aber der schwarze Tod wird seine Sense schwingen und so manchen Garchinger mitnehmen. Jedenfalls im historischen Festzug, der am Sonntag 1100 Jahre Geschichte auf die Straßen der Universitätsstadt bringen wird. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren, 1300 Menschen und etliche Pferde, Schafe und Ochsen sind mit dabei. Sie werden mit Kostümen ausgestattet oder geschmückt, außerdem müssen diverse Requisiten hergerichtet werden. Dem Kulturreferenten Wolfgang Windisch ist trotz seiner großen Zuversicht eine gewisse Nervosität anzumerken. "Es war schon eine Schwitznummer", sagt er, nicht zuletzt, weil auch noch der Poststreik dazwischenkam und manches Packerl erst verspätet eintraf.

Fast ganz Garching wird am Sonntag auf den Beinen sein. Vereine, Institutionen wie etwa der Seniorentreff, ja sogar die Stadträte laufen mit - das heißt, die Stadträte fahren. Sie dürfen in einer Pferdetram von 1880 sitzen als "hohe Herren und feine Damen" aus der Gründerzeit mit für die damalige Zeit hochmodernen Cutaways und komplizierten Kleidern zum Schnüren, wie Windisch erzählt. Auch die übrigen Honoratioren der Gegenwart, wie der Landrat, Bürgermeister und Abgeordnete werden chauffiert in Postkutschen und einem alten Postomnibus. "Sie können winken und vielleicht Bonbons werfen", erklärt der Kulturreferent. Zwar wolle man es mit den Kamellen nicht so weit treiben wie bei einem Karnevalsumzug, aber der Organisator des Festzugs hat sich durchaus Gedanken gemacht, dass die Mitspieler passend zu ihrer Zeit etwas unters Volk bringen. Zum Beispiel Walnüsse im Mittelalter, in späteren Zeiten dann Goldmünzen oder auch Schokoriegel, die vom Namen eines berühmten Baseballers inspiriert sind: Babe Ruth. Sie kommen in die Taschen der Baseballer von 1930.

1100 Jahre Geschichte einzufangen, ist kein leichtes Unterfangen. Die Stadt stellt alle Kostüme, vieles wurde in Kostümverleihen bestellt, den Ortsgründer Gowirich hat eine Kostümbildnerin ausstaffiert und manchmal mussten die Organisatoren auch improvisieren. So wollte Windisch beispielsweise seine Gefangenen aus dem 19. Jahrhundert in geringelter Gefängniskleidung mitlaufen lassen. Die aber gab es in Bayern in dieser Form nicht, also musste sie genäht werden. "Das ist zwar nicht authentisch, aber eindeutig", sagt Windisch, weil jeder bei dicken Querstreifen gleich an Kater Carlo und ans Gefängnis denke.

Der Zug mit den 52 Bildern startet am Sonntag, 5. Juli, um 15 Uhr an der alten B 471, zieht von dort aus auf die Münchener und Freisinger Straße, biegt nach rechts in die Bürgermeister-Wagner-Straße und den Riemerfeldring über die Lehrer-Stieglitz-Straße zur Telschowstraße und dann zur Schleißheimer Straße. Dort wird der Zug nach 16 Uhr am Festzelt erwartet, wo Bürgermeister Dietmar Gruchmann das erste Fass anzapfen wird. Wer dann noch fit ist, kann an der Garchinger Runde des VfR teilnehmen, am Hauptlauf (6,5 Kilometer, Start 18.30 Uhr) oder am Kinderlauf (600 Meter), der um 18 Uhr beginnt. Jeder Teilnehmer, egal wie schnell er war, erhält ein halbes Hendl.

Der Festzug ist einer der Höhepunkte des Garchinger Jubiläumsjahres, aber nicht die einzige Veranstaltung, die am Wochenende lockt. So beginnt auch die 44. Bürgerwoche. Bereits am Samstag, 4. Juli, heißt es "Tanzalarm" im Garchinger Festzelt an der Schleißheimer Straße. Annika, Leonie, Kim und Lara, bekannt als Tanzalarm-Kids vom Fernsehsender Kika, treten von 11 bis 12 und von 14 bis 15 Uhr dort auf. Der Eintritt ist frei, außerdem können sich die Kinder ein Autogramm holen.

© SZ vom 04.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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