Fürstenried:Zwischen Fichten und Eichen

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"Lange Nacht des Waldes": Auf einer Entdeckungstour durch das Unterholz erfahren die Besucher viel über die verschiedenen Baumarten und über die große Sorge der Förster - den Klimawandel

Von Sophia Allenstein, Fürstenried

Der Strahl einer Taschenlampe wandert durch die Dunkelheit. Rund zwei Dutzend Füße tasten sich prüfend über den ungewohnt holprigen Waldboden. "Vorsicht, wo Sie hintreten!". Laub raschelt, Äste knacken, der Geruch von nasser Erde steigt auf. Thomas Mayr, der Mann hinter der Taschenlampe, macht diese besondere Waldführung zum ersten Mal. Sie ist Teil der "Langen Nacht des Waldes", die das Kommunalreferat vergangenen Freitag im Fürstenrieder Wald ins Leben gerufen hat.

Bei der vom Kommunalreferat ins Leben gerufenen Nachttour geht es vor allem darum, Begeisterung für das Ökosystem Wald zu wecken. (Foto: Kommunalreferat/oh)

Mayr ist der örtliche Förster. Und er ist in der Gegend aufgewachsen, kennt den Wald noch ganz anders. Dunkel und gleichförmiger. Anstelle des einst dichten Fichtenwaldes steht heute ein heller Mischwald. Laub- und Nadelbäume nebeneinander, jung und alt - so trotzen sie Stürmen und Borkenkäfern erfolgreicher. Die Forstverwaltung greift aktiv in die Gestaltung des Waldes ein, um das Ökosystem zu schützen. Laut Mayr ist in Laubwäldern alle drei bis vier Jahre eine Aufforstung vonnöten, damit dominante Arten andere Bäume nicht verdrängen.

Welche Bäume sind gesund, welche müssen gefällt werden? (Foto: Kommunalreferat/oh)

Der Lichtkegel seiner Taschenlampe erfasst den dünnen, geraden Stamm einer jungen Eiche. "Die hier ist besonders schön", erklärt der Förster, aber der Nachbarbaum sei problematisch. "Die Birke daneben wächst schnell und wird die Eiche überwachsen - deshalb müssen wir die Birke fällen. Wir Förster suchen wertvolle Bäume aus und fördern diese dann besonders." Die Gruppe will es doch noch genauer wissen: "Nach welchen Kriterien suchen Sie denn die Bäume aus?", fragt eine Frau, in der Dunkelheit nicht viel mehr als Stimme und Kontur. Mayr erklärt, dass es auch auf das Äußere des Baumes ankomme. Eine symmetrische Krone und ein möglichst langer, gerader Stamm ohne frühe Verästelungen deuten etwa auf Vitalität, also einen gesunden starken Baum hin. Auch solche, die Tieren ein Zuhause bieten, mit Spechthöhlen und Vogelnestern, werden geschützt.

Alle paar Meter haben die Veranstalter Stationen aufgebaut, so informiert die Forstverwaltung über ihre Aufgaben und in einem kleinen grünen Zelt erwartet Neugierige ein Waldquiz. (Foto: Kommunalreferat/oh)

Sorgen macht sich Mayr um die Widerstandsfähigkeit des Waldes bei Temperaturanstiegen, denn die Förster planen für die nächsten Jahrzehnte. Vielfalt heiße das Wort der Stunde. Wird ein Spektrum unterschiedlicher Arten gepflanzt, etwa Kirsche, Elsbeere, Birke und Eiche, sei der Wald anpassungsfähiger gegenüber Umweltveränderungen und weniger anfällig für Extreme. Das nehme zum Teil groteske Züge an. "Denn die Buche passt nicht mehr zum Klimawandel", sagt Mayr. "Heimische Pflanzen haben jetzt schon Probleme mit dem Klima. Eigentlich müsste ich welche pflanzen, die in Afrika wachsen, aber die Auflagen sind da noch sehr streng."

Zweige und Ranken kratzen über Jacken, als sich die Gruppe zurück zum Hauptweg aufmacht. Einmachgläser mit Lichterketten säumen den breiten Schotterweg und geben den Besuchern Orientierung. Alle paar Meter haben die Veranstalter Stationen aufgebaut, so informiert die Forstverwaltung über ihre Aufgaben und in einem kleinen grünen Zelt erwartet Neugierige ein Waldquiz. Innen riecht es intensiv nach Nadelzweigen, mit denen der Boden ausgelegt ist, eine Lichterkette spendet schummriges Licht. Infotafeln mit Tierarten und ein ausgestopftes Hermelin sind noch im Schein erkennbar, in der Mitte liegen Quizbögen aus. "Du musst mir sagen, welche Tiere du kennst", sagt ein Vater zu seinem Sohn. "Eule, Wildschwein, Fledermaus!", lautet die prompte Antwort.

Fühlen, riechen, hören - darum dreht sich die Tour der Waldpädagogin Marion Schmid. Sie führt die Gruppe noch einmal tiefer in den Wald hinein. Fichten setzen sich in dunklen Zacken vom Himmel ab, kahle Äste malen schwarze Linien. An einem Baum hat Schmid Zweige von Nadelbäumen bereitgelegt. Nur mit Hilfe ihrer Sinne sollen die Besucher die Art bestimmen. Fichte sticht und hat vergleichsweise kurze Nadeln. Douglasie riecht zitronig und hinterlässt Harz an den Fingern. Aus der Sicht von Kommunalreferentin Kristina Frank (CSU) ist die Veranstaltung ein Erfolg: Es kamen mehr Besucher, als angemeldet waren.

© SZ vom 17.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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