Appenzeller Straße:Angst vor dem Kahlschlag

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Viel neuer Wohnraum: Die Siedlung an der Appenzeller Straße und Forst-Kasten-Allee wird gemäß diesem Modell nachverdichtet, das bedeutet wohl auch mehr Verkehr für Neuried. (Foto: Robert Haas)

In einem Wohnviertel in Fürstenried-West befürchten die Gegner einer geplanten Nachverdichtung umfangreiche Baumfällungen. Der Bauherr weist den Vorwurf des "rücksichtslosen Verhaltens" zurück und warnt davor, Ängste zu schüren.

Von Jürgen Wolfram

Das Wohnviertel um die Appenzeller Straße in Fürstenried-West kommt nicht zur Ruhe: Nach jahrelangem Streit um das Ausmaß einer Nachverdichtung und Konflikten wegen falscher Nebenkostenabrechnungen sehen sich die Mieter jetzt mit einem "geplanten Kahlschlag" konfrontiert. Der Stadtteilverein Pro Fürstenried ist alarmiert, weil eine Reihe von Stellplatzmietern von der Hausverwaltung die Mitteilung erhalten haben, dass Baumfällarbeiten bevorstünden und Parkplätze aus Sicherheitsgründen gesperrt werden müssten.

"Offensichtlich sollen Fakten mit der Kettensäge geschaffen werden", argwöhnt der Verein. Selbst geschützten Bäumen drohe die Abholzung. Damit erreiche das "rücksichtslose Verhalten der Bayerischen Versorgungskammer" - sie ist Bauträgerin des Nachverdichtungsvorhabens - einen "neuen Tiefstand", sagt Architekt und Pro-Fürstenried-Mitglied Kurt Grünberger.

Grünberger teilt in einer Pressemitteilung zugleich gegen das gesamte Vorhaben kräftig aus: Dieses sei baurechtlich nicht genehmigungsfähig, glaubt er, denn das Konzept enthalte "diverse Brennpunkte", wie bei den Abstandsflächen, den Parkplätzen oder bei der Anbindung an den ÖPNV. Auch hinsichtlich der Kitas und Schulen würde der absehbare Zuzug ins Quartier "alle Dimensionen sprengen". Zunächst müssten die Verantwortlichen der Stadt nun dem "angekündigten Holzfäller-Treiben" Einhalt gebieten, fordert Pro Fürstenried. Tatsächlich hat der Stadtrat die Nachverdichtung des Planungsgebiets mit seinen derzeit 1500 Wohnungen um 662 Wohneinheiten bereits genehmigt.

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Die Bayerische Versorgungskammer (BVK) wirft dem Stadtteilverein in einer Stellungnahme vor, "Angst zu schüren". Dabei habe das Unternehmen in zahlreichen Informationsveranstaltungen "genau auf den Zeitpunkt des Beginns der Quartierserweiterung hingewiesen", betont BVK-Pressesprecherin Belinda Burgmeier. "Selbstverständlich" würden alle Baumfällarbeiten nur mit der erforderlichen behördlichen Genehmigung erfolgen. Man gehe davon aus, die offizielle Freigabe in den nächsten Wochen zu erhalten und mit den entsprechenden Arbeiten beginnen zu können.

Ausdrücklich weist Burgmeier darauf hin, "dass natürlich eine Neubepflanzung nach Fertigstellung der Maßnahme mindestens in dem bereits vorhandenen Maße erfolgen wird". Tatsächlich spiele bei der Quartiersentwicklung - die BVK vermeidet den Begriff Nachverdichtung - in Fürstenried-West der Natur- und Artenschutz "eine entscheidende Rolle". Kranke und zu fällende Bäume würden "eins zu eins" an anderer Stelle neu gepflanzt. "Damit verändert sich der Baumbestand im Quartier nicht und bleibt langfristig gesund", so die BVK-Sprecherin. Auch würden Nistplätze betroffener Arten vor Beginn der Bauarbeiten aufgesucht, umgesiedelt und nachher zurückgeführt.

In enger Abstimmung mit der Stadt München stelle die Bayerische Versorgungskammer ferner sicher, dass die Schulversorgung funktioniere. Zudem würden im Quartier drei Kindertagesstätten neu errichtet und alle verkehrlichen Belange berücksichtigt. Von heute auf morgen sei die Quartiersentwicklung zwar nicht zu bewältigen, doch gäben alle beteiligten Firmen ihr Bestes, um die Auswirkungen der Arbeiten für die Anwohnerinnen und Anwohner so gering wie möglich zu halten. Im Übrigen beteuert die BVK erneut ihre guten Absichten: "Wir schaffen dringend benötigten Wohnraum für München und verbessern gleichzeitig die Lebens- und Aufenthaltsqualität in Fürstenried-West."

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