Fürstenried:Wahlsieg ohne Gegenkandidat

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Der wiedergewählte Vorsitzende Ludwig Weidinger (links) mit Polina Gordienko (SPD) und Peter Sopp (Grüne). (Foto: Florian Peljak)

Ludwig Weidinger (CSU) bleibt an der Spitze des Stadtteilgremiums - weil die Grünen darauf verzichten, ihren Mann ins Rennen zu schicken

Von Jürgen Wolfram, Fürstenried

Mit einer gelinden Überraschung endete die Wahl des Bezirksausschuss-Vorsitzenden in Thalkirchen-Obersendling-Forstenried-Fürstenried-Solln: Ludwig Weidinger (CSU) ist mit 36 von 37 möglichen Stimmen im Amt bestätigt worden. Er hatte keinen Gegenkandidaten und dankte für das "überwältigende Ergebnis". Die Verblüffung über das Resultat rührt weniger von der Wiederwahl Weidingers, als vielmehr vom Verzicht der erstarkten Grünen, mit Peter Sopp einen Mann aus den eigenen Reihen ins Rennen um die BA-Spitze zu schicken. Eben dies hatten die Grünen noch wenige Tage vor der konstituierenden Sitzung des neugewählten Bezirksausschusses (BA) 19 in Aussicht gestellt.

Den Sinneswandel dürfte bewirkt haben, dass es den Grünen misslang, die SPD von ihrem Personalvorschlag zu überzeugen. Als drittstärkste Fraktion hatten es die Sozialdemokraten letztlich in der Hand, wie die Führungsfrage entschieden wird. Bei ihnen gilt Weidinger als sachorientierter, undogmatischer, kompromissfähiger Kommunalpolitiker, bei dem man über sein CSU-Parteibuch getrost mal hinwegsehen kann. Ganz ähnlich pries Claudia Küng (CSU) in ihrer Vorschlagsrede den 61 Jahre alten IT-Experten Weidinger an. Er sei ein hervorragender Repräsentant des Stadtviertels, sagte sie, ein Mann, der "viel Zeit, Flexibilität und Liebe" in seine ehrenamtliche Arbeit investiere, stets gepaart mit einer Prise Geselligkeit, einfach ein "feiner Kerl".

In den weiteren Wahlgängen im Bürgersaal Fürstenried zeigte sich, wie stark sich die BA-Mitglieder noch kurz vor der Entscheidung um Konsens bemüht hatten. Viele interfraktionelle Gespräche dienten offenbar dem Ziel, die neue Sitzungsperiode nicht mit dauerhafter Verstimmung zu belasten. Die fein austarierte Machtarchitektur im BA manifestierte sich etwa darin, dass bei der Wahl der stellvertretenden BA-Vorsitzenden und Unterausschuss-Sprecher jeder abgekartete Vorschlag aus den Fraktionen mehrheitlich akzeptiert wurde, ohne dass es auch nur in einem einzigen Fall zur Kampfabstimmung gekommen wäre.

Die Grünen, die im weiblicher und jünger gewordenen BA 19 künftig die stärkste Fraktion stellen, haben zwar die Übernahme des Vorsitzes verpasst, leer ausgegangen sind sie bei Weitem nicht: Peter Sopp wurde zu einem der Stellvertreter Ludwig Weidingers sowie zum Vorsitzenden des Budget-Ausschusses gewählt, Alexander Aichwalder zum Vorsitzenden des wichtigen Unterausschusses Bau und Planung. Die SPD wiederum konnte ihre neue Hoffnungsträgerin, die 21-jährige Polina Gordienko, sowohl als stellvertretende BA-Vorsitzende als auch an der Spitze des Unterausschusses Soziales, Bildung und Sport platzieren. Gordienko weist eine spannende Vita auf; sie stammt aus Sibirien, lebte vorübergehend in Weißrussland und kam vor ein paar Jahren nach München, für sie "die Stadt der Freiheit".

In drei der insgesamt sechs BA-Unterausschüssen fiel der Vorsitz jeweils wieder den bisherigen Amtsinhabern zu: Reinhold Wirthl von der CSU (Verkehr), Andrea Barth von der SPD (Kultur) und Peter Sopp von den Grünen (Budget). Neu in diesem Kreis ist die Grüne Inga Meincke (Baumschutz und Umwelt). Bei den Fraktionssprechern gibt es ein Wiedersehen mit Dorle Baumann (SPD) und Henriette Holtz (Grüne), während die CSU künftig auf Dominik Kunkel setzt. Freie Wähler, ÖDP und FDP haben eine Ausschussgemeinschaft gebildet, für die Loraine Bender-Schwering (FW) spricht. Jörg Schäfer vertritt die AfD.

© SZ vom 09.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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