Fürstenried:Verkehrsdebatte nimmt Fahrt auf

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Die Stadtteilvertretung bereitet einen Bürger-Workshop vor, sagt Ja zu Tempoanzeigen und lehnt einen Radweg-Antrag ab

Von Jürgen Wolfram, Fürstenried

Die Diskussion über Verkehrsprobleme bei der Bürgerversammlung für den Stadtbezirk 19 ist im Bezirksausschuss (BA) prompt fortgesetzt worden. Fahrt aufgenommen hat vor allem die Debatte um ein Verkehrskonzept. Zur Vorbereitung eines Bürger-Workshops sollen verschiedene Anträge auf ihre Realisierbarkeit hin überprüft werden, außerdem fordert man noch Input von Sachverständigen und Verwaltung an.

Mehrheitlich schon mal angenommen wurde ein Antrag der FDP, an der Herterichstraße, zwischen der Wolfratshauser Straße und der Drygalskiallee, in beiden Fahrtrichtungen mobile Geschwindigkeitsanzeigen aufzustellen. Die SPD-Fraktion hingegen scheiterte bei Stimmengleichheit mit ihren Vorstellungen, den Radweg entlang der Boschetsrieder Straße, im Bereich zwischen Wolfratshauser- und Aidenbachstraße, sicherer zu machen.

Als "brandgefährlichen" Radweg, der keinerlei Vorschriften entspreche, beschrieb Matthias Moritz (SPD) die Radlerverbindung in Obersendling. Sie verlaufe ohne den nötigen Sicherheitsabstand zu parkenden Fahrzeugen, was immer wieder zu Unfällen durch unachtsam aufgerissene Wagentüren führe, sei streckenweise nicht breiter als ein Fahrradlenker, obendrein in einem "katastrophalen Zustand". Die SPD-Fraktion fordert deshalb die gründliche Sanierung der Bikerspur und die Aufhebung der Radwegbenutzungspflicht auf dem Straßenabschnitt.

Als Zwischenlösung vor dem dringend gebotenen Ausbau sei eine Spurmarkierung auf der Fahrbahn denkbar. Generell nehme die Zahl der Radler zu, gab Moritz zu bedenken. Auch Michael Kollatz (SPD) betonte: "Hier besteht Handlungsbedarf." Die anderen BA-Fraktionen teilten zwar den Befund der Sozialdemokraten, wonach sich der wichtige Obersendlinger Radweg in erbärmlichem Zustand befindet. Von einer Aufhebung der Radwegbenutzungspflicht wollten sie allerdings nichts wissen.

Ein schmaler Radweg sei allemal besser als auf der belebten Boschetsrieder Straße zu fahren, gab etwa der BA-Vorsitzende Ludwig Weidinger (CSU) zu bedenken. Nutzten die einen Radler trotz enger Verhältnisse den Radweg, die anderen aber die Straße, werde die Lage für alle Verkehrsteilnehmer unübersichtlich. Auch ein Sprecher der Polizei bezweifelte, dass Radler sicherer voran kämen, wenn sie auf die Fahrbahn ausweichen.

Zur einhellig erhobenen Forderung, den Radweg zügig auszubauen, hat sich das Kreisverwaltungsreferat dahingehend geäußert, dass in den nächsten Jahren "sämtliche Hauptradwege in München" einer Überprüfung unterzogen würden. Den dabei gewonnenen Erkenntnissen, glaubt die BA-Mehrheit, sollte man jetzt nicht vorgreifen; schließlich gehe es auch um erhebliche finanzielle Anstrengungen. Allein die Sanierung des Radweges an der Boschetsrieder Straße könne sich leicht zum "Millionenprojekt" auswachsen, sagte Ludwig Weidinger. Man dürfe ferner nicht vergessen, dass es im Stadtbezirk Thalkirchen-Obersendling-Fürstenried-Forstenried-Solln noch andere Radwege gibt, die der Renovierung bedürfen.

Auf eine positive Wirkung von Tempoanzeigen setzt die Mehrheit im BA. Vor allem im Bereich der Grundschule und des neuen Kinderhauses an der Herterichstraße könnten sie effektiver sein als gelegentliche Messungen. Besser wäre allenfalls eine zusätzliche Ampelanlage. Die FDP warb unter anderem mit dem Argument für ihren Antrag, im Landkreis München seien Tempoanzeigen längst gang und gäbe, ihre positive Wirkung etwa in Pullach und Grünwald erwiesen.

© SZ vom 19.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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