Fürstenried:Unterricht unter Wasser

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Fässer dienen als Auftriebskörper des Schwimmsteges. (Foto: Lukas Barth)

Schüler des Thomas-Mann-Gymnasiums machen einen Ausflug in die Meeresbiologie und forschen an Kroatiens Küste. Vor der Abreise haben sie auf dem Schulhof noch einen schwimmenden Bootssteg gebaut

Von Jürgen Wolfram, Fürstenried

Schule und Schüler - klingt ähnlich, harmoniert aber nicht immer. Gleichwohl hat so ziemlich jeder Lernende ein Lieblingsfach. Bei zwei Dutzend Schülern aus den zehnten und elften Klassen des Fürstenrieder Thomas-Mann-Gymnasiums ist leicht zu erraten, welcher Unterricht sie anspricht. Denn sie sind in ein einzigartig spannendes Projekt eingebunden: den "Summer of Science". Dabei geht es um Meeresbiologie.

Das gymnasiale Angebot, ins Leben gerufen und betreut vom Biologie-, Chemie- und Tauchlehrer Florian Kretzler, besteht seit etwa drei Jahren. Durch den Austausch mit kroatischen Schülern bekommt es nun eine neue Qualität: Am Freitag fährt eine Gruppe Fürstenrieder Gymnasiasten mit dem Bus für eine Woche in ein Camp auf die Halbinsel Murter unweit von Zadar. Sie schlafen in Zelten und dürfen einen Altbau als Kantine und Präsentationsraum nutzen. Auf dem Lehrplan stehen die Analyse der Artenvielfalt an der Mittelmeerküste und die Entwicklung von Ideen, wie man die mediterrane Flora und Fauna langfristig sichern könnte. Biologische Verhaltensforschung wird ebenfalls betrieben, wobei eine Unterwasserkamera zum Einsatz kommt. "Dann filmen wir die Reaktionen der Tiere bei Annäherung", schildert Kretzler das bevorstehende Abenteuer.

Zunächst einmal motivierte der 32-jährige Pädagoge seine Schüler am vergangenen Freitag dazu, auf dem Trockenen einen Schwimmsteg zu bauen. Denn schwere Stürme haben, wie er rechtzeitig erfuhr, das Vorgängermodell beim kroatischen Feriencamp weggespült. Ersatz ist dringend erforderlich, da die jungen Meeresforscher mit ihrem Boot irgendwo anlegen und zudem ihre Geräte und Dokumentationen trocken halten müssen.

Beraten von Bundeswehr-Pionieren aus Ingolstadt und materiell unterstützt von einer Allacher Holz-Firma, begaben sich die Gymnasiasten zur Vormontage aufs Freigelände ihrer Schule. Das Ergebnis der gemeinsamen Bemühungen hat durchaus Format: Entstanden ist ein Ponton aus drei Modulen, der auf 18 roten Fässern ruht. Die Behälter stammen von einem Delikatessenhändler aus Kirchheim im Landkreis München. Sie waren ursprünglich mit Kaviar gefüllt. Das immerhin passt entfernt zu ihrer künftigen Verwendung als Schwimmkörper.

Im Gymnasium sind sie schon jetzt gespannt auf die Videos, mit denen die Forschungsreisenden aus den P-Seminar-Klassen nach München zurückkehren werden. Besonders freut sich Lehrer Florian Kretzler auf die Erkundungstour, denn er weiß: "Bei der Meeresbiologie entwickeln die Schüler ein unglaubliches Interesse."

Weil die Schule es auch sonst versteht, die jungen Leute bei der Stange zu halten - etwa mit Umweltprojekten, Fotografie-Wahlunterricht oder der Silbenjonglage "Haiku" - würden die Schüler dem Thomas-Mann-Gymnasium vermutlich überdurchschnittlich gute Noten erteilen.

© SZ vom 21.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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