Fürstenried:Immer gleich ins Grundsätzliche

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CSU und SPD tauschen die sattsam bekannten Argumente zur Tram-Westtangente aus

Von Jürgen Wolfram, Fürstenried

Anderswo hört die Freundschaft beim Geld auf, unter Lokalpolitikern aus dem Münchner Südwesten endet das entspannte Miteinander stets beim Thema Tram-Westtangente. Das hat sich jetzt erneut gezeigt, als der Bezirksausschuss (BA) Thalkirchen-Obersendling-Forstenried-Fürstenried-Solln über Änderungs- und Ergänzungswünsche zum Entwurf der Stadtverwaltung für das Verkehrsprojekt diskutierte. Während es die betont Tram-freundliche SPD-Fraktion dabei bewenden ließ, einen "grünen Leuchtturm für Obersendling" zu fordern und damit die "intensive Begrünung" eines neuen Park-and-Ride-Gebäudes im Bereich der Aidenbachstraße meinte, präsentierte die CSU einen ganzen Strauß kritischer Anmerkungen. Ihr ging es wie gehabt darum, Einschränkungen des Individualverkehrs zugunsten der neuen Tramverbindung zu vermeiden oder gering zu halten.

Weit gekommen ist die CSU mit ihren Vorstößen nicht: Abgesehen von ihrem Plädoyer für eine Lösung, die das Linksabbiegen von der Machtlfinger Straße in die Boschetsrieder Straße ermöglicht und so zu einer Entlastung des Ratzingerplatzes und der Drygalski-Allee beitrage, scheiterte sie mit ihren Anträgen an einer Mehrheit aus SPD und Grünen. Wobei die Debatte rascher im Grundsätzlichen ankam als die künftige Tram an der nächsten Haltestelle. SPD und Grüne warfen der CSU im Stadtbezirk und im Münchner Stadtrat eine Blockadehaltung und widersprüchliches Taktieren vor, sobald es um die geplante Straßenbahnverbindung geht. Die Kritik gipfelte in dem Vorwurf Alexander Aichwalders (Grüne), die CSU verfolge in Wahrheit eine fragwürdige Politik des Straßenbaus, statt öffentlichen Verkehrsmitteln endlich den gebührenden Vorrang einzuräumen. Sie ignoriere damit die Feinstaub- und Stickoxidproblematik und wolle die Münchner offenbar "zu Versuchsaffen der Automobilindustrie" machen.

Andererseits führte auch die CSU Umweltargumente ins Feld. Ihr Fraktionssprecher Reinhold Wirthl betonte, die Vermeidung von Staus könne zur Luftverbesserung wirksam beitragen. Schädliche Staus jedoch drohten im Bereich der Unterführung der Garmischer Autobahn, sofern der Verkehr dort auf dem Straßenzug Boschetsrieder/Fürstenrieder Straße in Nord-Süd-Richtung, wie vorgesehen, nur noch einspurig geführt werde. Schon jetzt seien dort täglich 47 000 Kraftfahrzeuge unterwegs, und das bei steigender Tendenz, gab Wirthl zu bedenken. Insofern erscheine der Verlust einer Fahrspur "nicht sinnvoll".

Eine weitere neuralgische Zone hat die CSU in der Kreuzung Drygalski-Allee/Boschetsrieder Straße/Höglwörther Straße ausgemacht. Um diese leistungsfähig zu erhalten, sollte die vom Planungsreferat vorgeschlagene indirekte Abbiegemöglichkeit in der Drygalski-Allee abgelehnt werden. Das Verkehrsaufkommen dort sei bereits hoch, und es bestehe eine Querungsmöglichkeit vom und zum Neubaugebiet "Am Südpark". Bei einer weiteren Verdichtung des Verkehrsgeschehens seien Unfälle programmiert, so die CSU.

Den BA mehrheitlich von ihren Schlussfolgerungen zu überzeugen, gelang der CSU nicht. Als Wirthl schließlich noch die Forderung nach einer Offenlegung der Kosten-Nutzen-Rechnung für die Tram-Westtangente in die BA-Stellungnahme einfließen lassen wollte, platzte manchem der politischen Gegner vielmehr der Kragen. Grünen-Fraktionssprecherin Henriette Holtz: "Beim Trambahn-Projekt greift die CSU plötzlich zum Kostenhammer, das macht sie sonst nie."

© SZ vom 09.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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