Fürstenried:Drin sein

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Damit jedermann Computer und Drucker nutzen kann, hat der Evangelische Sozialdienst nun ein "offenes Büro"

Von Jürgen Wolfram, Fürstenried

Bei weitem nicht alle Menschen sind schon komplett in der Onlinewelt angekommen. Das hat jetzt der Evangelische Sozialdienst der Diakonie Fürstenried festgestellt. Er will deshalb in seinem Familienzentrum Friedenskapelle an der Walliser Straße ein "offenes Büro" einrichten, mit frei zugänglichem Computer-Arbeitsplatz, Drucker und allem Drum und Dran. Damit soll auch Menschen mit geringem Einkommen die Teilhabe am Informationsfluss sowie die Nutzung von Onlinediensten ermöglicht werden. Der Bezirksausschuss (BA) Thalkirchen-Obersendling-Forstenried-Fürstenried-Solln hält das grundsätzlich für eine gute Idee. Inwieweit er sich finanziell an dem Projekt beteiligen sollte, war jedoch umstritten. Nach längerer Diskussion wurde ein Antrag der SPD-Fraktion mehrheitlich angenommen, der eine Zuwendung von exakt 6680 Euro bei einer Laufzeit von einem Jahr vorsieht.

Der Evangelische Sozialdienst begründet seine Initiative unter anderem damit, dass sich Online-Bewerbungen oder die Beantragung staatlicher Leistungen mit Handys und Smartphones nicht erledigen lassen. Sozial Schwächere würden daher benachteiligt, was ihre Entwicklungschancen angeht. Die bestehende Computer-Infrastruktur des Familienzentrums reiche nicht aus, ein offenes Büro aufzumachen, und der nächstgelegene öffentlich frei zugängliche Computer mit Ausdruckmöglichkeit befinde sich in der Stadtbücherei an der Forstenrieder Allee. Für viele Familien mit kleinen Kindern oder Senioren bedeute dies, dass sie eine Distanz überwinden müssten, die an eine "halbtägige Reise" erinnere. Zudem gebe es in der Bibliothek wenig Spielmöglichkeiten für Kinder, während die Eltern online arbeiten.

Das offene Büro soll im Gemeinderaum der Friedenskapelle so eingerichtet werden, dass die Privatsphäre geschützt bleibt. Zur Ausstattung gehört neben dem technischen Equipment eine kleine Sitzecke. Während der Einrichtungs- und Einweisungsphase soll für 200 Stunden Fachpersonal verpflichtet werden. Die geschätzten Kosten für das Projekt belaufen sich auf knapp 11 000 Euro. "Sollte das Projekt die erwartete positive Resonanz unter den Bewohnern des Viertels finden, könnte dieses sich stadtweit in öffentlichen Gebäuden oder bei Vereinen installieren lassen, dann auch mit weniger Anfangsaufwand", erklärt der Evangelische Sozialdienst. Das wiederum wäre ein "erheblicher positiver Beitrag zur Teilhabe am digitalen Leben für all jene, die über keine heimische digitale Infrastruktur verfügen". Die von Rudolf Zirngibl (CSU) geäußerten Bedenken, das Angebot könnte nicht ausreichend genutzt und Geld sinnlos ausgegeben werden, hielt die BA-Mehrheit für übertrieben.

© SZ vom 11.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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