Fürstenried:Aufgewühlt

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Gesunde Bäume, denen die Rinde abrasiert wurde, tiefe Furchen im Boden, entsetzte Spaziergänger: Anwohner und Naturschützer kritisieren Pflegemaßnahmen im Fürstenrieder Wald als "Radikaldurchforstung"

Von Jürgen Wolfram, Fürstenried

Die Holzernte hat diesmal tiefe Spuren hinterlassen, nach Ansicht von Beobachtern die tiefsten, seit der Orkan "Wiebke" hier im Winter 1990 wütete. Altbekannte und neue Rückegassen durchfurchen den Fürstenrieder Wald, die Ränder der Wege zeigen sich aufgeraut, gesunden Bäumen wurde Rinde abrasiert. Von sensiblen "Pflegemaßnahmen" könne keine Rede sein. Bei einem Ortstermin in dem städtischen Waldgebiet nördlich der Forst-Kasten-Allee in Fürstenried-West übten die Anwohnersprecherin Gisela Krupski und der Geschäftsführer der Bund-Naturschutz-Kreisgruppe München, Rudolf Nützel, Kritik am Stil der kommunalen Waldbewirtschaftung.

Der Erholungswert des Fürstenrieder Waldes sei weitgehend zerstört, die Vogelwelt einiger Rückzugsgebiete beraubt worden, monierte Gisela Krupski. "Viele Spaziergänger sind wirklich entsetzt, wie rabiat hier vorgegangen wurde." Generell wünschten sich die Leute mehr Fußwege als Rückegassen. In fünf Jahren sei mit der nächsten "Radikaldurchforstung" zu rechnen, will Krupski in Erfahrung gebracht haben. Davor graue ihr schon heute.

Rudolf Nützels Kritik zielt vor allem auf den frühen Zeitpunkt der Fällarbeiten: "Hätte man damit gewartet, bis der Waldboden gefroren ist, wären die Wege besser geschont worden. Aber offenbar sahen die Dienstpläne den Einsatz bereits im November vor, als der Untergrund noch viel zu weich gewesen ist." Nützel empfiehlt der Stadtverwaltung, zu prüfen, ob es nicht besser wäre, zur Holzernte wieder Pferde auf den Rückegassen einzusetzen. Diese Methode sei ungleich schonender als der Einsatz von Harvestern und anderen Großmaschinen. Nebenbei wäre auch noch Kutschern geholfen, die an Unterbeschäftigung leiden.

Das Kommunalreferat hält nichts vom Einsatz von Pferden im Wald anstelle von Harvestern und anderen Großmaschinen. Auch die Rösser, so die Behörde, würden „deutliche Furchen“ im Waldboden hinterlassen. (Foto: Privat)

Der BN-Geschäftsführer erhebt jedoch nicht nur Vorwürfe gegen des Kommunalreferat, das für die städtischen Wälder zuständig ist. Zugleich würdigt Nützel, dass eine Großstadt ein derartiges Gebiet, das einen großen Bestand zukunftsfähiger Laubbäume aufweist, überhaupt erhält, statt es zu bebauen. Der Fürstenrieder Wald mit seinem monumentalen Ehrenmal am Rande ist bei den Bewohnern von Fürstenried-West schon deshalb höchst beliebt, weil er direkt vor ihrer Haustür liegt. Ursprünglich war er als Reservefläche für die Erweiterung des Münchner Waldfriedhofs vorgesehen.

Das Kommunalreferat weist die Vorwürfe der Naturschützer zurück. Anders als dargestellt, gehe die städtische Forstverwaltung bei Baumfällungen "immer sehr bedacht" vor. Weil dies mit eigenen Fahrzeugen und eigenem Personal geschehe, sei sichergestellt, dass eben nicht ausgerückt werde, wenn der Boden zu matschig ist. Außerdem seien die Rückegassen schonenderweise nur alle vierzig Meter angelegt und nicht wie üblich alle zwanzig Meter.

Von der Idee, künftig mit Pferden statt mit Maschinen zu arbeiten, hält man bei der Forstverwaltung nicht viel. Die entsprechenden Firmen müssten wirtschaftlich und damit unter Umständen bei schlechtem Wetter arbeiten, lauten die Bedenken. Überdies hinterließen auch Rösser "deutliche Furchen" im Waldboden. Davon abgesehen würde der Einsatz der Tiere "vermutlich zu Angriffen von Tierschützern" führen.

Furchen im Forst. (Foto: Privat)

"Insgesamt gibt es laut dem Revierleiter im Fürstenrieder Wald keine erheblichen Schäden zu verzeichnen, weder an Bäumen, noch in den Gassen", erklärte eine Sprecherin des Kommunalreferats zusammenfassend.

© SZ vom 04.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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