Gespräch im Pschorrstadel:Über die Chancen und Herausforderungen Afrikas

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Die ZDF-Korrespondentin für Ost-, Zentral- und Westafrika Susann von Lojewski spricht über die Chancen und Herausforderungen des Kontinents. (Foto: Jana Islinger)

In Adelshofen berichtet die langjährige ZDF-Korrespondentin Susann von Lojewski über ihre Erfahrungen und Eindrücke auf dem Kontinent.

Von Manfred Amann, Adelshofen

Afrika, etwa 1,4 Milliarden Menschen und dreimal so groß wie Europa, kommt auch den Menschen im Landkreis über die Medien manchmal ganz nah. Berichte über die Sahara, Elefanten oder Antilopenherden, Dürren, Katastrophen, Überbevölkerung, Hunger, Konflikte und Stammeskriege prägen das Bild von einem Kontinent, der einerseits landschaftlich vielfältig und reizvoll sein muss, dessen politische und gesellschaftliche Entwicklung aber oft noch hinter den "westlichen Maßstäben" zurückliegt. Für die ZDF-Korrespondentin Susann von Lojewski ist Afrika mit seinen 55 Ländern jedoch eine "bunte, faszinierende und lebendige Welt". Seit August 2021 leitet die 58jährige das ZDF-Fernsehstudio in Nairobi, der Hauptstadt Kenias mit 4,4 Millionen Einwohnern, in dem die Berichterstattung aus 37 Ländern Ost-, Zentral- und Westafrikas organsiert wird. "Man ist ständig mit den Lebensverhältnissen vor Ort konfrontiert, aber es gibt nicht das Afrika schlechthin, sondern jedes einzelne Land ist anders und man muss sich mit deren Geschichte und mit den Leuten auseinandersetzen, um zu verstehen", sagte die Journalistin auf einem Vortrag, zum Thema "Afrika - Chancen und Herausforderung", zu der die Wählergemeinschaft Adelshofen-Nassenhausen-Luttenwang eingeladen hatte.

Susann von Lojewski ist die Schwester der Vorsitzenden der Wählergemeinschaft, Britta Bischof. (Foto: Jana Islinger)

Die Frage "Wie kommt ein international erfahrene ZDF-Korrespondentin für einen Vortag in das kleine Adelshofen" war schnell geklärt: "Susann ist meine Schwester, ich habe sie einfach gefragt und sie hat zugesagt", verriet Britta Bischof, die Vorsitzende der Wählergemeinschaft den etwa 80 Zuhörern, die in den Pschorrstadel gekommen waren. Nach einem "Impuls-Video über eine andere Welt" befand die Korrespondentin, dass "harte Bilder und Themen" im Fernsehen leider oft nur die Schattenseiten beleuchteten, aber Afrika sei auch "ein toller Kontinent, mit sehr freundlichen und aufgeschlossenen Menschen". Zur Flüchtlingssituation führte sie aus, dass in Afrika rund 32 Millionen Menschen vor Kriegen, Katastrophen, Drangsal oder Hunger ihre Heimat verlassen hätten und nicht absehbar sei, ob sie jemals wieder zurückkehren können. 25 Millionen davon seien innerhalb Afrikas, zum Beispiel in Nachbarländer, geflüchtet, rund sieben Millionen wollten jedoch den Kontinent ganz verlassen, "weil sie keine Lebensperspektive haben". Politische Zustände, wirtschaftliche Not und oft auch Korruption in Regierung und Verwaltung blockierten manchmal jedwede Chance auf Verbesserung. Warum die Menschen nicht aufbegehrten, sich dies alles gefallen ließen, fragte ein Besucher und die Antwort war einleuchtend. "Wenn man sich täglich um ausreichend Wasser oder Nahrung kümmern muss, dann denkt man nicht an Aufstand oder Revolte". Außerdem würde jeder Funke Widerstand in der Bevölkerung im Keim erstickt. In manchen Ländern seien viele Männer im Krieg und die Frauen bei der Sorge um ihre Kinder, viereinhalb je Frau im Durchschnitt, die in gewisser Weise Alterssicherung bedeuteten, ziemlich allein. Ein großes Problem seien die Berge von Plastikmüll und Altkleidern aus Europa, die einerseits Eigenproduktion unmöglich machten, andererseits aber für eine Vielzahl von Menschen die einzige Möglichkeit böten, durch Aussortieren oder Bündeln etwas Geld zu verdienen.

Die Medien müssten die Missverhältnisse besser anprangern und korrupte Menschen öffentlich bloßstellen, befand ein Gast, woraufhin von Lojewski anmerkte, dass Studios der Europäer dann schnell des Landes verwiesen würden, was die Recherchen noch erschweren würde. "Wir berichten, müssen aber auf die jeweiligen Verhältnisse in den Ländern Rücksicht nehmen", sagte die Reporterin. Für das oftmals herbeigewünschte "female empowerment" gebe es keinen Raum in dieser Männerwelt, dennoch seien in vielen Ländern Ansätze zu einer wirtschaftlichen Verbesserung erkennbar, die von Europa, Amerika und auch von China und Russland gefördert würden. "Eines muss uns aber klar sein, wir können den jeweiligen Regierungen nicht sagen, was sie tun sollen, jeder Staat hat seine eigene Geschichte und Entwicklung. Und wir können auch nicht alle retten", sagte von Lojewski.

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