Gröbenzell:Ende und Erneuerung

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Seltenes Material: Der Rotmarmor, aus dem der Altar besteht, soll zur Freude von Pfarrerin Susanne Kießling-Prinz wieder verwendet werden - im Freisinger Dom. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Die Zachäuskirche in Gröbenzell wird nach fast 70 Jahren umgebaut und saniert. Der neue Altar soll aus Glas bestehen.

Von Ariane Lindenbach, Gröbenzell

Noch steht der Altar der Zachäuskirche in Gröbenzell an seinem angestammten Platz im Altarraum . Doch seine Tage sind gezählt: Am Montag wird er nach mehr als sechs Jahrzehnten fachmännisch aus dem arg strapazierten Gotteshaus entfernt werden und an anderer Stelle mutmaßlich ähnlich gute Dienste leisten. Denn am Montag beginnen die Renovierungs- und Umbauarbeiten an dem Gebäude aus den 1950er Jahren.

Schon die ganze Woche gab und gibt es Aktionen und Veranstaltungen, die die Kirchengemeinde auf die bevorstehende Schließung vorbereiten sollen. Laut Homepage besteht am Sonntag, 18. Juni, die Möglichkeit, "bewusst Abschied zu nehmen von Vertrautem in der Zachäuskirche". Außerdem könne noch einmal die Ausstellung zur Erinnerung an 67 Jahre Zachäuskirche besichtigt werden. "Den Schlusspunkt bildet das gemeinsame Ausräumen der Kirche."

Hausherrin und Pfarrerin Susanne Kießling-Prinz will den Gemeindemitgliedern das Loslassen möglichst leicht machen. Schließlich musste 2011 eine geplante Renovierung nach Kritik aus den Reihen der Kirchengemeinde und einer missglückten Mediation abgesagt werden.

1,3 Millionen Euro soll der Umbau kosten

Allerdings war das viele Jahre, bevor Kießling-Prinz 2018 nach Gröbenzell kam. Und jetzt, fünf Jahre nach ihrem Start am Gröbenbach, steht die auf 1,3 Millionen Euro veranschlagte Baumaßnahme bevor. Die Gottesdienste werden während der Bauphase im Gemeindesaal gefeiert. Für solche mit mehr Beteiligung wie etwa an Heiligabend werden Alternativen gesucht. beispielsweise könnten sie auf dem Forumsplatz stattfinden, wie während der Corona-Pandemie.

"Wir haben am Sonntag noch einen Abschied-Gottesdienst", die Pfarrerin. Für zehn Monate, so ist zumindest der Plan, bleibt das Gotteshaus danach während der Bauarbeiten geschlossen. Ursprünglich ging es der Pfarrerin zufolge nur um das in die Jahre gekommene Dach. "Es fing damit an, dass es neu gedeckt werden musste. Dann hat sich herausgestellt, dass eigentlich alles renoviert werden muss", selbst der Boden müsse erneuert werden, erklärt sie. "Es bleiben eigentlich nur noch die Außenwände."

Am Anfang sollte nur das Dach neu gedeckt werden. Jetzt wird das 67 Jahre alte Gotteshaus von Grund auf renoviert und umgebaut. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Nach 64 Jahren ist auch die Elektrik marode, der Eingangsbereich muss erneuert werden, ebenso die Fenster, die gesamte Lichtsituation - kurzum, die ganze Kirche steht nun kurz vor einer Grunderneuerung. Ein großes Anliegen des Kirchenvorstandes war es, den Kirchenraum einladender und heller zu gestalten, mit mehr Raum für Miteinander und Begegnung - nicht umsonst überschrieben die Ehrenamtlichen ihre Vorstellungen mit den Worten: "Einladende Kirche". Dem entsprach der Entwurf des Architekturbüros abp aus München, das 2019 mit einer Konzeptstudie für die Zachäuskirche beauftragt worden war.

Heller und weitläufiger: Ein Umbau des Altarbereichs soll mehr Tageslicht in die Zachäuskirche lassen, der Wegfall von Stufen schafft Barrierefreiheit und die Illusion von mehr Raum. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Vier Jahre später gelangen diese Vorschläge nun zur Umsetzung. Ein Umbau des Altarbereichs - mit Abriss und Verlegung - soll mehr Licht und Raum schaffen. Dazu wird die Sakristei nach hinten in den Seiteneingangsbereich verlegt. Durch die so entstehende, seitliche Altarnische kann in Zukunft Tageslicht einfallen, das den gesamten Bereich deutlich aufhellt.

Gemäß den Plänen wird das Licht dann auf das Kreuz fallen. Außerdem soll die Holzdecke im Kirchenraum nach Möglichkeit erhalten, ergänzt und aufgehellt werden. Die Bänke werden verkürzt, um einen Zugang von beiden Seiten zu ermöglichen, die letzten beiden Reihen entfallen.

Um den Kirchenraum noch mehr aufzuhellen, werden die Lichtnischen bei den zugemauerten Fenstern mit künstlichem Licht wiederhergestellt; ein Beleuchtungskonzept schafft zusätzliche flexible Lichtquellen im Raum.

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Mehrere Stufen im Kirchenraum werden abgetragen, was Barrieren verschwinden lässt und auch großzügiger wirkt. Im Eingangsbereich sollen Bodenschwellen beseitigt werden; die Glas-Holzkonstruktion am Dach wird umgestaltet und zu einem Vordach erweitert. Neue Fenster aus Isolierglas sowie eine Wärmedämmung für das Dach sind ebenfalls vorgesehen.

Beginnen wird alles am Montag mit dem Abbau des Altars. Der Münchner Restaurator und Steinmetzmeister Wolfgang Gottschalk wird ihn der Pfarrerin zufolge in Teile zerlegen und abtransportieren lassen. Hierfür komme ein Kran zum Einsatz, sagt Kießling-Prinz. In der erneuerten Zachäuskirche wird ein neuer Altar aus Glas aufgestellt, entworfen von Neringa Vasiliauskaite - dem neuen Konzept entsprechend. "Das neue Modell ist ganz anders", sagt die Pfarrerin.

Doch das ausrangierte Vorgängermodell wird noch an anderer Stelle gute Dienste tun. Wie Kießling-Prinz von Wolfgang Gottschalk erfahren hat, besteht der alte Altar aus Rotmarmor - einem Material, das nicht mehr abgebaut wird, aber in vielen Kirchen verbaut wurde. Das Material aus Gröbenzell soll für Renovierungsarbeiten verwendet werden, beispielsweise im Freisinger Dom.

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