Wohnungsbau:Drei Zimmer, 500 Euro kalt

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Die Wohnungsbaugesellschaft des Landkreises startet in diesem Jahr mit ihrem ersten Projekt in Fürstenfeldbruck. Zehn bis 15 Wohnungen sollen dabei entstehen und vor allem eines sein: bezahlbar

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Die neu gegründete Wohnungsbaugesellschaft für den Landkreis nimmt ihr erstes konkretes Projekt in Angriff. Auf zwei nebeneinander liegenden Grundstücken in Fürstenfeldbruck, die der Landkreis selbst in die Gesellschaft eingebracht hat, sollen in diesem Jahr zehn bis 15 preisgünstige Wohnungen für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Landkreises entstehen und im Laufe des Jahres 2023 fertig sein. "Wir werden zum ersten Mal für die Wohnungsbaugesellschaft Erde bewegen", freut sich deshalb Christoph Maier, einer der beiden ehrenamtlichen Geschäftsführer.

Wie allerorten fehlen auch im Landkreis Fürstenfeldbruck bezahlbare Wohnungen, gerade für ältere Menschen, Alleinerziehende, junge Familien oder Angestellte der Kommunen. Entsprechende Wohnungen soll nun die Wohnungsbaugesellschaft bauen, die 15 Städte und Gemeinden, der Landkreis und die bereits bestehende Städtische Wohnraumentwicklungsgesellschaft Puchheim nach jahrelanger politischer Diskussion vor zwei Jahren gründeten. Sie hat sich für die nächsten Jahre vorgenommen, 15 Projekte mit insgesamt 200 neuen Wohnungen in verschiedenen Kommunen mit einem Gesamtvolumen von 40 Millionen Euro zu realisieren. Maier selbst nennt das "eine für ein Start-up anspruchsvolle Zielsetzung".

Davon profitieren könnten etwa 500 bis 600 Menschen. Zielgruppe sind Maier zufolge gerade in ländlichen Bereichen auch die Einheimischen, "die bereits am Ort wohnen, oder deren Kinder, die vielleicht in eine eigene Wohnung ziehen wollen, oder die Oma, die aus ihrem Haus in eine Wohnung gehen will". Vier Grundstücke brachte der Landkreis selbst mit ein, zwei davon werden nun bebaut. "Mitarbeiterwohnungen sind mittlerweile das entscheidende Argument bei der Einstellung von Personal", weiß Landrat Thomas Karmasin (CSU). Dies war schließlich auch für ihn das ausschlaggebende Argument gewesen dafür, dass er sich nach jahrelanger Skepsis doch für die Gründung einer Wohnungsbaugesellschaft aussprach.

So könnte sich die Wohnungsbaugesellschaft sozialen Wohnungsbau auf dem Land vorstellen. Der Vorschlag wurde zusammen mit dem Büro Grabox Klause Architekten aus München erarbeitet. Simulation: Grabow Klause Architekten PartGmbB (Foto: Grabow Klause Architekten PartGmbB/oh)

In Gröbenzell beispielsweise soll auf einem gemeindeeigenen Grundstück an der Dr.-Troll-Straße ein Altbau weichen für 16 neue Wohnungen mit günstigen Mieten. Das Verfahren aber dauert noch. Erstes konkretes Projekt wird deshalb jenes in Fürstenfeldbruck sein, den Standort will man allerdings erst bekannt geben, wenn alles notariell geregelt ist. Dann soll auch die Bürgerbeteiligung starten, ein Vorhaben, mit dem man sich "von anderen Marktteilnehmern positiv unterscheidet", betont Maier, der seit anderthalb Jahren für die SPD im Brucker Kreistag sitzt: "Wir wollen die Bürger mitnehmen und ihnen den Mehrwert klar machen." Gerade auch in den kleineren Kommunen werde das wichtig sein.

Denn sozialer Wohnungsbau wird dort nicht als Einfamilienhausbau stattfinden. Für die ländlichen Bereiche des Landkreises sieht das Konzept der Wohnungsbaugesellschaft Gebäude mit Erdgeschoss sowie zwei, in städtischen Gebieten drei Obergeschossen vor. Wie die Bauten aussehen könnten, ließ die Wohnungsbaugesellschaft in einer Machbarkeitsstudie zusammen mit drei Architekturbüros ausarbeiten: von Grabow Klause Architekten aus München, Kammerl & Kollegen aus Pfaffing (Landkreis Rosenheim) sowie vom Wiener Büro Thaler Thaler Architekten. Wien wurde ausgewählt wegen der "hundertjährigen Weltmarktführerschaft im sozialen Wohnungsbau", sagt Maier. Die Stadt Wien gilt hierbei als Vorreiter und Vorbild. Entwickelt wurden Grundrisse, die je nach Bedarf in Breite, Länge und Höhe baukastenartig zu verschiedenen Wohnungsgrößen zusammengesetzt werden können.

Der durchschnittliche Mietzins für die Wohnungen soll bei sieben Euro pro Quadratmeter liegen und damit würde die Nettokaltmiete für eine Drei-Zimmer-Wohnung etwa 500 Euro betragen. Die Bautypen sollen sich unterscheiden, je nachdem ob das Objekt in eher urbaner oder eher ländlicher Gegend entstehen soll. Man wolle im ländlichen Bereich "keine kasernenartige Reihen- und Doppelhausstruktur", betont Maier, sondern "gehöftähnlich" bauen, "so wie sich früher die Dörfer entwickelt haben". Maier findet, dass "ein bisschen identitätsstiftender Architekturanspruch nicht schadet".

Planungssache: Mit Eik Kammerl (hinten links) und seiner Mitarbeiterin beraten die beiden Wohnungsbau-Geschäftsführer Markus Ostermeir (hinten rechts) und Christoph Maier (vorne rechts) die Entwürfe. (Foto: Wohnungsbaugesellschaft FFB)

Als Ausgleich für den kompakten Baustil der einzelnen Wohnungen erhalten die Mehrfamilienhäuser Gemeinschaftsbereiche, die laut Maier für Versammlungen, Feste oder Kindergeburtstage oder auch als Co-Working-Space fürs Home-Office genutzt werden könnten. Vor allem "der Grünraum mit Kinderspielplätzen, Gemeinschaftsbeeten und Dachgärten" würde ein lebendiges Miteinander ermöglichen, ergänzt Co-Geschäftsführer Markus Ostermair. Hier zeige die Machbarkeitsstudie viele innovative und bewährte Lösungen auf.

Vorgenommen hat sich die Wohnungsbaugesellschaft auch, nachhaltig zu bauen, mit Wärmepumpen, Photovoltaikanlagen, Heizungs- und Kühlsystemen mit geringen Verbräuchen. Denn auch die Warmmiete sei "ein großer Faktor", sagt Maier. Die Wohnungsbaugesellschaft strebt dazu eine Partnerschaft mit den Stadtwerken Fürstenfeldbruck an.

© SZ vom 17.01.2022 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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