Fürstenfeldbruck:Auf Augenhöhe mit Kevin Kühnert

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Nicht wirklich viel zu lachen gibt es für SPD-Direktkandidat Daniel Liebetruth (links) im Landtagswahlkampf - hier begleitet von SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert. (Foto: Leonhard Simon)

Die Landkreis-SPD möchte bis zum 8. Oktober 5000 Bürger besuchen. Am Samstag wird sie beim Haustürwahlkampf vom Generalsekretär aus Berlin unterstützt.

Von Til Antonie Wiesbeck, Fürstenfeldbruck

"Man lernt viel über Hunde, Unterwäschemodelle und Klingelanlagen", scherzt Kevin Kühnert, Generalsekretär der Bundes-SPD. Zur Unterstützung des Landtagskandidaten Daniel Liebetruth (Fürstenfeldbruck-Ost) und der Kandidierenden für den Bezirkstag, Tina Jäger (Fürstenfeldbruck-West) sowie Martin Eberl (Fürstenfeldbruck-Ost) ist er ins Fürstenfeldbrucker Stadtviertel Buchenau gekommen, um mit ihnen gemeinsam an Türen zu klingeln und sich persönlich bei den Bürgerinnen und Bürgern vorzustellen. Später suchte das Quartett gemeinsam mit weiteren SPD-Politikern am Infostand auf dem Geschwister-Scholl-Platz den Kontakt zu den Wählern. "In welchem Zustand manche Leute die Tür aufmachen, finde ich atemberaubend", erklärt Kühnert.

An diesem Samstagmorgen um kurz nach zehn Uhr bleiben aber zunächst viele Türen verschlossen. Klingeln, Warten, weiter. Manchmal ein dumpfes Bellen. Das ist laut Generalsekretär normal. Erfahrungsgemäß machten über einen längeren Zeitraum gemessen etwa 40 Prozent der Menschen den Wahlkämpfern auf. Außerdem sei es ja noch früh: "In Berlin würde ich mich um die Uhrzeit gar nicht Klingeln trauen", amüsiert er sich. Im Bundestagswahlkampf hätten der Berliner und sein Team zusammen an 50 000 Türen geklingelt. Und auch in Bayern hilft er dieser Tage fleißig mit: "Am Ende des Landtagswahlkampfs werde ich fast drei Wochen in ganz Bayern unterwegs gewesen sein."

Die Wahlkämpfer lassen sich Zeit, um über Inhalte zu sprechen.

Nach einer Weile öffnen dann aber doch einige Bürgerinnen und Bürger den Wahlkämpfern ihre Türen. Unter ihnen die Familie Gleich. "Am achten Oktober sind Landtags- und Bezirkstagwahlen. Wir wollten uns kurz vorstellen", erklärt Daniel Liebtruth mit einem freundlichen Lächeln im Gesicht. Mit der Zweitstimme gehe es auch darum, den Landkreis zu stärken. Das Paar freut sich über den Besuch. Als Liebetruth, nach seiner "Hauptmessage" gefragt, unter anderem die Energiewende erwähnt, leuchten Björn Gleichs Augen. Es sei ihm zum Beispiel ein Anliegen, dass Eigentümergemeinschaften den Betrieb von Balkonkraftwerken nicht verhindern dürfen. Kühnert weist darauf hin, dass entsprechende Änderungen am Wohnungseigentumsgesetz schon beschlossen seien, und zeigt sich zuversichtlich, dass sie bald kommen. Die Familie habe auch Probleme, einen Platz in einer Ganztagsklasse zu finden. Es müssten mehr Plätze geschaffen werden, die Anstellung externer Partner solle vereinfacht werden, erklärt Liebetruth, selbst Gymnasiallehrer.

Einen mehr als engagierten Wahlkampf haben die Sozialdemokraten nach Ansicht der Jusos im Landkreis geführt. (Foto: Leonhard Simon)

Dann öffnet ein Mann mit einem Hund auf dem Arm. Auch er freue sich über den Besuch, sei für die SPD, weil die Politik für "kleine" Leute mache. Kühnert stimmt ihm zu, weist auf die Mindestlohnerhöhung auf zwölf Euro mit der SPD hin. Ein bisschen anders sieht es eine Frau aus Nordrhein-Westfalen: "Die SPD ist meines Erachtens nicht mehr so sehr Arbeiterpartei." "Besser als die FDP", wirft ihr Mann ein, "bei der pack ich mir manchmal an die Birne." Kühnert zeigt sich diplomatisch: Es sei in einer Demokratie wichtig, Kompromisse zu machen. Er wird auch persönlich, fragt nach: Woher kommen Sie, wie alt sind die Kinder? Die Wahlkämpfer lassen sich auch mal ein bisschen mehr Zeit und sprechen über Inhalte.

Das ist Kevin Kühnert wichtig: "Es baut Vorurteile gegenüber Politik ab, und das ist glaube ich in dieser Zeit sehr wichtig." Laut Martin Eberl geht es dabei darum, den Menschen zu zeigen, "dass Politik etwas ist, das vor Ort da ist, auf sie zugeht - und nicht irgendetwas Abstruses, was weit weg ist".

Wie Liebetruth erzählt, sind dabei die Reaktionen überwiegend positiv: "Wir hatten sogar schon den Fall, dass eine Frau direkt vor unseren Augen ihr Kreuz gemacht hat." Obwohl das eine Ausnahme sei, werden im Türwahlkampf laut Tina Jäger viele Wählerinnen und Wähler erreicht: "Sehr viele Menschen sind noch unentschlossen und daher offen für Diskussionen." Daniel Liebetruth hofft, dass sie mit der Aktion auch die Wahlbeteiligung erhöhen können: "Gerade politikverdrossenen Menschen muss man zeigen, dass man sich für sie interessiert."

Natürlich kommt nicht mit allen, die aufmachen, ein Gespräch zustande. Viele haben keine Zeit oder sind einfach zu überrascht. Einen Kugelschreiber und einen Flyer mit den Kontaktdaten der Kandidierenden bekommen sie trotzdem.

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