Energiewende:Werbung für die Wärmepumpe

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Zwei Aufkleber "Warnung vor heißer Oberfläche" sind an einem Modell einer Wärmepumpe zu sehen. Über ihre Verwendung insbesondere in Altbauten wird viel diskutiert, nun rechnet die Verbraucherzentrale ein Beispiel vor. (Foto: Moritz Frankenberg/dpa)

Die Olchinger Grünen laden einen Experten ein, der über die Grundlagen referiert. Einige Antworten muss er schuldig bleiben.

Von Til Antonie Wiesbeck, Olching

Im Ringen um die Wärmewende wird der Bundestag nach seiner Sommerpause Anfang September in zweiter und dritter Lesung über den umstrittenen Vorschlag der Ampelkoalition zum Gebäudeenergiegesetz beraten, der im Volksmund auch Heizungsgesetz genannt wird. Er sieht vor, dass vom 1. Januar 2024 an neu eingebaute Heizungen zu mindestens 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden müssen. Damit ist klar: Das Heizen ausschließlich mit fossilen Energieträgern wie Erdgas und Öl wird auf lange Sicht in Deutschland nicht mehr möglich sein. Die Alternativen sind jedoch vielfältig: Fernwärme, Pellets, Biogas? Zu einer von ihnen - der elektrischen Wärmepumpe - hat der Ortsverband Olching von Bündnis 90/Die Grünen am Montagabend einen Vortrag von Werner Narr organisiert.

Der Elektroingenieur mit Diplom beschäftigt sich selbst seit Jahrzehnten mit Heizungen: "Ich bin eigentlich kein direkter Heizungsspezialist in dem Sinn, sondern einer, der halt seine Heizungen immer selbst einbaut. Ich bin also Planer, Installateur und Betreiber in einer Person." Daher sei er auch derjenige mit dem größten Interesse, dass die Heizung gut funktioniert und günstig ist. Auch die Wartungen mache er selbst. Über die Jahre habe er so viel Wissen angesammelt. "Die erste Heizung, die ich eingebaut habe, war im Jahr 1990 eine Ölheizung. Nach und nach sind dann alle möglichen anderen Heizungstypen dazugekommen. Die letzte war vor zwei Jahren eine Pelletheizung." Auch sein Beruf bringe es mit sich, dass er sich immer in neue Themengebiete und Technologien einarbeiten müsse.

In seinem eigenen Haus betreibt Werner Narr, wie er sagt, eine Erdwärmepumpe. Wie er später erklären wird, gibt es daneben auch Luft- und Grundwasserwärmepumpen, wobei das jeweilige Bestimmungswort die Quelle anzeigt, aus der die Heizenergie gewonnen wird. Selbst eine Luftwärmepumpe sei, obwohl die günstigste der drei Varianten, mit etwa 10 000 Euro in der Anschaffung teurer als zum Beispiel eine Ölheizung für etwa 7000 Euro oder eine Gastherme für rund 4500 Euro. Das zeigt Werner Narr anhand von Angeboten, die er im Internet recherchiert hat. Natürlich kämen auch noch die Kosten für den Einbau hinzu. Auf den Gesamtpreis gebe es aber die Förderung des Bundes.

Referent Werner Narr gibt sein Wissen und seine Erfahrung an sein Publikum weiter. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Die Verbraucherzentrale prognostiziert einen massiven Anstieg des CO₂-Preises.

Außerdem spare man dann im Betrieb. Zum einen habe die Wärmepumpe einen Wirkungsgrad von 450 Prozent; im Gegensatz zu einer Ölheizung, deren Wirkungsgrad bei 105 Prozent liege. Zum anderen lasse sich mit einer Wärmepumpe auch der CO₂-Ausstoß deutlich reduzieren. Zwar brauche man für den Betrieb einer Wärmepumpe Strom; diesen produziere er aber mithilfe einer Photovoltaik-Anlage auf dem Dach. Auch deshalb könne sich der Umstieg lohnen: "Die Verbraucherzentrale prognostiziert, dass der CO₂-Preis pro Tonne in den nächsten Jahren deutlich steigen wird."

Er bezieht sich dabei auf den Emissionshandel, der in Deutschland im Jahr 2019 mit dem Klimapaket der damaligen schwarz-roten Regierung beschlossen und im Jahr 2021 eingeführt wurde. Seitdem hat der Ausstoß von Treibhausgasen beim Heizen und Autofahren einen Preis: beträgt er heuer noch 30 Euro pro Tonne ausgestoßenem CO₂, soll er im nächsten Jahr auf 40 Euro steigen. Laut Verbraucherzentrale wird er auch in den darauffolgenden Jahren weiter steigen, wovon diejenigen, die mit fossilen Energieträgern heizen, massiv betroffen sein werden.

Auch sind laut Werner Narr die günstigen Quellen für fossile Energieträger bereits ausgeschöpft. Die Rohstoffe gingen zur Neige, und der Aufwand für die Förderung und die damit verbundenen Kosten stiegen. "Das Öl wird nie so günstig werden, wie es mal war", erklärt Werner Narr. Diese Entwicklungen betreffe auch Erdgas. Gerade im Neubau gebe es aufgrund von flexibleren Planungsmöglichkeiten und besserer Wärmedämmung "eigentlich gar keine andere vernünftige Lösung" als die Wärmepumpe.

Eine mögliche Alternative sieht er aber doch: "In Olching gibt es Fernwärme." Um mit Fernwärme zu heizen, brauche man "im Prinzip gar keine Heizung". Die stattdessen notwendige Fernwärmeübergabestation würden "in der Regel" die Stadtwerke liefern. Deshalb seien auch die Investitionskosten gering. Außerdem zeige ein Blick auf die Karte des Fernwärmenetzes in Olching, dass der Ort "gar nicht so schlecht" versorgt sei. "Deswegen ist Fernwärme eine gute Lösung. Und wenn sie dann auch noch weitgehend CO₂-neutral erzeugt wird, umso mehr."

Zum Schluss blieben einige Fragen unbeantwortet: Welche Zimmertemperatur er denn mit seiner Wärmepumpe erreiche. Ob sich vermeiden ließe, dass die Wärmepumpe mit Atomstrom aus Frankreich betrieben wird. Zwar ging Werner Narr auf die immensen Kosten und die fehlende Rentabilität des Baus neuer Atomkraftwerke ein, nicht aber auf die Frage, was mit den 56 aktiven Atomkraftwerken in Frankreich sei.

Entsprechend reichten die Reaktionen von Enthusiasmus bis Ärger. Die Olchinger Grünen zeigten sich zufrieden. Mit Blick auf die Teilnehmerzahl lobt Heide Kuckelkorn, Sprecherin des Ortsverbandes und Organisatorin der Veranstaltung: "Ich denke, wir haben schon viele Menschen erreicht. Das zeigt, dass wir mit dem Thema einen Nerv getroffen haben." Dritte Bürgermeisterin Ingrid Jaschke fand die Veranstaltung für Laien ein wenig überladen, insgesamt aber interessant: "Man kriegt wirklich ein Gefühl dafür, dass das eine vernünftige Technik und absolut machbar ist. Und kein Hexenwerk." Besucher Robert Titze aus Olching war sehr zufrieden: "Ich fand den Vortrag hervorragend und habe viel Neues aus der Praxis gehört." Er spiele selbst mit dem Gedanken, bei sich eine Wärmepumpe einzubauen.

Es gab aber auch ein paar verärgerte Gesichter zu sehen. Angela Noll-Ortseifen war enttäuscht: "Bei uns geht die Heizung in den nächsten Wochen oder Monaten kaputt. Auf dem Vortrag gab es sehr viel Input. Er hat meinem Mann und mir aber nicht geholfen, zu entscheiden, ob sich ein Umstieg auf eine Wärmepumpe für uns lohnen könnte." Nach gut zwei Stunden Vortrag blieb auch nicht mehr viel Zeit für Fragen aus dem Publikum. Als Werner Narr zum Ende kam, waren von den rund 30 Besucherinnen und Besuchern schon einige gegangen.

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