Eichenau:Waisen in Wischgorod verschollen

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Das im Internet verbreitete Foto aus Nowi Petriwzi zeigt die Folgen eines russischen Raketenangriffs. (Foto: Liveuamap via Twitter)

Das vom Eichenauer Freundeskreis im Partnerlandkreis gebaute und unterstützte Kinderhaus ist leer. Wo die Kinder und Jugendlichen untergekommen sind, ist unbekannt.

Von Erich C. Setzwein, Eichenau

Die Kinder und Jugendlichen aus dem Kinderhaus in Nowi Petriwzi im Rayon Wischgorod werden wohl nicht nach Eichenau kommen. Geflüchtete aus dem Umfeld des Betreuers der Kinder bekamen die Information, dass die jungen Bewohner die Unterkunft in einem Vorort von Wischgorod verlassen hätten. Wohin sie gingen, ob sie zu ihren Familien zurückkehrten, das ist nicht bekannt. Nowi Petriwzi jedenfalls ist kein sicherer Ort mehr. Nach übereinstimmenden, aber aus der Ferne nicht verifizierbaren Berichten ukrainischer sozialer Medien soll am Donnerstagnachmittag ein zweijähriges Kind beim Einschlag einer russischen Rakete in ein Wohnhaus getötet worden sein. Vier weitere Bewohner seien verletzt worden.

In der seit 30 Jahren bestehenden Partnerschaft der Gemeinde Eichenau mit der Stadt und dem Rayon Wischgorod hat es viel Unterstützung durch den Freundeskreis gegeben. Das Kinderhaus liegt seit einer Verwaltungsreform im vergangenen Jahr in der Verantwortung des Rayons, der einem bayerischen Landkreis vergleichbar ist, flächenmäßig aber um ein Vielfaches größer. Nach Angaben von Magdalena Holzer, die sich sehr in Nowi Petriwzi engagiert hat, war zuletzt nicht mehr ganz klar, wie viele Kinder sich in der Obhut der Betreuer befanden. Im ursprünglichen Waisenhaus lebten in den vergangenen Jahren einige Kinder und Jugendliche, die das örtliche Sozialamt aus zerrütteten Familien geholt hatte.

Dass die jungen Bewohner bereits seit acht Jahren mit dem Krieg in Berührung gekommen sind, zeigte sich beim Besuch einer Eichenauer Delegation. Im Spielzimmer des Hauses hingen Fotos von im Kampf gegen Separatisten gefallenen Soldaten, die ihre Kindheit und Schulzeit in dem Heim verbracht hatten.

Mittlerweile sind die russischen Aggressoren in der Nähe von Wischgorod angekommen. Bürgermeister Aleksej Momot hat Eichenaus Bürgermeister Peter Münster wissen lassen, dass nur noch 30 Prozent der Bevölkerung in der Stadt seien. Die Einwohnerzahl lag zuletzt bei etwa 27 000. Im April hätte die Reise einer Eichenauer Delegation zu den ukrainischen Freunden stattfinden sollen. Gespräche über die weitere Zusammenarbeit bei energetischen Sanierungsprojekten der Stadt und eines von Eichenau aus begleiteten Vorhabens waren vorgesehen.

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