Volt:Der Europäer

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Daniel Burandt. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Daniel Burandt will mit der jungen Partei ins Parlament

Von Jacqueline Lang, Dachau

Wenn Daniel Burandt beschreiben soll, wo man seine paneuropäische Partei verorten kann, dann sagt er: "in der progressiven Mitte". Denn, das weiß der Direktkandidat für den Wahlkreis Fürstenfeldbruck und Dachau natürlich selbst: Viele haben zwar vielleicht schon einmal den Parteinamen "Volt" irgendwo gelesen, die wenigsten aber wissen, was sich hinter dem Namen und der Partei verbirgt. Schließlich ist Volt eine junge und die erste in mehreren Staaten vorkommende Partei, die erst durch die Kandidatur bei der Europawahl 2019 ein wenig bekannt geworden ist. Das provoziert zu der Frage: Warum sollte jemand, der in Bayern lebt und arbeitet, bei der bevorstehenden Bundestagswahl im September eine Partei wählen, die sich weniger als deutsche als vielmehr als paneuropäische Partei versteht? Auch dafür hat Burandt eine Antwort: "Politik beginnt vor der Haustür und der europäische Gedanke auch." Passend dazu lautet der Wahlslogan der Partei auch: "Europäisch denken, lokal handeln."

Den 27-Jährigen Dachauer selbst hat dieser Gedanke kurz vor der Europawahl 2019 jedenfalls überzeugt - obwohl er bis dahin von sich selbst behauptet hätte, dass er gar nicht politisch ist, oder zumindest nicht partei-politisch. Ehrenamtlich engagiert sich Burandt indes schon seit Jahren: Als er in Stuttgart Luft- und Raumfahrt studiert hat, hat er sozial Benachteiligten Nachhilfeunterricht gegeben. Seit er für seinen Master in Medieninformatik mit dem Schwerpunkt Mensch-Computer-Interaktion an der Ludwigs-Maximilians-Universität München zurück nach Dachau gezogen ist, ist er als Mitglied beim runden Tisch gegen Rassismus aktiv.

Burandt, Sohn einer Peruanerin und eines Deutschen, gefällt der länderübergreifende Charakter, der Volt zugrunde liegt. Es gebe, so sagt Burandt, ein europäisches Grundsatzprogramm, das er als "unser Herzstück" bezeichnet, und auf dem auch das deutsche Wahlprogramm basiere. Für ihn hat eine Partei, die, so zumindest das langfristige Ziel, überall in Europa vertreten ist, den Vorteil, dass man sich für gemeinsame Probleme und Ziele in anderen europäischen Ländern und Städten nicht erst Verbündete suchen muss, sondern es bereits ein Netzwerk gibt, auf das man zurückgreifen kann. Für den überzeugten Europäer steht Europa im Übrigen aber nicht nur für Frieden, der europäische Gedanke geht für ihn auch mit einer Verantwortung gegenüber dem Rest der Welt einher.

Parallel zu seinem Studium arbeitet Burandt im Bereich Produktmanagement und -entwicklung. Für die nun anstehende heiße Phase des Wahlkampfs hat sich der Kandidat aus Dachau frei genommen. Fehlendes Geld und nur eine kleine Zahl von Unterstützern - im gesamten Wahlkreis gibt es mit Dachau nur einen Ortsverband, dessen Vorsitzender 27-Jährige ist - will er durch persönlichen Einsatz wettmachen. "Wir geben alles", sagt er. Burandt, der nicht nur als Direktkandidat, sondern auch auf Listenplatz 4 in Bayern kandidiert, ist davon überzeugt, dass seine Partei nur an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern kann, weil es ihr an Bekanntheit fehlt: "Inhaltlich reicht es."

© SZ vom 03.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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