Fürstenfeldbruck:Tradition und Trauer

Lesezeit: 2 min

21 Kränze werden am Ehrenmal niedergelegt, dann spielt das Gebirgmusikkorps das Lied vom guten Kameraden. (Foto: Jana Islinger)

Bei der zentralen Veranstaltung der deutschen Luftwaffe am Ehrenmal wird der Opfer der Weltkriege und der Luftfahrt gedacht. Manche Beobachter werden sentimental wegen des bevorstehenden Abschieds der Offizierschule.

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Es ist eine der wenigen Gelegenheiten, die Bundeswehr in großer Mannschaftsstärke jenseits der Sicherheitszäune und Kasernenmauern auf Stadtgebiet anzutreffen: Am Freitag, zwei Tage vor dem Volkstrauertag, hat die Luftwaffe in Fürstenfeldbruck mit ihrer bundesweit zentralen Veranstaltung der Opfer beider Weltkriege und der Luftfahrt gedacht sowie "der toten Kameraden der Luftfahrt, die in der Bundeswehr für die Erhaltung des Friedens ihr Leben gelassen haben". Am Ehrenmal wurden Kränze niedergelegt.

"Ihr seid unvergessen" steht auf dem Gedenkstein des vor 62 Jahren errichteten Ehrenmals. (Foto: Jana Islinger)

In gewisser Weise wiederholt sich die Feierstunde an der Lützowstraße jedes Jahr mit sehr ähnlicher Choreografie. Und doch scheint am Freitag schon ein Hauch von Abschied in der Luft zu liegen, soll die Offizierschule doch bereits in zwei Jahren nach Roth bei Nürnberg umziehen und kurz darauf der Standort Fürstenfeldbruck komplett geschlossen werden. Die Stadt hat sich bereit erklärt, dann die Pflege des vor 62 Jahren errichteten Ehrenmals zu übernehmen.

Das liegt inmitten einer von herbstlich gefärbten Bäumen gesäumten parkähnlichen Anlage. "Ihr seid unvergessen" steht auf dem Stein geschrieben, der von zwei Fahnen auf halbmast flankiert wird: links die der Bundesrepublik, rechts die des Standorts, der Stadt Fürstenfeldbruck. An beiden Seiten sind jeweils in mehreren Reihen Angehörige der Offizierschule angetreten, trotzen stoisch dem Regen und bilden in ihren dunkelblauen Uniformmänteln den Rahmen für den Einmarsch der Truppenfahne.

Knappe Befehle durchbrechen die feierliche Stille und schallen über das Gelände: "Augen nach rechts! Rührt euch!". Der Kies knirscht unter den Schuhen des stellvertretenden Inspekteurs der Luftwaffe, Generalleutnant Lutz Kohlhaus, der vom Standortältesten im Fliegerhorst, Brigadegeneral Stefan Scheibl, und dem Leiter der Bayerischen Staatskanzlei, Florian Herrmann, begleitet wird. Durch das Spalier der Soldaten geht es hindurch, die ihre Sturmgewehre präsentieren. Die Gefreite Laura Massafra und der Stabsfeldwebel Sebastian Gott tragen das Gedicht "Die jungen toten Soldaten" und die Gedenkworte vor.

Der Kranz der Luftwaffe wird von den Generalleutnants Lutz Kohlhaus und Günter Katz (rechts) niedergelegt. (Foto: Jana Islinger)

Unter Trommelwirbel werden 21 Kränze niedergelegt - vom Kranz der Luftwaffe, die von den Generalleutnants Lutz Kohlhaus und Günter Katz vertreten wird, über den Kranz des Landkreises und der Stadt, die durch Landratsstellvertreterin Martina Drechsler und den Zweiten Bürgermeister Christian Stangl vertreten werden, bis hin zum Kranz der Traditionsgemeinschaft Fursty, vertreten durch Oberstabsarzt a.D. Franz Grell und Stabsunteroffizier Schumann. Das Gebirgsmusikkorps Garmisch-Partenkirchen spielt das Lied vom guten Kameraden, die Bayernhymne und die Nationalhymne, bevor sich die Offiziersschüler nach einer Stunde im Gleichschritt auf den Weg zurück in die zweihundert Meter entfernte Kaserne machen.

Neben den geladenen Gästen haben der Feierstunde auch etwa 50 Zivilisten beigewohnt. Viele von ihnen haben augenscheinlich bereits eine militärische Karriere hinter sich - der eine oder andere weißhaarige Herr salutiert. Viele Verbindungen zwischen dem oft als "Wiege der Luftwaffe" bezeichneten Brucker Fliegerhorst und der Garnisonsstadt werden augenscheinlich auch nach dem Abzug der Bundeswehr bestehen bleiben.

So ist das auch im Falle eines Fürstenfeldbruckers, der früher in der Luftwaffe als hoher Offizier diente, aber längst pensioniert ist. Seit vielen Jahren besuche er die Gedenkveranstaltung. Auch um der vier Kameraden zu gedenken, die er persönlich kannte und die im Dienst ums Leben gekommen sind, etwa durch Unfälle. Diese würdige Feier ist ihm wichtig. Deshalb betrübt es ihn, dass die in gebührendem Abstand stehenden, meist schon älteren Zuschauer wegen der etwas schwachen Lautsprecheranlage nicht besonders viel verstehen. Noch mehr betrübt ihn freilich der bevorstehende Umzug der Offizierschule und die Aufgabe des Fliegerhorsts - die er für einen großen Fehler hält.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusKultur
:Aus für das Furthmühle-Museum

Verhandlungen ohne Ergebnis und gegenseitige Schuldzuweisungen: Landkreis und Eigentümer beenden die Gespräche über eine weitere Nutzung des Kulturdenkmals in Egenhofen.

Von Peter Bierl

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: