Verkehrssicherheit:Unfallschwerpunkt Germeringer Spange

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Auf der Verbindungsstraße zwischen B 2 und Lindauer Autobahn passieren im Landkreis die meisten Unfälle mit Verletzten. Auch für Radfahrer wird es im Verkehr laut Statistik gefährlicher

Von Gerhard Eisenkolb, Fürstenfeldbruck

Die Spange in Germering ist die gefährlichste Straße im Landkreis Fürstenfeldbruck. Laut Unfallstatistik ereigneten sich dort im vergangenen Jahr mehr Verkehrsunfälle mit Verletzten als anderswo im Landkreis. Die Spange (in der Grafik unten rechts zu sehen) verbindet die Bundesstraße 2 mit der Lindauer Autobahn. Der Unfallschwerpunkt liegt außerhalb der Großen Kreisstadt an der Zu- und Abfahrt in Richtung München. Die Grafik zeigt zudem, dass im Osten des Landkreises mehr Unfälle mit Personenschäden passieren (gelbe Strecken) als im Westen (blaue Strecken). Ein weiterer Unfallschwerpunkt mit Verletzten liegt noch im Bereich der Landsberger Straße im Stadtzentrum von Germering. Eine ähnliche Häufung von Unfällen wird auf der Ortsdurchfahrt von Gröbenzell im Bereich der östlichen Olchinger Straße, auf der Ortsdurchfahrt von Maisach und auf der B 2 vor dem Hoflacher Berg an der Abzweigung nach Eichenau angezeigt. Als Konsequenz daraus soll an dieser Stelle das Linksabbiegen auf die Bundesstraße untersagt werden.

Wer wissen will, zu wie vielen Verkehrsunfälle mit Verletzten es im eigenen Wohnviertel oder auf den Straßen kommt, die man regelmäßig befährt, kann das auf dem Unfallatlas der statistischen Ämter des Bundes und der Länder im Internet einsehen. Unter https://unfallatlas.statistikportal.de erscheint eine Karte, auf der für 2016 oder 2017 Straßenabschnitte je nach der Zahl der Karambolagen in unterschiedlichen Farben markiert sind. Wird ein kleinerer Ausschnitt gewählt, steht sogar ein Farbpunkt für jeden einzelnen Unfall und Ort. Die Darstellung risikoreicher Straßenabschnitte ist sogar als Luftbild mit den ebenfalls farblich markierten Stellen der Kollisionen einzusehen, wenn der Ausschnitt klein genug gewählt wird. Das Lebensumfeld nach Unfällen mit Verletzten, also nach Risiken im Straßenverkehr, dargestellt zu sehen, kann befremden, aber auch Überraschungen bieten.

Die Daten können auch extra für Radler, Fußgänger oder Autofahrer ausgewählt werden. Gründe für den Anstieg der Radunfälle nennt Andreas Ruch, stellvertretender Leiter der Polizeiinspektion Germering. Mit der starken Zunahme des Radverkehrs seit einigen Jahren sei auch die Zahl der Unfälle mit verletzten Radlern stark angestiegen. So nutzen angesichts der Staus auf überlasteten Straßen zunehmend mehr Menschen für ihre Erledigungen, aber auch Pendler für den Weg zur Arbeit, das Rad. Die Beliebtheit der relativ schnellen E-Bikes hat diese Entwicklung beschleunigt. So können zwar Senioren mit Elektrofahrrädern auch ohne Auto in ihrem Lebensumfeld länger mobil zu bleiben, aber gerade dieser Personenkreis sei häufig an Unfällen beteiligt, stellt Ruch fest. Weil Radfahrer weitgehend ungeschützt sind und fast jeder Unfall mit einem Sturz verbunden ist, endet für diese fast jede Karambolage mit Blessuren. So registrierte in Germering die Polizei 2017 insgesamt 53 Fahrradunfälle mit 51 Verletzten, von denen vier schwere Blessuren erlitten. Bei allen sieben Schulwegunfällen in Germering verunglückten die Kinder mit dem Rad. Übrigens begingen acht Autofahrer in Germering nach Kollisionen mit Radlern Unfallflucht, drei der Delikte klärte die Polizei auf.

Ein verändertes Mobilitätsverhalten mit einer wachsenden Zahl von Menschen, die vom Auto aufs Rad umsteigen, gehört zu den Zielvorgaben des Leitbildes für den Landkreis. Eine der Folgen, die steigende Zahl der verletzten Radfahrern, ist besorgniserregend. Schuld haben nicht nur Autofahrer. Laut Statistik des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord in Ingolstadt waren 2017 im Landkreis Radfahrer an insgesamt 323 Unfällen beteiligt, bei denen 299 Personen verletzt wurden, 63 davon schwer. Die Gesamtzahl der Unfälle im Landkreis wird mit 5248 angegeben, die aller Verletzten mit 969. Das heißt, annähernd jeder dritte Verletzte war ein Radfahrer.

Um sich ein Bild davon zu machen, wie gefährlich Radfahrer in Fürstenfeldbruck, Puchheim, Eichenau, Gröbenzell oder Olching leben, genügt es, auf dem entsprechend ausgewählten Ausschnitt des Unfallatlas unter den Beteiligten Radfahrer anzuklicken. Dann erscheinen alle der Polizei gemeldeten Karambolagen oder Stürze mit "Personenschäden" von Radlern, wie es im Polizeijargon heißt. Das Bild aller Kommunen im dicht besiedelten Landkreisosten ist ähnlich. Überall ist die Zahl der an den Kollisionen beteiligten Radfahrer etwa gleich groß oder sogar größer als die Zahl Personenwagen. Besonders krass ist die Situation für Radfahrer im nördlich der Bahn gelegenen Teil von Gröbenzell, einem Wohngebiet. Dort wurden laut den Markierungen 2017 bei insgesamt 13 Unfällen Personen verletzt. An den Kollisionen waren zweimal Fußgänger, fünfmal Autos und elfmal Radfahrer beteiligt. Je nachdem, welche Auswahlkriterien angeklickt werden, erscheinen entweder alle Karambolagen mit Verletzten oder nur die mit Verletzten, an denen Radfahrer, Fußgänger, Motorräder oder Autos beteiligt waren.

© SZ vom 12.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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