Verkehr:Parkchaos in Geltendorf

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Autos soweit das Auge reicht: Seit der Streckensperrung zwischen Geltendorf und Buchlohe hat sich die Situation noch einmal verschärft. (Foto: Privat)

13 abgeschleppte Autos an einem Tag: Die Situation rund um die S-Bahn-Endhaltestelle nervt viele Pendler zunehmend. Kommune und Bahn schieben sich gegenseitig die Verantwortung zu

Von Peter Bierl, Geltendorf

Die Parkplätze am Geltendorfer Bahnhof reichen nicht mehr. Kurven und Durchfahrten, Grünstreifen, Geh- und Radweg sowie Nebenstraßen sind zugestellt. "Wer am Vormittag zum Bahnhof fährt, kriegt keinen Parkplatz mehr in fußläufiger Entfernung. Das Park and Ride System ist kollabiert", klagt SZ-Leser Ewald Bensch. Die Benutzungsordnung werde nicht durchgesetzt, der ruhende Verkehr nicht kontrolliert. Obendrein würden manche Fahrer mit ihren breiten und langen Karossen gleich mehrere Nischen zustellen. Ein Sprecher der Bahn AG bestätigt die Zustände, allerdings sei die Kommune zuständig. Im Geltendorfer Rathaus sieht man das etwas anders.

Der aktuelle Notstand sei darauf zurückzuführen, dass die Bahnlinie zwischen Geltendorf und Buchloe bis 2. Juli im Zusammenhang mit der Elektrifizierung der Strecke nach Lindau komplett gesperrt ist, sagt der Bahnsprecher. Im Bahnhof von Kaufering werden acht Weichen ausgetauscht und das Gleis unter einer Straßenbrücke rund 95 Zentimeter tiefer gelegt, damit eine Oberleitung Platz hat. Zusätzlich werden Gleise auf einem etwa zwei Kilometer langen Streckenabschnitt Richtung Buchloe erneuert. Deshalb hat die Bahn 20 Busse als Schienenersatzverkehr im Einsatz. Der funktioniere gut, allerdings würden viele Pendler es vorziehen, mit dem Auto nach Geltendorf zu fahren, statt diese Busse zu benutzen, sagt der Bahnsprecher. Der Andrang sei so groß, dass man am ersten Tag dreizehn Autos habe abschleppen lassen müssen, die die Wege der Busse zugeparkt hätten.

SZ-Leser Bensch ist mit der Erklärung nicht ganz zufrieden. Es liege nicht bloß an einem unattraktiven Ersatzverkehr. Dass am in Geltendorf Parkplätze fehlen sei "seit Jahrzehnten" ein Dauerzustand. Der Bahnsprecher bestätigt, dass es schon vor der Sperrung Beschwerden gab. "Dass es in Geltendorf voll ist, macht deutlich, wie stark sich die Siedlungstätigkeit in der Region entwickelt." Immer mehr Menschen ziehen in den Westen und Südwesten von München und arbeiten in der Stadt.

Der Bahnsprecher weist darauf hin, dass der Landsberger Landrat eine MVV-Tarifreform gefordert habe, um die Tarifsprünge zu beseitigen, die etwa Pendler aus Kaufering betreffen. Im übrigen sei Geltendorf eine Mobilitätsdrehscheibe, an der Regionalzüge vom Westufer des Ammersees, wo viel gebaut wird, aus dem Norden und dem Allgäu eintreffen und die S-Bahn endet. Die Kommune könnte das Parkplatzangebot vergrößern und bekäme dafür Zuschüsse, rät die Bahn.

Im Rathaus sieht man die aktuelle Situation wegen des Schienenersatzverkehrsnicht ganz so dramatisch wie Bensch. "Die Leute parken so, dass keine Durchfahrten blockiert werden", sagt Zweiter Bürgermeister Robert Sedlmayr (ÖDP). Allerdings bestehe schon Handlungsbedarf. "Wir haben in den vergangenen Jahren beobachtet, dass oft alles restlos belegt ist und das ist eine Belastung für die Anlieger", betonte Sedlmayr. Die Gemeinde wolle deshalb mit der Bahn verhandeln. Man könnte Parkdecks bauen, damit keine weiteren Flächen zubetoniert werden. Der Landrat habe seine Unterstützung zugesagt.

Allerdings gehörten die drei Park-and-Ride-Flächen der Bahn AG, die die Anlagen seinerzeit mit staatlichen Zuschüssen erbaut habe, sagt der Bürgermeister. Im März habe man bei der Bahn schriftlich angefragt, ob das Unternehmen den Parkplatz nördlich der Kreisstraße verkaufen würde. Denn die Kommune will nicht auf fremdem Grund bauen. Um den Druck zu erhöhen, hat Geltendorf auch den Vertrag über die Pflege der Parkanlagen gekündigt, die die Gemeinde bislang kostenlos versah. "Aber wir haben bisher keine Antwort von der Bahn bekommen", betonte Sedlmayr.

Voraussichtlich noch bis Mitte September ist der eingleisige Streckenabschnitt zwischen Buchloe, Memmingen und Leutkirch wegen der Elektrifizierung für den Zugverkehr gesperrt.

© SZ vom 25.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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