Corona-Situation an den Schulen:Wieder mehr Homeschooling

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An der Laurenzer Grundschule in Puchheim wird ein Lolli-Test gemacht (Foto: Lukas Barth)

Weil die Infektionszahlen rapide ansteigen, müssen sich auch die Eltern im Landkreis auf mehr Distanzunterricht einstellen.

Von Gerhard Eisenkolb, Fürstenfeldbruck

Eltern müssen sich auf eine Zunahme des Distanzunterrichts in nächster Zeit einstellen. Gibt es wieder mehr Homeschooling, ist ein Unterricht in der gewohnten Qualität und Form nicht mehr für alle zu gewährleisten. Eltern, die ihre Kinder wieder für einige Tage daheim betreuen müssen, stehen vor zusätzlichen Belastungen. Das ist der Preis der rapide steigenden Zahl von Corona-Infizierten in der Omikron-Welle. So befanden sich im Bereich des Schulamts Fürstenfeldbruck am Donnerstag zehn von 48 Schulen bereits im Mischbetrieb, weil sowohl Distanz- als auch Präsenzunterricht angeboten werden musste. Das heißt, dass sich dort mindestens eine Klasse in Quarantäne befand. Aber das ist nur eine Momentaufnahme. Um auf weiter steigende Infektionszahlen vorbereitet zu sein, arbeiten Schulen an Notfallplänen mit Vertretungsszenarien. Dies hat das Schulamt vorsorglich angeregt.

Für wie viele Klassen insgesamt am Donnerstag Distanzunterricht angeordnet worden war, weil mindestens zwei Schüler einen positiven PCR-Test hatten, konnte Schulamtsdirektor Thomas Frey nicht sagen, weil das nicht erfasst wird. Wie er beteuerte, sind Schulschließungen wie im Lockdown auf jeden Fall weiterhin nicht vorgesehen.

Lorenz Weigl, Leiter des Gesundheitsamts, verwies auf die aktuell "enorme Infektionsdynamik" im Landkreis. So gab es innerhalb einer Woche an Grundschulen 55 neue Infektionsgeschehen und an weiterführenden Schulen 91 neue Infizierte. Einzelne Schulen konnten mehrfach betroffen sein. Eine Woche zuvor wurden nur an sechs Grund- und einer weiterführenden Schule Infizierte gemeldet.

Mitte der Woche befanden sich 5,6 Prozent der Schülerinnen und Schüler in Quarantäne

Das Schulamt ist für 42 Grund- und Mittelschulen im Landkreis, drei Förderzentren sowie drei Privatschulen zuständig. Mitte dieser Woche galten im Schulamtsbereich zwei Prozent der Schülerinnen und Schüler als an Corona erkrankt, 5,6 Prozent befanden sich in Quarantäne. Damit fehlten nicht ganz acht Prozent der Schüler wegen Corona. Von den Lehrkräften waren neun Prozent nicht einsatzfähig. Selbst für die Schüler, die infolge ihres Impfstatus grundsätzlich ein Recht auf Präsenzunterricht haben, kann dieser zurzeit in der Regel nicht mehr angeboten werden, sofern sich der Rest ihrer Klasse im Distanzunterricht befindet.

Trotz dieser angespannten Situation werde versucht, den Präsenzunterricht "bestmöglich" zu gewährleisten, erklärte der Schulamtsleiter auf SZ-Anfrage. Das sei an der einen Schule mehr, an der anderen weniger gut möglich. Da sich die Lage täglich verändert, befindet sich an einem Tag eine Schulleitung in einer relativ entspannten Situation, aber bereits am nächsten Tag kann sie vor einer kaum lösbaren Personallage stehen. Solche Herausforderungen lassen sich, so Frey, zurzeit nicht mehr wie sonst durch Parallelunterricht von einer Lehrkraft in zwei Klassen, Schulassistenzen, Teamlehrkräfte oder den Einsatz von Mitarbeitern der Mobilen Reserve kompensieren.

Nun rächt sich der Lehrermangel an Grund- und Mittelschulen

Nun rächt sich, wie die Kreisvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Margot Simoneit, konstatiert, dass gerade "die Grund- und besonders die Mittelschulen unter einem eklatanten Lehrkräftemangel leiden." Seit sie im Personalrat sei, habe sich diese Situation kontinuierlich verschlechtert. Simoneit kritisiert auch den ungenügenden Stellenwert des Arbeits- und Gesundheitsschutzes für Lehrkräfte bei den zuständigen Behörden sowie die mangelhafte Ausstattung der Klassenzimmer. Das Schulamt geht davon aus, dass in den kommenden Wochen die Zahl der Schulen mit Distanzunterricht ansteigen wird. Deshalb wurden diese vor einigen Tagen gebeten, vorsorglich mögliche Vertretungsszenarien durchzuspielen, die potenziellen Lösungen mit Elternvertretungen zu besprechen und dazu gegebenenfalls Elternbriefe zu verfassen. Dies geschah, um Handlungssicherheit zu haben und Eltern eine größtmögliche Transparenz zu bieten. Verunsichert doch eine täglich wechselnde Situation mit immer wieder neuen Vorgaben zunehmend die Eltern.

"Ich blicke nicht mehr durch", klagt eine Mutter

"Ich blicke nicht mehr durch", beschreibt die Mutter eines Fürstenfeldbrucker Grundschulkindes ihre Erfahrungen. Sie fordert genauere und klarere Anweisungen. Nachdem drei Kinder in der Klasse ihrer Tochter erkrankt waren, wurden die Eltern der Schüler dieser Klasse aufgefordert, ihr Kind daheim zu lassen. Sollte keine Betreuung möglich sein, sei weiterhin ein Schulbesuch mit einem vorher daheim durchgeführten Schnelltest möglich. Mit der Folge, dass die verunsicherten Eltern die Betreuung ihrer Kinder selbst organisierten und versuchten, sich selbst mit einem PCR-Test Klarheit über deren Gesundheitszustand zu verschaffen.

Die Mutter bemängelt vor allem, dass es nicht möglich sei, auf die Schnelle konkrete Informationen zu bekommen. Sie räumt aber auch ein, dass die Schule so lange nicht reagieren könne, bis eine Quarantäneanordnung des Gesundheitsamts vorliegt, dessen Mitarbeiter wiederum mit dem sprunghaften Anstieg des Infektionsgeschehens überfordert sind. Letzteres bestätigte das Gesundheitsamt auf SZ-Anfrage. Wie es heißt, hätten zwar Gemeinschaftseinrichtungen wie Kitas und Schulen Priorität, jedoch kommt es bei diesem hoch rasanten Infektionsgeschehens zu hoffentlich auf Verständnis treffenden Ermittlungsverzögerungen.

Auch an weiterführenden Schulen nimmt der Distanzunterricht seit einer Woche stark zu. So berichtete Sabine Loritz-Endter, die stellvertretende Leiterin der Fach- und Berufsoberschule in Fürstenfeldbruck am Donnerstag, dass sich bei zurzeit 28 Schülern mit einem positiven PCR-Test insgesamt sechs der 44 Klassen im Distanzunterricht befänden. Dies sei noch zu bewältigen. Schließlich sei man erprobt im Homeschooling und gut ausgestattet. Am Carl-Spitzweg-Gymnasium in Germering häufen sich ebenfalls positive Testergebnisse. So waren am Montag zwei Klassen im Distanzunterricht. Als deren Schüler wieder Präsenzunterricht hatten, traf es zwei andere Klassen. "Es wird mehr", beschreibt die stellvertretende Schulleiterin Birgit Hollerbach die Situation.

Die Laurenzer Grundschule in Puchheim ist kein Hotspot mehr

War an der Laurenzer Grundschule in Puchheim vor den Herbstferien fast jedes vierte Kind positiv getestet und diese damit ein Hotspot im Landkreis, sah es bis zum Ende dieser Woche dort noch gut aus. Alle Lehrkräfte standen zur Verfügung, am Freitag galt dort nur ein einziges Kind als positiv getestet. Für die stellvertretende Schulleiterin Christiane Smolinski das eine erfreuliche Nachricht. Dafür war anderswo die Lage umso angespannter. So war zum Beispiel die Schulleiterin der Maisacher Realschule am Donnerstag und Freitag für die SZ telefonisch nicht zu erreichen. Sie hatte schlicht keine Zeit für eine Stellungnahme, weil, wie es im Sekretariat hieß, wegen Corona "die Hütte brennt".

Zur Aufrechterhaltung eines funktionierenden Präsenzbetriebs hat die Arbeitsgemeinschaft Bayerischer Lehrerverbände am Freitag gefordert, Lehrkräfte zur kritischen Infrastruktur rechnen und bei PCR-Tests zu priorisieren.

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