Lesenswert:Herzensbücher für alle

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Fünf Titel stehen auf der Shortlist für den Buchpreis der Unabhängigen Buchhandlungen. (Foto: Nicola Bräunling)

In dieser Woche machen die Unabhängigen Buchhandlungen auf sich aufmerksam und wählen ihren Lieblingstitel. Unsere Kolumnistin Nicola Bräunling ist begeistert.

Kolumne von Nicola Bräunling

Der unabhängige Buchhandel - manchmal gehypt als letzte Bastion des deutschen Einzelhandels, oftmals totgesagt als anachronistisches Übrigbleibsel aus alten Zeiten, aber meist vor Ort geliebt, genutzt und anerkannt. Als ich vor 17 Jahren mein Geschäft in Puchheim eröffnet habe, war mir nicht klar, welchen Stellenwert eine Buchhandlung innerhalb einer Stadt oder Gemeinde einnehmen kann. Ich bin mit meinem Team natürlich in erster Linie Versorgerin mit Büchern, Ratgeberin und Detektivin. Aber auch unsere Beteiligung am Kultur-, Bildungs- und Wirtschaftsleben ist nicht zu unterschätzen. Wir sind präsent und beteiligen uns gerne und vielfältig. So wie wir arbeiten über 900 unabhängige Buchhandlungen deutschlandweit und da Aufmerksamkeit ungeheuer wichtig ist, wird jedes Jahr die "WuB - Woche unabhängiger Buchhandlungen" ausgerufen.

Dieses Jahr noch bis zum 11. November gibt es landauf, landab Veranstaltungen, Signieraktionen, besondere Besprechungen, Social Media-Aktivitäten und viel weitere Öffentlichkeitsarbeit. Der unabhängige Sortimentsbuchhandel soll in dieser Woche in aller Munde sein. Ein wichtiges Element der WuB ist die Wahl des "Lieblingsbuch der Unabhängigen". Sämtliche Buchhändlerinnen und Buchhändler sind aufgerufen, ihre Favoritentitel zu nennen, die meistgenannten bilden die Shortlist, im nächsten Wahldurchgang wählt wiederum der Handel direkt den Siegertitel. Immer sind es Perlen, immer Herzensbücher.

Dieses Jahr war bereits die Shortlist sensationell. Fünf Bücher, die ich unseren Kundinnen und Kunden wärmstens ans Herz lege. Rónán Hession, "Leonard und Paul": Zwei Männer, Mitte 30, gute Freunde. Beide sehr zurückhaltend, gute Menschen ohne Arg, ohne Hektik und auf den ersten Blick ein bisschen lebensfremd. Sie leben vor sich hin, aber durchaus mit einer gewissen Weisheit und viel Witz. Als ein paar unvorhergesehene Dinge passieren, müssen sie sich dem Leben stellen. Milena Michiko Flasar, "Oben Erde, unten Himmel": Die junge Suzu arbeitet als Tatortreinigerin, der auf "Kodokushi-Fälle" spezialisiert ist. Die Verstorbenen sind einsam und unbemerkt eines natürlichen Todes gestorben. Der Job verändert die junge Frau und sie findet ihren Weg. Elena Fischer, "Paradise Garden": Die 14-jährige Billie lebt mit ihrer Mutter ein sehr sparsames, aber von Liebe, Vertrauen und Zusammenhalt getragenes Leben. Bis die Mutter stirbt, Billie fast den Halt verliert und sich auf die Suche nach ihrem unbekannten Vater macht. Jarka Kubsova, "Marschlande": Ein Buch auf zwei Ebenen - atmosphärisch, dicht, spannend. Zum einen Britta, die mit Familie von der Stadt aufs Land zieht, aber nicht wirklich glücklich ist. Zum anderen Abelke Bleken, die im 16. Jahrhundert als alleinstehende Bäuerin der Hexerei angeklagt wird. Das Schicksal der einen wird zum Thema der anderen. Und schließlich der Siegertitel, meine Favoritin, die hier im August bereits eine eigene Besprechung hatte. Caroline Wahl, "22 Bahnen": Tilda kümmert sich mit viel Liebe um ihre kleine Schwester, weil die Mutter alkoholbedingt ausfällt. Über diese Verpflichtung verliert sie fast ihr eigenes Leben und ihre Ziele aus den Augen.

Jedes der fünf Bücher hätte den Preis verdient, alle sind lesenswert und große Kunst. Die Unabhängigen haben ein gutes Händchen bewiesen und können mit den vielen anderen Buchpreisen durchaus mithalten.

Nicola Bräunling ist Inhaberin der Buchhandlung Bräunling in Puchheim. Regelmäßig stellt sie im Wechsel mit Katrin Schmidt und Helen Hoff von der Buchhandlung Lesezeichen in Germering ihr aktuelles Lieblingsbuch vor.

Der Laden von Nicola Bräunling ist als "Bayerns Buchhandlung des Jahres 2021" ausgezeichnet worden. (Foto: Leonhard Simon)
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