Ausgezeichnete Umweltprojekte (7):Torffrei, wassersparend und vielfältig

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Lehrerin Johanna Kraus und ihre Schüler Michael, Felicitas und Emilio (von links) kümmern sich um das Projekt. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Warum die Pestalozzischule für ihren Schulgarten den Umweltpreis der Bürgerstiftung und der Süddeutschen Zeitung erhalten hat.

Von Davide De Luca, Fürstenfeldbruck

Zum zweiten Mal hat die Bürgerstiftung für den Landkreis Fürstenfeldbruck zusammen mit Süddeutscher Zeitung und Sparkasse einen Umwelt- und Klimapreis vergeben. Erstmals gab es in Kooperation mit dem Jugendkreistag zudem eine Jugendkategorie. Die SZ stellt die sieben ausgezeichneten Projekte vor, diesmal den "torffreien und vielfältigen Schulgarten auf engstem Raum" der Pestalozzi-Schule Fürstenfeldbruck.

Emilio dreht den Wasserhahn auf. Über einen Tropfschlauch, also einen Gartenschlauch, der viele kleine Löcher hat, gelangt das Wasser zu den Pflanzen. Dicht an die Erde; zu den Wurzeln. Die Honigmelone hat besonders viel Glück. Sie liegt direkt an einem der Wasserlöcher und hat einen Wassertropfen ganz für sich allein. Die Bewässerung so zu organisieren, hat viele Vorteile. Das Wasser kann in kleinen Portionen und kontinuierlich austreten, was gut ist für die Pflanzen, weil diese besser mit kleinen Dosen umgehen können als mit einem Wasserschwall aus der Gießkanne.

Zudem fließt das Wasser nicht zuerst in tiefe Erdschichten ab, was in trockenen Phasen ein Problem wäre. Über dieses raffinierte System wird der Garten der Fürstenfeldbrucker Pestalozzi-Schule, eines Sonderpädagogischen Förderzentrums, bewässert. "Emilio ist unser Bewässerungsexperte", sagt Johanna Kraus, Kunstpädagogin und freiberufliche Lehrerin an der Schule. Sie leitet das Projekt "Torffreier und vielfältiger Schulgarten auf engstem Raum".

Viel Platz ist nicht für den Schulgarten. (Foto: Pestalozzi-Schule)

Für ihre Anstrengungen bei der Gestaltung des torffreien Schulgartens erhielt die Schule, vertreten durch Kraus und ihre Schüler Emilio, Michael und Felicitas, einen der drei Jugendpreise des Klima- und Umweltpreises, die vom Jugendkreistag, der Bürgerstiftung für den Landkreis Fürstenfeldbruck und der Süddeutschen Zeitung vergeben wurden.

Vom Preisgeld von 900 Euro soll das Projekt weiter gefördert und fortgeführt werden. Ein Projekt, an dem Schülerinnen und Schüler der Stufen sieben bis neun, organisiert als Schülerübungsfirma, an der Gestaltung des Schulgartens mitwirken. Die Schülerinnen und Schüler teilen sich die Arbeit auf, jeder hat seinen eigenen Tätigkeitsbereich.

Tomaten, Süßkartoffeln und Bohnen wachsen zusammen und helfen einander. Die Bohnen beschatten zudem die Fenster. (Foto: Pestalozzi-Schule)

Für die Bewässerung ist eben Emilio zuständig. Mit dem Hausmeister zusammen habe er die Schläuche angeschlossen und alte, kaputte Schläuche repariert oder ersetzt, erklärt er. Wichtig war dabei, dass die Bahnen des Schlauchs einen gewissen Abstand zueinander haben, so dass gleichmäßig bewässert wird. So lässt sich Wasser sparen, und der Garten ist trotzdem immer ausreichend versorgt.

Seine Schulgarten-Kollegin Felicitas hingegen ist für das Pikieren zuständig. Das heißt, dass sie die Keimlinge umsetzt, damit sie sich nicht gegenseitig im Wachstum behindern und deshalb eingehen. Dabei muss sie die kräftigsten auswählen, weil diese später die ertragreichsten Gemüsepflanzen werden. Eine sehr filigrane Tätigkeit, weil die Pflänzchen sehr empfindlich sind und man keinesfalls zu viel Druck auf sie ausüben darf. Als fast schon meditative Arbeit beschreibt Felicitas das Pikieren. Oft hört sie dabei Musik und stellt sich vor, wie aus den heranwachsenden Pflänzchen später Erdbeeren oder Elefantenohren, eine Paprikasorte, werden.

Pikieren ist eine filigrane Arbeit, die Fingerspitzengefühl erfordert. (Foto: Pestalozzi-Schule)

Der Dritte im Bunde der Schülerübungsfirma ist Michael. Für ihn hat die Gartenarbeit schon immer eine große Bedeutung gehabt. Mit seinem Großvater sei er häufig ins Grüne gegangen, zusammen hätten sie sich um den Garten gekümmert, erzählt er. Sein Steckenpferd ist das Pflanzen der Tomaten. Schon in Frühling werden diese herangezogen. Dann brauchen sie viel Sonne und viel Platz. Außerdem muss der Gartenboden für die Tomaten durchlässig sein, weil sie Staunässe nicht so gut vertragen. "Ich kann mir gut vorstellen, später Gärtner zu werden", sagt der Schüler.

Johanna Kraus ist jedenfalls mächtig stolz auf ihre Schüler. Sie sagt, dass sie in ihrer Arbeit am Schulgarten regelrecht aufgehen. Außerdem könne sie dadurch, dass sie eine kleine Gruppe seien, bestens auf sie eingehen, was das Projekt weiter beflügle. So lernen die Schüler die vielen Pflanzen und Kräuter kennen, die im Garten gepflanzt werden, aber auch, wie man verantwortungsvoll mit ihnen umgeht und wie klimafreundliches Gärtnern aussieht.

Torfabbau zerstört Moore und beeinträchtigt ihre Schutzfunktion für das Klima. Für ihren Schulgarten haben die Pestalozzi-Schüler deshalb torffreie Erde selbst gemischt. (Foto: Pestalozzi-Schule)

Denn die Auseinandersetzung mit dem Klimaschutz hat bei dem Projekt erste Priorität. Ein entscheidender Punkt ist, dass für den Schulgarten keine Erde mit Torf verwendet wird. Denn der Torfabbau ist ein großes Problem für den Klimaschutz. Nicht nur zerstört der Abbau die Lebensräume vieler Pflanzen und Tiere, durch die Entwässerung der Feuchtgebiete entweicht Kohlenstoffdioxid, sodass diese als wertvolle Speicher für das Treibhausgas wegfallen.

Auch sonst wird der Garten ausschließlich natürlich betrieben. So werden die Pflanzen zum Beispiel so gesetzt, dass sie sich beim Wachsen helfen. Da kann es dann schon mal vorkommen, dass Knoblauch und Erdbeeren direkt nebeneinander in der Erde stecken. Schädlingsbekämpfung sei nicht nötig, sagt Johanna Kraus. Damit hätten sie eigentlich kaum Probleme. Nur ein oder zwei Tigerschnegel hätten sie gesehen. Aber die seien keine Schädlinge, sondern eher Nützlinge, weil sie Aas, abgestorbene Pflanzenteile und Pilze auf dem Speiseplan hätten.

Alles in allem sind Johanna Kraus und ihre Schüler sehr zufrieden mit dem Schulgarten. Das Projekt sei mittlerweile sogar ein solcher Erfolg, dass Saatgut und Beeren aus dem Garten im Lehrerzimmer verkauft würden. Auch die anderen Schülerinnen und Schüler der Schule helfen bei der Ernte und freuen sich an dem Garten, denn vieles von dem Gemüse wird in der Mensa verarbeitet. Lieferweg: etwa 20 Meter. Frischer geht es nicht.

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