Landtagswahl in Fürstenfeldbruck-Ost:Der Digitale

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Ulrich Bode kennt die IT-Branche fast seit Beginn. Er studierte schon in den Achtzigerjahren Informatik. (Foto: Johannes Simon)

Der FDP-Kandidat Ulrich Bode wünscht sich mehr IT-Kompetenz in Politik und Unternehmen.

Von Til Antonie Wiesbeck, Eichenau

Schmunzelnd erinnert sich Ulrich Bode an seine Zeit an der Technischen Universität München zurück: "Ich habe dort noch die letzten Lochkarten gesehen. Wir hatten damals eine große Informatikhalle im Keller." Damals, das war in den Achtzigerjahren, als der heute 61-Jährige Informatik studierte - noch vor Laptop und Internet, von Facebook und TikTok ganz zu schweigen. "Kurz nach der Geburtsstunde des Faches", wie er betont - war dieses in Deutschland doch gerade mal gut zehn Jahre alt. Seine Begründer habe er noch kennengelernt, allen voran: Konrad Zuse, den Erfinder des ersten funktionsfähigen, programmgesteuerten Rechners. "Das kann ein Architekt oder Musiker nicht sagen", lacht Bode.

Angesichts dieser Vita wundert es nicht, dass der Vorsitzende des Digitalrats für die Bayern-FDP, der als Unternehmensberater tätig ist, in IT-Fragen starke Standpunkte vertritt. Dabei handelt seiner Meinung nach die Politik auf europäischer Ebene angesichts neuer digitaler Herausforderungen "gar nicht so schlecht". Mit der Datenschutzgrundverordnung habe sie einen Maßstab gesetzt, der sich weltweit ausbreite. Ähnliche Fortschritte könnten ihm zufolge aktuell auch die Verhandlungen zum AI-Act bringen, der Grundregeln für den Umgang mit Künstlicher Intelligenz aufstellen soll.

Bode will mehr Kompetenz bei Führungskräften im IT-Bereich.

Mit der Politik in Deutschland zeigt sich der gebürtige Münchener weniger zufrieden: "So, wie es jetzt läuft, wird es noch Minimum 20 Jahre dauern, bis wir mit der Digitalisierung durch sind." Dabei sei es "wirklich basic", Bürokratie und Akten zu digitalisieren. Auch der Landkreis müsse aufholen. Um Kommunen zu entlasten, schlägt der Buchautor einen zentralen App Store vor, an dessen Entwicklung sich auch Start-Ups beteiligen können. Das grundlegende Problem in Deutschland und Bayern sei fehlende Kompetenz: "Die Führungskräfte, egal ob in Unternehmen oder im IT-Bereich der Politik, sind selten gelernte Informatikerinnen und Informatiker." Bei der FDP sei das anders: "Wir haben zumindest mal einen Digitalrat voll mit kompetenten Kräften."

Für seine Mitgliedschaft in der Partei gibt es aber noch andere Gründe. "Vom Grundsatz her war ich schon immer Liberaler", erklärt Bode. Als Schüler habe er ein Zeitungsarchiv zu politischen Themen angelegt und politische Seminare besucht. Dass er erst verhältnismäßig spät zur Parteipolitik fand, habe unter anderem mit seinem Aufwachsen in den Siebzigerjahren in Alling zu tun: "Dort gab es halt nicht viel. Ich wusste auch gar nicht, wie man Mitglied bei einer Partei werden kann."

Als rhythmischer Sportgymnast war der FDP-Politiker ein viertel Jahrhundert lang aktiv.

Inzwischen ist er aber doch schon seit fast 30 Jahren in vielen Funktionen Mitglied bei der FDP. Zur Zeit ist er Gemeinde- und Kreisrat in Eichenau. Natürlich spiele Leistung in seiner Partei eine Rolle. Er nimmt sie aber nicht als Druck wahr: "Wenn man das Richtige für sich findet, denke ich, dass man auch von Haus aus Leistung bringt. Weil es zu einem passt, weil es einen interessiert." Seinen Weg zu finden, das sei bei den vielen äußeren Einflüssen durch Eltern, Freunde und Schule jedoch gar nicht so einfach gewesen. Vielen sei von ihren Eltern mitgegeben worden, "brav zu sein und ja zu sagen".

Dabei habe sich der Arbeitsmarkt verändert: "Die heutige Generation hat im Gegensatz zu uns Babyboomern den Vorteil, dass man sich eher um sie reißt." Deshalb müssten manche anerzogene Überzeugungen abgelegt werden: "Du musst lernen, dass du gar keine schlechte Verhandlungsposition hast. Dass der Arbeitgeber ja auch was von dir will und du nicht der Bittsteller bist."

Trotzdem gehöre zum Selbstfindungsprozess auch Scheitern: "Und da braucht man dann halt einen funktionierenden Sozialstaat. Das Existenzminimum muss eigentlich immer gesichert werden." Ulrich Bode hätte selbst auch einen ganz anderen Weg einschlagen können: "Es wurde mir ja auf der Waldorfschule eigentlich sehr dazu geraten, ein Schauspielstudium zu machen, weil ich dafür sehr begabt sei. Ich habe mich aber dagegen entschieden, um finanzielle Sicherheit zu haben." Auch sportlich war er mal semi-professionell aktiv. Sein Elternhaus habe ihm das Interesse dafür mitgegeben: Als rhythmischer Sportgymnast war er viele Jahre lang mit einer Tanztruppe unterwegs. "Jetzt mit Politik, Beruf, Familie ist das ein bisschen hinten runter gefallen. Leider. Das fehlt mir eigentlich am meisten."

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