Landtagswahl in Fürstenfeldbruck-Ost:Der Verwurzelte

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Hans Friedl, seit fünf Jahren Landtagsabgeordneter der Freien Wähler, wahlkämpfend schon im Frühjahr beim Puchheimer "Buachamoos". (Foto: Johannes Simon)

Hans Friedl (FW) legt Wert darauf, als Politiker mit Bodenhaftung wahrgenommen zu werden.

Von Heike A. Batzer, Alling

Da ist die Sache mit dem Freibier: Das Festzelt in Maisach ist voll, einige müssen draußen bleiben, so groß ist der Andrang. Drinnen wird Hubert Aiwanger sprechen. Es ist Ende Juli, noch vor der Geschichte um das Flugblatt. Hans Friedl, Kreisvorsitzender der Freien Wähler in Fürstenfeldbruck und seit fünf Jahren Landtagsabgeordneter, betritt das Podium und verkündet, dass er jeder Besucherin und jedem Besucher eine Mass Bier spendieren werde an diesem Abend. Er habe das kurzfristig entschieden und wie alles erst einmal mit seiner Ehefrau besprochen, erzählt er einige Wochen später. Und er habe ganz bewusst nicht vorab dafür geworben, damit die Aktion keinesfalls als "Stimmenkauf" angesehen werde.

Gut 1500 Besucher hat er auf diese Art und Weise eingeladen und auch denen, die draußen verharren mussten, einen Liter Freibier vorbeigebracht. Er habe dafür sein Wahlkampfbudget umgeschichtet, sagt Friedl. Und er geht ja gern ins Bierzelt. Da ist das Volk nahe. Friedl ist leutselig: "Ich will draußen so wahrgenommen werden, wie ich bin." Und die Leute wüssten, "dass ich immer ein offenes Ohr für sie habe".

Der Vater ist Bürgermeister gewesen

Hans Friedl legt Wert darauf, als Politiker mit Bodenhaftung wahrgenommen zu werden. Als Abgeordneter sei er täglich mit den Menschen im Gespräch, "um ihre Sichtweisen zu verstehen", erläutert er in einem nicht ganz zwei Minuten langen Imagefilm, den er zur Landtagswahl hat drehen lassen. Als Gemeinderat und stellvertretender Bürgermeister von Alling und als Kreisrat kommt er von der politischen Basis und sagt deshalb: "Die Verwurzelung in der Kommunalpolitik ist mir das Allerwichtigste." 33 Jahre macht er das schon, da weiß man mit der Zeit, welche Sorgen die Menschen drücken. Die kommunale Verdienstmedaille in Bronze hat er jüngst dafür bekommen. Auch Friedls Vater war Kommunalpolitiker und 15 Jahre lang Bürgermeister von Alling gewesen. Dass der Sohn ebenfalls in die Politik geht, hatte damit allerdings weniger zu tun als mit einer geplanten Mülldeponie, die der Landkreis Starnberg an der Grenze zu Alling errichten wollte. Friedl brachte eine Unterschriftensammlung dagegen auf den Weg, damit war sein Weg in die Politik bereitet.

2018 wurde er dann für die Freien Wähler erstmals in den Landtag gewählt und machte sein Hobby zum Beruf. Das wäre aus finanziellen Gründen nicht nötig gewesen, seit Anfang der Neunzigerjahre ist Friedl als Makler und Bauträger in der Wohnungswirtschaft tätig, im Nebenerwerb ist er Landwirt. Als Landtagsabgeordneter ist er verbraucherschutzpolitischer Sprecher und Mitglied im Ausschuss für Umwelt und Verbraucherschutz sowie Fraktionssprecher für Wohnen und Bauen und Mitglied im Ausschuss für Wohnen, Bau und Verkehr. Der 66-Jährige, zeitlebens ein Allinger, hat einen erwachsenen Sohn und mittlerweile ein Enkelkind. Ehefrau Christine begleitet ihn oft auf seine Termine. "Derzeit bin ich ja so gut wie nie daheim. Dann können wir uns wenigstens im Auto unterhalten", sagt er und grinst ein wenig. Familie und Freunde sind ihm wichtig. "Meine Frau ist einfach die Beste", hat er kürzlich in den sozialen Medien gepostet und mehrere Herzchen dahinter gesetzt.

"Handeln statt reden", gibt Friedl als seine Maxime aus. Und klar, die Causa Aiwanger hatte zwischenzeitlich gehörige Unruhe in den Wahlkampf der Freien Wähler gebracht. Dennoch scheint es Rückenwind zu geben, die Umfragen sagen deutlich mehr Stimmen für die FW voraus als beim letzten Mal. Die Freien Wähler fordern, Gesetze zu kassieren, die aus ihrer Sicht das Leben der Menschen erschweren oder diese in finanzielle Schwierigkeiten bringen könnten. Die Straßenausbaubeitragssatzung (Strabs) wurde vor einigen Jahren auf FW-Initiative abgeschafft, seither müssen Hausbesitzer in Bayern nicht mehr Zehntausende Euro für Sanierung oder Ausbau innerörtlicher Straßen bezahlen.

Auch die Erbschaftssteuer wollen die Freien Wähler los werden. Aufgrund der hohen Steuerlast seien Erben häufig gezwungen, teure Kredite aufzunehmen und auf die Mieter umzulegen oder die Immobilie gleich ganz zu veräußern, warnen sie. Erbschafts- und Schenkungssteuer trügen zur Verschärfung der Wohnungsnot bei, sagt Friedl. Mit einem Rechtsanwalt aus dem Landkreis ist er auf entsprechenden Infoveranstaltungen unterwegs und stößt auf reges Interesse.

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