Es ist ein Bild aus dem Krieg. Dem Krieg, dem die Ukraine seit dem 24. Februar ausgesetzt ist und gegen den sie sich seither wehrt - mit Freiwilligen an den Waffen und an den Feuerwehrschläuchen. Am Rand einer Straße in Nowi Petriwzi, einem Vorort der Eichenauer Partnerstadt Wischgorod, ist ein Feuerwehrwagen zu sehen. Er ist zerstört, aus ihm qualmt es heraus, das Fahrzeug sieht aus, als habe eine riesige Faust darauf eingehauen. Kaum vorstellbar, aber acht Menschen haben in diesem rot und weiß lackierten Wagen gesessen, sie waren auf dem Weg zu einem Einsatz, als sie über eine von den russischen Angreifern perfide versteckte Mine fuhren. Die Explosion zerriss das Fahrzeug und fügte den acht Feuerwehrleuten schreckliche Verletzungen zu. Mindestens einer der Kameraden hat nun keine Beine mehr.
Nowi Petriwzi ist der Ort, zu dem viele Eichenauerinnen und Eichenauer eine besondere Beziehung haben. Ist dort doch mit Eichenauer Hilfe nicht nur ein Kinderhaus entstanden, sondern es haben sich auch lang währende Freundschaften und die Partnerschaft der Gemeinde mit Stadt und Rayon Wischgorod entwickelt. Schon kurz nach Beginn des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine lief in Eichenau eine Spendenaktion für die Freunde in der Stadt nördlich von Kiew an. So war es für den Eichenauer Gemeinderat irgendwie auch eine Pflicht, den ukrainischen Freunden mit Feuerwehrausrüstung zu helfen. Die Feuerwehrleute dort hatten nämlich nicht nur mit den Folgen des Beschusses durch die Russen zu tun gehabt und mussten Brände löschen. Auch ohne Krieg sind die Aufgaben vielfältig, vor allem müssen regelmäßig Wald- und Flächenbrände gelöscht werden.
Löschfahrzeug in Scharfenstein
Die Hilfe aus Eichenau sah zunächst so aus, dass ein Löschfahrzeug in die Ukraine geliefert werden sollte, wenn es in der Partnerstadt Scharfenstein nicht mehr benötigt wird. Die Feuerwehrkameraden im Erzgebirge hatten diesen Wagen geliehen bekommen, nachdem eines ihrer Fahrzeuge ausgefallen war. Doch um die Zeit bis zur Überführung zu überbrücken, hat sich Eichenau entschlossen, einem Wunsch aus Wischgorod zu folgen und nicht nur zwei ausgemusterte, aber einsatzfähige Tanklöschfahrzeuge in die Ukraine zu bringen, sondern gleich zwei Rettungswagen dazu. Das Ganze, so hat der Gemeinderat es aus einer Verwaltungsvorlage erfahren, kostet die Gemeinde nicht mehr als 5000 Euro für die Überführung der Fahrzeuge.
Möglich wird die Spende, weil der Gemeinde von der Servicestelle "Kommunen in der einen Welt" eine Fördersumme von 45 000 Euro zugesagt wurde. Über diese Stelle läuft auch schon die Förderung eines Projekts zur energetischen Sanierung eines kommunalen Gebäudes in Wischgorod. Ebenfalls bis zu 45 000 Euro gibt der Freundeskreis Wischgorod dazu, damit die beiden Feuerwehrfahrzeuge sowie die beiden Krankenwagen beschafft werden können.
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Einsatzbereite Rettungswagen
Die Tanklöschfahrzeuge sind bei den Feuerwehren in Hohenbrunn sowie im Landkreis Straubing ausgemustert worden. Sie wurden Anfang der Neunzigerjahre gebaut und sollen in Eichenau ausgerüstet werden. Die Gemeine hofft auf Spenden von den Landkreisfeuerwehren. Auch die beiden Rettungswagen sollen einsatzbereit ausgestattet werden. Ist das geschehen, wird " Florian Hohenbrunn 21/1", wie das MAN-Fahrzeug mit dem Metz-Aufbau hieß, zusammen mit den drei anderen Fahrzeugen zur polnisch-ukrainischen Grenze gefahren und dort den Feuerwehrleuten aus der Partnerregion übergeben.
Eichenau ist nicht die einzige Kommune, die dabei hilft, dass die Feuerwehren in der Ukraine Ersatz bekommen. Etwa zur gleichen Zeit, als die Eichenauer die Schenkung des Scharfensteiner Feuerwehrautos diskutierten, fuhren in England 18 Einsatzfahrzeuge los und erreichten Ende April die ukrainische Grenze. Auch aus Italien sind 45 Fahrzeuge der Vigili del Fuoco unterwegs in die Ukraine. Dort sollen die von der EU mitfinanzierten Autos an jene Feuerwehren verteilt werden, die Bedarf haben. Denn nicht nur in Nowi Petriwzi wird die Feuerwehr weiter beschossen.