Eichenau:Ukrainischer Generalkonsul besucht Kriegsflüchtlinge

Lesezeit: 2 min

Gespräch mit den Landsleuten: Der ukrainische Generalkonsul Yuriy Yarmilko (Mitte) besucht Geflüchtete in Eichenau. Begleitet wird er (von links) von der stellvertretenden Landrätin Martina Drechsler und Bürgermeister Peter Münster. (Foto: Lukas Barth)

Yuriy Yarmilko spricht mit Geflüchteten und bedankt sich bei Gastfamilien und Eichenaus Bürgermeister Peter Münster für die Hilfe.

Von Carim Soliman, Eichenau

Peter Münster (FDP) zeichnet sich eigentlich durch eine leutselige Ruhe aus. Aber am Freitagmittag wirkt er etwas durch den Wind. Mehr als ein gehetztes "Grüß Gott" bringt Eichenaus Bürgermeister nicht raus, als er aus der Vordertür seines Rathauses stürzt. Hoher Besuch hat sich angekündigt, weiß offenbar aber nicht, wohin mit dem Fuhrpark. Münster winkt hinüber auf die andere Straßenseite, woraufhin sich zwei schwarze Limousinen auf dem Parkplatz gegenüber in Bewegung setzen. Sie rollen nur ein paar Meter, auf die Parkplätze gleich neben dem Rathaus. Zwei Schwergewichte steigen aus, eines politisch und das andere diplomatisch: Stephan Thomae (FDP) und Yuriy Yarmilko.

Thomae ist Parlamentarischer Geschäftsführer der FDP-Bundestagsfraktion und Vorsitzender der deutsch-ukrainischen Parlamentariergruppe. Yuriy Yarmilko ist Generalkonsul der Ukraine für Bayern und Baden-Württemberg. Die beiden wollen sich ein Bild der Situation ukrainischer Geflüchteter in Eichenau machen. Dafür begutachten sie die Unterkunft in der Budrio-Halle und sprechen anschließend mit privat untergebrachten Ukrainerinnen und ihren Gastfamilien. Yarmilko und Thomae tragen sich noch ins Goldene Buch der Gemeinde ein, dann geht es los.

Eine Gruppe Kinder auf bunten Rädern erkundigt sich vor der Budrio-Halle neugierig nach der eintreffenden Kolonne vom Rathaus. Spiess führt Yarmilko vor den Eingang der umfunktionierten Sporthalle. Einige Bewohner haben sich dort versammelt, ein wenig eingeschüchtert von dem hohen Diplomaten. Doch ein freundliches "Dobryy Den" des Generalkonsuls bricht das Eis. Sie wollen wissen, wann sie die Wohncontainer beziehen können, die für sie in Planung sind. Yarmilko übersetzt die Frage und reicht sie an Münster weiter, der sich zu einer Schätzung durchringen muss. "Vielleicht in zwei, drei Monaten."

Der Generalkonsul zeigt sich teils betreten, ein andermal kämpferisch

Anschließend führt Zweiter Bürgermeister Josef Spiess (CSU) ins Gebäude, zuerst in die Loge. Der schmale Gang im Dachbereich der eigentlichen Halle ist vollgepackt mit Hygieneartikeln, Thomae steigt über Shampoo und Toilettenpapier. Circa 120 Menschen hätten hier Platz, sagt Spiess, die Feldbetten sind nur durch dünne Holzwände von einander getrennt. Yarmilko verschränkt betreten die Arme. "Drei Monate leben die Menschen hier schon so?" Nach einem kurzen Rundgang geht es für die Gesprächsrunde zurück ins Rathaus.

Die Gastgeber erzählen dort von bewegenden Begegnungen. "Ein Glücksfall" ist es rückblickend, erzählt Peter Wittmann, dass er sich mit seiner Familie entschlossen habe, Ukrainerinnen und ihre Kinder aufzunehmen. Doch auch kritische Nachfragen kommen auf, über lange Wartezeiten und andere bürokratische Hürden. Fast kämpferisch verteidigt Yarmilko sein Konsulat. Fünf Mitarbeiter wären verantwortlich für 200 000 Ukrainer in den beiden Bundesländern. "Ich frage Sie, was sollen wir da tun?" Am Ende ist man sich jedoch einig: Alle Beteiligten haben angesichts der Umstände Großes geleistet. Der Generalkonsul bedankt sich für die Großzügigkeit Eichenaus, Thomae lobt die Organisation.

Zum Abschied überreicht Bürgermeister Münster den beiden Besuchern zwei Dosen des "einzigen landwirtschaftlichen Erzeugnisses Eichenaus": Pfefferminztee. "Mein Mitbringsel überreiche ich Ihnen, wenn Sie mich zu meinem Wagen begleiten", antwortet Yarmilko. "Es ist etwas Stärkeres als Pfefferminztee."

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: