Fürstenfeldbruck:Wasserreserven werden weniger

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In Germering liegt der Grundwasserpegel aktuell bei 4,88 Meter unter Gelände, 80 Zentimeter über dem bisherigen Minimum. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Obwohl es häufig regnet, nähern sich die Grundwasserpegel im südlichen und westlichen Landkreis dem Minimum. Das Wasserwirtschaftsamt rät zur Sparsamkeit und setzt Limits für die Landwirtschaft.

Von Ariane Lindenbach, Fürstenfeldbruck

Häufige Sommergewitter, ausreichend Regen: Gefühlt herrscht vielerorts der Eindruck, die teilweise heftigen Niederschläge hätten die Trockenperioden der vergangenen Jahre längst ausgeglichen. Das ist aber bei weitem nicht der Fall. Laut Wasserwirtschaftsamt sind die Grundwasserreserven vor allem im südlichen und westlichen Landkreis nicht mehr weit entfernt vom Minimum. Aus der Behörde kommt daher die Empfehlung, sparsam mit dem kostbaren Gut umzugehen und etwa die Gartenbewässerung aufs Nötigste zu reduzieren. Für Landwirte wurde die Grundwasserentnahme im Hinblick auf die Klimakrise limitiert.

"Wir haben in vielen Bereichen schon niedrige bis sehr niedrige Grundwasserstände", sagt Christian Leeb über die Situation im Landkreis Fürstenfeldbruck. Vor allem an den Messstellen in Germering und Moorenweis tendiere der Pegel allmählich Richtung Langzeit-Minimum. Konkret bedeutet das für Germering, wo seit 1951 das Niveau des Grundwassers beobachtet wird, da es die Grundlage der Trinkwasserversorgung darstellt, dass der Pegel aktuell bei 4,88 Meter unter Gelände liegt. Das bisherige Minimum waren 5,70 Meter, bis dahin sind es also noch etwa 80 Zentimeter.

Ursache sind die durch die globale Erwärmung zunehmenden Hitze- und Dürreperioden der vergangenen Jahre; in diesem März etwa lag die Niederschlagsmenge nach den Messungen der Wetterstation Puch 66 Prozent unter dem langjährigen Mittel. Hinzu kommen die häufigen Starkregenfälle, die rasch abfließen, oft noch Boden fortschwemmen und nicht versickern. Sie helfen nicht, die Grundwasserreserven wieder aufzufüllen.

Der Leiter des Wasserwirtschaftsamts München relativiert aber auch und streicht heraus, dass die Situation um die Landeshauptstadt im Vergleich mit dem restlichen Bayern noch keinen Anlass zur Sorge gibt - im Unterschied zu anderen Regionen in Deutschland. So nahe an den Bergen, profitiere die Region von den häufigen Niederschlägen, die sich am Alpenrand stauen. Trotzdem wäre es auch im Kreis Bruck "grundsätzlich günstig, wenn man Wasser spart". Der Garten etwa sollte, wenn überhaupt, nur morgens und abends gegossen werden - tagsüber verdunste eine erhebliche Wassermenge, erklärt Leeb.

"Ich denke, es wird sich in Bayern auch wieder erholen, vor allem eben im Süden", ist der Behördenleiter zuversichtlich. Das passt zur Einschätzung von Roland Schmid. Der Werkleiter des Wasserwerks Germering mit mehr als 30 Jahren Erfahrung kennt derartige und niedrigere Pegelstände zum Beispiel aus den Jahren 2005, 2007, 2014 und 2015. Schwankungen von eineinhalb Metern sind nach Einschätzung von beiden durchaus normal. Und eben in dieser Region noch nicht besorgniserregend. "Natürlich wird es tendenziell weniger", räumt Schmid jedoch ein. "Die letzten drei Jahre, die es zu trocken war - wir spüren die Entwicklung natürlich auch."

Vor allem für Landwirte sehen Schmid und Leeb zunehmend Probleme. Denn sie dürfen zwar mit Grundwasser ihre Felder bewässern, allerdings hat das Wasserwirtschaftsamt die Entnahme auf 30 Prozent des neu gebildeten Grundwassers reduziert. Als Reaktion auf die Klimakrise, wie Leeb erklärt. "Wir gehen davon aus, dass die Grundwasserneubildung um fünf bis zehn Prozent abnehmen wird bis 2050." Auch das bayerische Landesamt für Umweltschutz LFU sieht die Situation ähnlich. Auf der Homepage heißt es: "Der Direktabfluss und die jährliche Grundwasserneubildung aus Niederschlag waren seit 2003 im Vergleich zur Referenzperiode 1971 bis 2000 insgesamt unterdurchschnittlich und in Einzeljahren bestenfalls durchschnittlich."

Moorenweis bezieht sein Trinkwasser seit 2010 vom Zweckverband Landsberid. Eine eigene Wasserversorgung, "das war einmal", sagt Wasserwart Günther Limbart. Wegen häufiger Qualitätsschwankungen in den kommunalen Flachbrunnen wurde die Gemeindezum "Wassergast", wie es Limbart nennt.

Nur dürr ist der Knoblauch auf den Feldern von Sepp Dürr gewachsen, nachdem es in den vergangenen Wochen zu wenig geregnet hat. (Foto: Sepp Dürr/Archiv)

Einer, der seine Felder nicht bewässert, ist Sepp Dürr. Seit 1984 betreibt er mit Schwester Agnes in Germering ökologische Landwirtschaft. Seine Pflanzen - er baut unter anderem Knoblauch, Kohl und gelbe Rüben an - bilden genug Wurzeln aus, um das lebensnotwendige Nass aus dem Boden ziehen. Allerdings nur, wenn dieser genug Feuchtigkeit enthält. "Das Grundwasser reicht noch, aber was fehlt ist das Wasser für die Pflanzen", lautet daher die Analyse des Grünen-Stadtrats zur aktuellen Situation. Dürrs Knoblauch etwa, "der wäre nächsten Monat zu ernten, der lässt jetzt die Flügel hängen". Der Boden ist ausgedörrt nach den vergangenen heißen Tagen, das Wasser aus oberen Erdschichten verdunstet. An einem warmen Tag, nicht einem heißen wie Dürr betont, verdunsten pro Quadratmeter sechs Liter Wasser. "Das ist eigentlich eine enorme Regenmenge und die fehlt", oft regne es tagelang nicht, bei teils hohen Temperaturen, da sei schnell eine große Wassermenge verschwunden. Der wenige Regen könne das kaum ausgleichen.

Die Daten der Wetterstation in Puch belegen, dass seit Jahresbeginn die Sonne 50 Stunden mehr geschienen hat als im Durchschnitt zwischen 1951 und 1980. Das ist fast ein Viertel mehr Sonnenschein.

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