Gesundheit:Tigermücke erstmals im Landkreis nachgewiesen

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Die Asiatische Tigermücke - klein, aber aggressiv. Sie sticht auch tagsüber. (Foto: Blickwinkel/imago)

Gröbenzellerin entdeckt das Insekt im Haus. Gesundheitsamt und Gemeinde geben Tipps, wie man die Ausbreitung verhindern kann. Eine konkrete Gesundheitsgefahr besteht jedoch nicht.

Von Ingrid Hügenell, Gröbenzell

In Gröbenzell ist eine Asiatische Tigermücke entdeckt worden. Das haben am Dienstag das Landratsamt und die Gemeinde Gröbenzell gemeldet. Wie Gesundheitsamtsleiter Lorenz Weigl auf Nachfrage erklärt, habe schon im Herbst 2023 eine Gröbenzellerin drei Mücken in ihrem Haus eingefangen und an den Mückenatlas Deutschland geschickt. Dort seien die Tiere untersucht worden; eines sei klar als Asiatische Tigermücke identifiziert worden. Damit ist diese Art erstmals im Landkreis nachgewiesen worden.

Zwar sind Tigermücken in den Tropen Überträger gefährlicher Viruserkrankungen, doch im Landkreis bestehe keine akute Gefahr, beruhigt Weigl. Denn die Viren, die Denguefieber, Zika- oder Chikungunya-Erkrankungen übertragen, seien in den Menschen im Landkreis derzeit nicht vorhanden, können also von den Blutsaugern nicht aufgenommen und weitergegeben werden. Das könnte sich Weigl zufolge jedoch durch infizierte Reiserückkehrer ändern. Gegen Denguefieber gibt es eine Impfung, gegen Zika und Chikungunya nicht.

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Momentan ist die Mücke der Mitteilung des Landratsamts zufolge bei uns eher lästig als gefährlich. Es bestehe "keine konkrete Gesundheitsgefahr und kein Grund zur Besorgnis". Anders als die heimischen Mückenarten sticht die Tigermücke auch tagsüber, sie wird als aggressiv bezeichnet.

1979 wurden Tigermücken Weigl zufolge erstmals in Europa nachgewiesen, in Albanien. Seither breiten sie sich aus. In Italien und Kroatien gibt es sie inzwischen praktisch flächendeckend. 2007 wurde die erste Tigermücke in Deutschland entdeckt, 2013 die erste in Bayern und 2019 wurde das Insekt in München nachgewiesen. Vermutlich seien sie unter anderem in Autoreifen verschleppt worden, in denen sich Wasserpfützen gehalten hätten, sagt Weigl.

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Aedes albopictus, wie das Stechtier wissenschaftlich heißt, ist kleiner als viele heimische Arten, häufig unter einem Zentimeter. Der schwarze Körper trägt deutlich sichtbare weiße Streifen, vor allem am Hinterleib und an den Beinen. In der Mitte des Hinterkopfs beginnt eine weiße Linie, die sich bis zum Flügelansatz fortsetzt. Die Flügel selbst sind transparent. Die Tigermücke kann mit der heimischen Ringelmücke verwechselt werden.

Weil mit zunehmender Anzahl von Tigermücken die Gefahr der Krankheitsübertragung steigt, soll ihre Ausbreitung verhindert oder zumindest eingedämmt werden. "Zentral ist dabei, die Eiablage und somit die Fortpflanzung des Insekts zu verhindern", teilt die Gemeinde Gröbenzell mit. Tigermücken legen ihre Eier nur in stehendem Wasser ab, dabei genügen ihr kleinste Mengen, etwa in Blumenuntersetzern, Vogeltränken, Regenrinnen oder Gießkannen.

Kleine Wassermengen genügen der Tigermücke zur Fortpflanzung. Um ihre Ausbreitung zu verhindern, wird empfohlen, solche Gefäße regelmäßig zu leeren und zu säubern. (Foto: Johannes Simon)

Bei der Bekämpfung hilft, dass die Mücken nur kurze Strecken zurücklegen, ihr Flugradius beträgt etwa 200 Meter. Es wird daher empfohlen, Wasseransammlungen zu vermeiden und alle Gefäße mit stehendem Wasser wöchentlich zu entleeren, wo das möglich ist. Regentonnen und Zisternen sollen abgedichtet werden, durch Deckeln oder engmaschige Mückennetze. Hohle Stangen, etwa von Sonnenschirmständern, können nach der Reinigung mit Klebeband oder einer Schutzkappe abgedichtet, Regenrinnen regelmäßig vom Laub befreit werden.

Regentonnen können mit Deckeln oder Mückennetzen verschlossen werden. (Foto: Johannes Simon)

Um möglichst schon die erste Mückengeneration an der Eiablage zu hindern beziehungsweise die gelegten Eier an der Entwicklung, wird empfohlen, Wasser nicht stehenzulassen. Im Herbst legen Tigermücken so wie andere Mückenarten auch Überwinterungseier, die sehr kalte Winter nicht überstehen, leichteren Frost jedoch durchaus. "Deshalb sollte man Gefäße und Gegenstände, die als Brutstätten dienen könnten, bereits jetzt vor dem Frühlingsstart gründlich reinigen", empfiehlt die Gemeinde - mit Schwamm, Bürste und biologisch abbaubarer Seifenlauge

Wenn man die Gefäße reinigt, soll man das Wasser nicht in den Abfluss kippen, weil sich die Mücken auch dort entwickeln können. Besser solle man es in Beete oder die Wiese schütten, rät die Gemeinde Gröbenzell. Wer ganz sichergehen wolle, könne Schwamm oder Bürste in einer verschlossenen Plastiktüte für mindestens 48 Stunden bei minus 20 Grad einfrieren und die Tüte samt Inhalt hinterher im Restmüll entsorgen.

Bürgerinnen und Bürger können bei der Erforschung helfen

Die Ausbreitung neuer Mückenarten in Deutschland wird überprüft, um neue Verbreitungsherde entdecken und geeignete Maßnahmen koordinieren zu können. Dabei ist die Mitwirkung der Bürgerinnen und Bürger gefragt. Wer eine ungewöhnliche Mücke entdeckt, kann sie einfangen und an Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit schicken oder an den Mückenatlas Deutschland.

Die Gemeinde Gröbenzell steht nach eigenen Angaben im ständigen Austausch mit dem Landesgesundheitsamt. "Die Abstimmungen für einen zeitnahen Termin zur Besprechung möglicher Maßnahmen laufen", teilt die Gemeinde auf Nachfrage mit.

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