Kultur:Ein Tanzfestival mit Botschaft

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Die französische Kompanie Maguy Marin präsentiert das Stück "May B", das als Meilenstein des modernen Tanzes gilt. (Foto: Herve Deroo)

Bei "Dance First" sind einige der besten Kompanien Europas in Fürstenfeldbruck zu sehen. Für die Veranstalter ist die Reihe in diesem Jahr aber weit mehr als ein ästhetisches Vergnügen.

Von Florian J. Haamann, Fürstenfeldbruck

Das Tanzfestival "Dance First" gehört zu den noch jüngeren Formaten des Brucker Veranstaltungsforums, hat sich aber schon vor seiner vierten Auflage in diesem Jahr zu einer wichtigen Stimme des modernen Tanzes entwickelt - und zwar sowohl bei Kompanien als auch beim Publikum. Das belegen sowohl die Gesamtauslastung von 90 Prozent als auch die namhaften internationalen Ensembles, die für das Festival nach Fürstenfeldbruck kommen und ihr Programm oft an die räumlichen Gegebenheiten anpassen. Vom 4. Juni bis zum 16. Juli geht "Dance First" nun mit sechs Aufführungen in seine vierte Auflage.

Dass ihm das Festival ein Anliegen weit über dessen künstlerisch-ästhetische Bedeutung ein Anliegen ist, hat Norbert Leinweber, der Leiter des Veranstaltungsforums, bei der Vorstellung des Programms ungewohnt deutlich formuliert. Man wolle über den Tanz Menschen unterschiedlicher sozialer und kultureller Herkunft zusammenbringen und das Veranstaltungsforum so zu einem Ort der Begegnung und des Austausches machen. "Gerade in Zeiten wie diesen - blickt man auf den brutalen Angriffskrieg Putins, den schrecklichen Konflikt im Nahen Osten oder den weltweit grassierenden populistischen Nationalismus - besteht hierfür besondere Notwendigkeit", so Leinweber.

Auch Heiner Brummel, der künstlerische Leiter des Festivals, betont leidenschaftlich, wie wichtig kulturelle Veranstaltungen für den Erhalt der Demokratie sind - und kritisiert die Sparpläne des Brucker Stadtrats im Kulturbereich. "Ich möchte das Festival weiter machen, aber wie sollen wir das hinkriegen, wenn die Kosten steigen und wir gleichzeitig sparen sollen", sagt er mit Blick auf die Vorgaben der klammen Kreisstadt, die das Veranstaltungsforum jährlich mit einem Millionenbetrag unterstützt. Wegen der Sparvorgaben habe in diesem Jahr eine Aufführung gestrichen werden müssen.

Eröffnet wird das Festivalprogramm am Dienstag, 4. Juni, um 20 Uhr durch die französische Kompanie Maguy Marin. Gezeigt wird das 1981 uraufgeführte Stück "May B", das als Meilenstein des modernen Tanzes gilt und bis heute regelmäßig gezeigt wird. Eine der bekanntesten Nachwuchsformationen Europas ist die spanische "IT Dansa", die am Sonntag, 9. Juni, von 20 Uhr an zu sehen ist. Mit "Minus 16" des israelischen Choreografen Ohad Naharin und "Kaash" von Akram Khan zeigen sie ebenfalls zwei Werke, die Tanzgeschichte geschrieben haben. Mit "Lo que no se va" von Gustavo Ramírez Sansano erzählen sie außerdem eine Geschichte des Unausgesprochenen in der Liebe.

Die spanische IT Dansa gehört zu den besten Nachwuchskompanien Europas. In Fürstenfeldbruck zeigt sie "Kaash". (Foto: Franck Thibault)

Ein Name, der auch außerhalb der Tanzszene bekannt ist, ist der von Marco Goecke. Der Choreograf geriet 2023 in die Schlagzeilen, nachdem er einer Kritikerin der FAZ aus Ärger über ihre Texte Hundekot ins Gesicht geschmiert hat. Die Staatsoper Hannover hat ihn daraufhin als Ballettdirektor suspendiert. Seine Choreografie "All Long Dem Day" ist beim dritten Abend am Dienstag, 25. Juni, mit dem Bayerischen Junior Ballett München zu sehen. Insgesamt sind an diesem Abend mehrere kleine Stücke unter dem Titel "Liebesbotschaften" zu sehen.

Ganz dem lokalen Tanznachwuchs gehört dann der Sonntag, 7. Juli. Unter dem Motto "Made in FFB" zeigen von 17 Uhr an auch dieses Mal wieder vier Tanzstudios aus dem Landkreis ihre Programme. Dieser besondere Tanzabend ist von Anfang an Teil des Festivals und erfreut sich bei den Besuchern besonderer Beliebtheit.

Eine bayernweite Premiere wird die Aufführung von "Odyssey", die der Choreograf Bryan Arias für das Saarländische Staatsballett entwickelt hat, am Mittwoch, 10. Juli, von 20 Uhr an. Zum Abschluss ist am Dienstag, 16. Juli, ebenfalls von 20 Uhr an noch das kroatische Nationalballett Rijeka mit seinem Programm "Transparada" zu sehen.

Karten gibt es beim Kartenservice Fürstenfeld unter Telefonnummer 08141/66 65 444 und unter www.fuerstenfeld.de . Es gibt einen Festivalrabatt von 10 Prozent beim Kauf von zwei, 15 Prozent bei drei und 20 Prozent bei vier Veranstaltungen.

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