"Unser Bürgerstadel ist marode, die Küche gehört dringend repariert, doch es fehlt das Geld, darum wird das Haus jetzt von den Fußballern regiert!" Das mit den Finanzen mag ja stimmen, aber dass die Fußballer dort regieren, wie Martin Obermeir auf dem Grafrather Starkbierfest sang, wurde am Samstag widerlegt. Denn im Bürgerhaus hatte der Musikverein Grafrath-Kottgeisering (MV) das Sagen, der mit Unterstützung der Grafrather Feuerwehr als kulinarischer Versorger einen gelungenen Abend mit Gesangseinlagen, Spielen und langer Party bot.
Andechser Doppelbock im Ausschank
"Volles Haus" freute sich MV-Chef Oskar Ostermeir, der humorvoll durch den Abend führte und zusammen mit Karlheinz Dischl von der Feuerwehr die Gäste begrüßte. Als Bürgermeister Markus Kennerknecht das erste Fass vom süffigen Andechser Doppelbock mit drei Schlägen anzapfte, wobei nur ganz wenig von dem dunklen Starkbier verspritzte, hatte die Blaskapelle unter Leitung von Max Mayer die Stimmung bereits gut angeheizt. Beim Anzapfen stand dem Grafrather Gemeindechef der Zweite Bürgermeister von Kottgeisering, Manfred Ziegler, zur Seite, womit offensichtlich die gute Nachbarschaft zwischen beiden Gemeinden unterstrichen werden sollte. Martin Ostermeir, der wie in Grafrath seit Jahren üblich, anstelle in einer Krüglrede als Gstanzlsänger die Lokalpolitik beider Kommunen scherzhaft kommentierte, stellte dazu fest: "Die alte Zwietracht ist Vergangenheit und längst tabu, wie der MV und der Kirchenchor macht es nun auch die CSU." Damit spielte er auf den jüngsten Zusammenschluss von zwei CSU-Ortsverbänden zu einem Verband an.
In den Gstanzl-Reimen, die Claudia Walhöfer gedichtet hatte, wurde insbesondere die Verkehrssituation in den Blick genommen. "Tempo 30 in der Jesenwanger Strass, da müssen wir jetzt langsam fahr'n, doch jetzt gilt auch rechts vor links, das geht nicht gut, des werd a Schmarrn", und weiter: "Beim Schneeräumen auf dem Gehweg hat's den Grafrathern nicht pressiert, mit dem Kinderwagen san's a Woch' lang auf der Bundesstraße marschiert", sang Martin Ostermeir, und dass die Grünen gerne wollten, dass Straßennamen weiblich werden, die CSU aber dagegen sei, so dass es wohl nie ein Moni-Zwölfer-Gassl (gemeint war Gemeinderätin Monika Glammert-Zwölfer) geben werde. Die Lust am E-Mobil und am Ko-Car sei in Kottgeisering vorbei, "da fahrn' lieber mit dem Bulldog und tanken Diesel steuerfrei", wurde gefrotzelt, nachdem der Nachbarort das Car-Sharing unlängst aufgegeben hatte, und dass die Ladesäule beim Supermarkt was hermache. Sie sei "ein Riesentrumm", doch für die Nachbarn eine Plag', denn "die hör'n die ganze Nacht ein lautes Gebrumm".
Über die Diskussion einer großen Freiflächen-Photovoltaikanlage bei Mauern hieß es: "In Grafrath ist bezüglich PV noch nicht viel los, weil's greislich wird, wird diskutiert, die Kottgeiseringer aber sind da hemmungslos." Da werde "gekachelt und paneelt, mehr und mehr", aber das Umspannwerk sei überfordert und komme mit dem Einspeisen nicht hinterher. Bezogen auf die Windräder-Planung wurde angeführt, dass es Kottgeisering pressieren würde, aber die Gemeinde mit Moorenweis kooperieren müsse, damit es sich lohne. Gesanglich hergezogen wurde auch über die Planung einer neuen Aussegnungshalle auf den Höfener Friedhof. "Die wird monströs, da werdet ihr schau'n, nur weil sich die Heiden nicht in die Kirche trau'n", lautete die Anspielung. Außerdem erinnerte ein Gstanzl daran, dass Grafrath nun mit Thomas Pietro Peral einen evangelischen Bischof hat, und im Gemeinderat dessen Mitarbeit und der frische Wind fehlen wird.
Bestens angenommen wurde das Ratespiel, wie schwer ein Stück Bergkäse beziehungsweise ein Ranken Geselchtes sein könnten, die nacheinander vom Dachgebälk herabhängend über den Köpfen baumelten. Wer mit der Schätzung am nächsten dran war, konnte die gespendeten Leckerbissen mitnehmen. Reger Andrang herrschte beim Nagelspiel, bei dem jeder Teilnehmer einen Eisenstift in einen Balken schlagen und der Verlierer dem Sieger einen ausgeben musste. Markus Kennerknecht mit Frau Sieglinde und Manfred Ziegler mit Frau Manuela fingen an und dabei wurde laut Moderator Oskar Ostermeir deutlich, dass Frauen auch handwerkliches Geschick haben. Auch eine Besuchergruppe aus Hamburg hatte ihren Spaß beim Nagelspiel und später auch beim Masskrug stoßen, das bis in den späten Abend hinein die Starkbier-Party bereicherte.