Kommunalpolitik:Brucker CSU verliert weiteren Stadtrat

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Im Oberbürgermeister-Wahlkampf noch Seite an Seite: Kandidat Andreas Lohde (links) und Parteifreund Hans Schilling, der kurz danach aus der Partei ausgetreten ist. (Foto: Stefan Salger)

Der frühere Ortsverbandsvorsitzende und Zweite Bürgermeister Hans Schilling wechselt nach einem Streit über die Besetzung des Baureferats zu den Freien Wählern.

Von Stefan Salger, Fürstenfeldbruck

Hans Schilling hat die CSU verlassen und wechselt in die Stadtratsfraktion der Freien Wähler. Das hat an diesem Dienstag auch Markus Droth, der Vorsitzende der FW-Fraktion, bestätigt - die nun auf fünf Mitglieder wächst. Der 66-jährige Schilling gilt als ausgewiesener Bauexperte. Zudem war er früher Zweiter Bürgermeister und Ortsvorsitzender der CSU.

Hans Schilling (Mitte), hier bei der Ehrung für seine kommunalen Verdienste beim Neujahrsempfang im Januar durch Oberbürgermeister Erich Raff und Landratsstellvertreterin Martina Drechsler. (Foto: Johannes Simon)

Schilling hat sich nach einem Streit spontan entschlossen, aus der CSU auszutreten. Er ist vor allem sauer auf CSU-Fraktionschef Andreas Lohde. Hintergrund ist die Nachfrage des neuen Oberbürgermeisters Christian Götz (BBV), ob Schilling bereit wäre, den Posten des Baureferenten im Stadtrat zu übernehmen. Diesen Posten muss Götz abgeben. Die Vorstände von Fraktion und Ortsverband der CSU haben sich aber offenbar gegen diese Lösung gesperrt. Fraktionschef Andreas Lohde rechtfertigt dies als demokratische Entscheidung. Baureferent soll nun der jüngst zum stellvertretenden CSU-Fraktionssprecher gewählte Markus Britzelmair werden.

Schilling, der bereits Erfahrung als Bau- und Planungsreferent hat, hätte den Posten gerne übernommen. Seit Januar ist der Bauleiter im Ruhestand, genügend Zeit hätte er also mitgebracht. Schilling war 1995 von den Freien Wählern zur CSU gewechselt und dann 1996 prompt in den Stadtrat gewählt worden. Von 2008 bis 2014 war er Zweiter Bürgermeister und insgesamt zehn Jahre Ortsvorsitzender der CSU.

Die Abstimmung über den Referentenposten, in der er zunächst gegen Georg Jakobs unterlag, hält Schilling für ein abgekartetes Spiel. Das habe bei ihm dann "das Fass zum Überlaufen" gebracht, sagte er am Dienstag. Enttäuscht ist er vor allem von Lohde. Nachdem dieser im März seine zweite Oberbürgermeisterwahl verloren habe, sei ein wirklicher Neuanfang überfällig. Stattdessen habe Lohde bei allen anderen, nur nicht bei sich selbst die Schuld gesucht und wolle möglicherweise zur nächsten OB-Wahl erneut antreten. Dass Ulrich-Joachim Müller "mit einer satten Mehrheit" Lohde als CSU-Ortsvorsitzender abgelöst hat, wertet Schilling als Beleg, dass auch andere im Ortsverband das so sehen.

Die Entscheidung, aus der CSU auszutreten und zu den Freien Wählern zu wechseln, sei am Freitag gefallen. Politisch ändere sich für ihn nicht viel, mit FW-Fraktionschef Markus Droth kommt er gut klar. Droth war 2019 gemeinsam mit Peter Glockzin ebenfalls von der CSU zu den Freien Wählern gewechselt, zuvor war auch Herwig Bahner, der dem Stadtrat nicht mehr angehört, von der CSU zur FDP gewechselt. Für Hans Schilling dürfte sich in der politischen Alltagsarbeit wenig ändern. Er bleibt in den Fachausschüssen für Konversion und Planung, lediglich den Sitz im Aufsichtsrat der Stadtwerke muss er abgeben.

CSU-Fraktionsvorsitzender Andreas Lohde bedauert die Entscheidung Schillings. Er bestreitet aber, dass lediglich er die Entscheidung über die Vergabe des Referats getroffen habe. Vielmehr sei am 15. Mai in der CSU-Fraktion über das Thema "freiwerdendes Planungsreferat" gesprochen worden. Dann habe sich eine "deutliche Mehrheit" eben nicht für Schilling entschieden. Damit sollte offenbar auch Kritikern der Wind aus den Segeln genommen werden, die Schilling eine zu große Nähe zu Bauwerbern unterstellten. Lohde: "Es ist bedauerlich, dass diese klare demokratische Wahl von Hans Schilling nicht akzeptiert wird." Die Entscheidung, aus der CSU auszutreten, könne man nicht nachvollziehen, sagt Lohde. Er beruft sich dabei auf den Ortsvorstand mit Ulrich-Joachim Müller, Mike Trommer, Dieter Roiger und Kai Görgen, auf seine Kollegen aus dem Fraktionsvorstand mit Katrin Siegler, Michael Piscitelli, Jeanne-Marie Sindani, Markus Britzelmair und Georg Jakobs sowie auf die Dritte Bürgermeisterin Birgitta Klemenz. Lohde widerspricht der These, der zufolge auch er umstritten ist, und verweist auf das einstimmige Wahlergebnis, mit dem er vor einer Woche im Amt des Fraktionsvorsitzenden bestätigt wurde.

Dass Schilling übergangen wurde, begründet Lohde mit dem Anspruch einer steten Erneuerung der Gremien. Mit Biolandwirt Markus Britzelmair setze man "bewusst den Schwerpunkt auch auf Klima- und Umweltschutz".

FW-Fraktionschef Markus Droth wurde am Freitag von der Anfrage Schillings nach eigenen Worten überrascht. Nach einer internen und intensiven Beratung am Montag fiel die Entscheidung, Schilling in der Fraktion aufzunehmen - bei der Stadtratssitzung am Dienstagabend soll er bereits dort sitzen. Als ausgewiesener Bau- und Planungsexperte stelle Schilling eine kompetente Bereicherung dar, so Droth. Für die Freien Wähler bedeutet das einen zusätzlichen Sitz in den mit 14 Stadträten besetzten großen Fachausschüssen. Durch die Rochade verliert die BBV dort künftig einen Sitz.

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