Die Wahl verlief erwartungsgemäß: Bundestagsabgeordneter Michael Schrodi ist beim SPD-Kreisparteitag im Unterbezirk Fürstenfeldbruck in Emmering wieder zum Vorsitzenden gewählt worden. Zusätzlich zu diesem Parteiamt muss der 41-jährige Olchinger ein enormes Pensum bewältigen. Nach dem schlechten SPD-Ergebnis bei den Landtags- und Bezirkstagswahlen ist er als Bundestagsabgeordneter als einziger Mandatsträger im westlichen Oberbayern übrig geblieben und muss als "Betreuungsabgeordneter" einen riesigen Landstrich für die SPD abdecken. Vor dem Wahlgang tauchte dann auch im Saal die Frage auf, ob er das Amt als Kreisvorsitzender zusätzlich noch bewältigen kann.
Schrodi sagte "Ja", sonst würde er nicht kandidieren, nachdem ihn der Germeringer Delegierte Klaus-Peter Müller direkt gefragt hatte. Der Gymnasiallehrer wurde dann ohne Gegenkandidaten von den 43 anwesenden Parteidelegierten mit 37 Ja-Stimmen für weitere zwei Jahre im Amt bestätigt. Schrodi bekam in geheimer Wahl eine Gegenstimme und fünf Delegierte enthielten sich. Als Bundestagsabgeordneter und Mitglied im Finanzausschuss ist er häufig in Berlin gebunden. So hat seine Stellvertreterin im Landkreis, Svenja Bille, die Hauptlast der SPD-Parteiarbeit bewältigen müssen. Bille, die wie der Eichenauer Gemeinderat Martin Eberl wieder als Stellvertreterin Schrodis gewählt wurde, hatte überlegt, ob sie nach vier Jahren wieder für dieses Amt kandidieren soll. "Ich komme seit eineinhalb Jahren an meine Grenzen", erklärte die 28-jährige Politologin aus Fürstenfeldbruck den Delegierten. Neben der Organisationsarbeit für den Landkreis leitet Bille noch das Parteibüro Schrodis in Olching und ist Landesgeschäftsführerin der SPD-Gemeinschaft für Kommunalpolitik. Bille kandierte, weil sich offenbar niemand anderes aufdrängte.
Michael Schrodi hatte vor der Wahl erläutert, dass er jetzt als Betreuungsabgeordneter von Eichstätt im Norden Oberbayerns bis nach Starnberg und Landsberg im Süden und Westen tätig werden muss, um die Genossen vor Ort zu unterstützen und um den Abwärtstrend der SPD bei den Wählern umzukehren. Dafür hat sich der Kreisparteitag das Thema Wohnen als politischen Schwerpunkt herausgesucht und schlägt da auch systemkritische Töne an: "Die großen Konzerne sind die wahren Schmarotzer in der Gesellschaft." Schrodi plädierte auch dafür, zum Godesberger Programm der SPD von 1959 zurückzukehren, das den demokratischen Sozialismus als Option beinhaltet und bezeichnete die Debatte um die Vergesellschaftungsvorschläge von Juso-Chef Kevin Kühnert als "hysterisch." Schrodi nachdrücklich: "Lasst uns die Debatten führen, die für die Menschen relevant sind."
Christoph Maier, der SPD-Kandidat für die Landratswahlen im nächsten Jahr, versucht sich mit dem Thema bezahlbares "Wohnen als Menschenrecht" zu profilieren. Der Kreisparteitag nahm seinen Antrag, 3000 neue kommunale Wohnungen in den kommenden sechs Jahren im Landkreis für zehn Euro Miete pro Quadratmeter zu schaffen, einstimmig an. "Wir wollen 3000, die CSU und der Landrat vielleicht hundert", meinte Maier. Er sieht Wohnen als eine Aufgabe der kommunalen Daseinsfürsorge und führte das Vorbild Wien an. "Wir müssen dem globalen Finanzkapitalismus Grenzen setzen, Grund und Boden ist dafür der richtige Ort", forderte der Rechtsanwalt aus Türkenfeld, der viele Jahre die SPD-Politik in Puchheim mitbestimmte, unter dem Applaus der Versammlung.
Die vom Landkreis auf beharrliche SPD-Initiative gegründete Wohnungsbaugesellschaft soll dabei als "Dienstleister für alle Kommunen" ausgebaut und als Grundstücksbeschafferin und -entwicklerin tätig werden und so den Wohnungsbau vorantreiben. "Unseren Landrat ist das wurscht, wie ihm alles wurscht ist", feuerte Maier noch eine verbale Breitseite auf den amtierenden CSU-Amtschef Thomas Karmasin ab.