Eine Reihe von Bahnhöfen im Landkreis bekommt im Herbst eine Videoüberwachung. Ausgestattet werden die Stationen in Fürstenfeldbruck, Germering, Gröbenzell, Olching und Puchheim, sagte ein Sprecher der Bahn AG. Einige Bürgermeister unterstützen die Überwachung. "Schleichend kriegen wir überall Kameras wie in Großbritannien. Darum gilt: Wehret den Anfängen", sagte hingegen der Gröbenzeller Gemeinde- und Kreisrat Markus Rainer (Grüne).
Die Bahn AG investiert zwei Millionen Euro für die Stationen an der Stammstrecke sowie 41 Bahnhöfe im Außenbereich. Es gibt allerdings keine Einsatzzentrale, mit der die Kameras verbunden sind, betonte Bahnsprecher Bernd Honerkamp. Die Aufzeichnungen sollen gerichtsfeste Beweise liefern und abschrecken. Gefilmt werden Bahnsteige, Aufzüge, Treppenaufgänge sowie Unterführungen sofern das Gelände sich im Besitz der Bahn AG befindet. Honerkamp berichtet, dass Sachbeschädigungen in den Zügen abgenommen haben, seit dort Kameras filmen. "Es hilft natürlich nichts bei Taten im Affekt oder unter Alkoholeinfluss", räumte er ein. Der Grünen-Politiker Rainer sagt, die meisten Sachbeschädigungen fänden unter Alkoholeinfluss statt.
Auch den Abschreckungseffekt bezweifelt er und verweist auf den Mord an Dominik Brunner 2009 auf dem Bahnsteig von Solln. "Da waren etwa 200 Zeugen dabei." Oder die Videoüberwachung würde dazu führen, dass Straftaten in benachbarte Wohnvierteln verlagert würden. Ähnlich skeptisch ist Mirko Pötzsch (SPD). "Das bringt nichts, denn bevor das Filmmaterial ausgewertet ist, ist die Tat längst geschehen", sagt der Brucker Verkehrsreferent. Allenfalls würde sich das subjektive Sicherheitsgefühl mancher Bürger heben und manchmal hätten die Kameras eine abschreckende Wirkung.
Pötzsch hält auch deshalb nichts von der Videoüberwachung weil weder der Brucker noch der Buchenauer Bahnhof im Westen der Stadt bisher als Kriminalitätsschwerpunkte aufgefallen wären. Anders scheint die Lage in Gröbenzell, wo die Polizei schon vor Jahren einen solchen Schwerpunkt am Bahnhof ausgemacht hat. Die CSU scheiterte im Frühjahr 2012 mit ihrem Vorschlag, weil der bayerische Landesbeauftragte für Datenschutz eine Videoüberwachung für unzulässig hielt. Jetzt freut sich Zweiter Bürgermeister Walter Strauch (CSU) über die Maßnahme der Bahn AG.
"Ich erwarte eine gewisse Zurückhaltung von Jugendlichen", sagte Strauch der SZ. Der Puchheimer Bürgermeister Norbert Seidl (SPD) erhofft sich weniger Vandalismus an den Toiletten und dem Kiosk am Bahnhof. Zustimmung kommt auch aus dem Olchinger Rathaus. "Die Bahn würde es wohl nicht tun, wenn es keinen positiven Effekt hätte", sagte Bürgermeister Andreas Magg (SPD). In Bruck dokumentiert schon eine Webcam vom Rathaus aus das Treiben auf der Hauptstraße und in der Tiefgarage am Geschwister-Scholl-Platz hat die Kommune bereits in den 1990er-Jahren eine Kamera anbringen lassen, weil es im Untergrund illegale Autorennen gab.
Die Gemeinde Eichenau richtete am Bahnhofskiosk eine Videoüberwachung ein, schon bald nachdem sie den rund vier Millionen Euro teueren Neubau im Sommer 2004 eingeweiht hatte. Bis dahin waren ständig Türen zum Kiosk und den Toiletten aufgebrochen und beschädigt worden. "Einige Täter wurden ausfindig gemacht und die Schäden gingen laufend zurück", erzählte Dritter Bürgermeister Sepp Spiess (CSU). Kritiker wie Pötzsch und Rainer fürchten eine flächendeckende Überwachung. "Wo fängt es an, wo hört es auf", fragt Pötzsch. Erst werden Bahnsteige gefilmt, mit den gleichen Argumenten könnte der Geschwister-Scholl-Platz ins Visier genommen werden. Die Frage sei, ob seit der Einrichtung der S-Bahn 1972 soviel passiert sei, dass Videokameras notwendig sind.