Fürstenfelder Konzertreihe:Romantische Entdeckungsreise

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Sebastian Manz, Klarinette, und Martin Klett, Klavier, treten bei der Fürstenfelder Konzertreihe auf. (Foto: Johannes Simon)

Klarinettist Sebastian Manz und Pianist Martin Klett begeistern das Publikum mit Spielwitz und spannender Präsentation.

Von Klaus Mohr, Fürstenfeldbruck

Die Klarinette findet ab der Klassik nicht nur Eingang ins Orchester, sondern etabliert in dieser Zeit auch als Solo- und Kammermusikinstrument. Beim Konzert der Fürstenfelder Konzertreihe im Stadtsaal musizierten Sebastian Manz (Klarinette) und Martin Klett (Klavier) im Duo. Dabei war nur ein sehr bekanntes Werke aus der Romantik zu hören, nämlich die Fantasiestücke op. 73 von Robert Schumann. Alle anderen Stücke stammten aus dem 20. Jahrhundert, stellten aber die traditionelle Harmonielehre nicht wirklich in Frage. Das Konzert wurde insofern zu einer interessanten Entdeckungsreise, als es eine Weiterentwicklung von Musik auf andere und sehr spannende Weise präsentierte.

Schumanns Fantasiestücke eröffneten den Abend. In das erste Stück ("zart und mit Ausdruck") starteten die Musiker mit sordiniertem Ton und tauschten in Mikrodialogen Motivpartikel aus. Die Ruhe ihres Musizierens übertrug sich dabei nahtlos auf das Publikum. Genau damit erschlossen sich die Künstler die sich weiter öffnende dynamische Breite im nächsten Stück ("lebhaft leicht"). Sehr auf der Linie musiziert war auch das Schlussstück ("rasch und mit Feuer"), das eine Phrasierung auf gleicher Atemführung bei beiden Partnern hören ließ.

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"Tema con variazioni" für Klarinette und Klavier war das nächste Werk von Jean Françaix überschrieben. Geradezu detailbesessen leuchteten die Musiker die Facetten aus. Ganz vorsichtig tasteten sich die Tonfolgen hin zu einer veritablen Kantilene in der Klarinette, es gab aber auch jazzige Anklänge mit einigen Überraschungen. In einer Variation waren stilisierte Vogelstimmen mit Pausen zu hören, die zu einem gestaltenden Element wurden. Gegen Ende steigerte sich der motorische Impuls hin zu einem fulminanten und dabei auch publikumswirksamen Finale.

Francis Poulenc ist ein französischer Komponist, dessen Musik mit Stimmungen spielt und die sich oft sehr intuitiv-nahbar erschließt. Seine Sonate für Klarinette und Klavier charakterisierten die Musiker mit "der Romantik hinterherschwärmend". Sie verglichen die Schnitttechnik, mit der Hörerwartungen in neue Bahnen gelenkt werden, mit einem "kaputten Plattenspieler".

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Das einleitende Allegro tristamente brachte bei enger Verzahnung beider Parte quasi einen akustischen Blick aus verschiedenen Fenstern: Wie Schlaglichter schoben sich Klänge in den Vordergrund und traten wieder zurück. Hier zeigte sich, dass das immense Klangspektrum der Klarinette geradezu prädestiniert ist für solche Musik mit weitem Blick. Subtile Nuancen erfuhren in der Romanza eine differenzierte Ausleuchtung, bis hin zum ätherischen Verklingen am Ende. Viel Spielwitz hatte das Finale.

Die zweite Konzerthälfte war von Virtuosität ebenso geprägt wie von Anklängen an Jazz-Idiome. Dabei gab es keinerlei stilistische Brüche, vielmehr handelte es sich um Nuancierungen, die den Ausdruck als großes Ganzes in den Mittelpunkt stellten. Die Sonate für Klarinette und Klavier von Joseph Horovitz enthielt all diese Details. Gut greifbar waren die Klänge im Allegro calmato, dessen Virtuosität durch das sehr prägnante Zusammenspiel beider Musiker an Strahlkraft gewann. Unendliche Weite und Ruhe, dabei ein Hauch Jazz - diese Mischung im Lento, quasi andante, nannten die Musiker "Popballade". Eine Art Edel-Jazz mit viel Gefühl für die Flexibilität des Klarinettentons überzeugte die Zuhörer im Finalsatz ("con brio").

Das Publikum applaudiert zwei Zugaben herbei

Komponierte Freiheit, so könnte man die Pocket-Size Sonatas 1 und 2 von Alec Templeton charakterisieren. Improvisatorische Offenheit, überraschende rhythmische Verschiebungen und ein schmissiger Finalsatz belegten ein hohes Spielniveau und die spielerische Korrespondenz mit dem Publikum. Unter dem Titel "Four Rags for Two Jo(h)ns" verbargen sich höchst kurzweilige Stücke, die gut gelaunten Zwischenapplaus hervorriefen. Zusammenfassend war es ein klassischer, aber vom Programm her kein gewöhnlicher Konzertabend. Das Publikum war sehr dankbar und applaudierte am Ende so begeistert, dass noch zwei Zugaben zu hören waren.

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