Bauernhofmuseum:Mahnende Worte zum Jexhof-Jubiläum

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Deutliche Worte: Reinhard Jakob, Leiter des Bauernhofmuseums. (Foto: Günther Reger)

Reinhard Jakob, Leiter des Bauernhofmuseums, kritisiert die schleppende Modernisierung und den zu geringen Personalstand.

Von Peter Bierl, Schöngeising

Für die Gäste standen 50 Liter Bier bereit, allerdings misslang das Anzapfen des Holzfasses. Das Bier spritzte in alle Richtungen und der Zapfhahn wollte sich nicht einschlagen lassen. Dieser Auftakt der Feier zum 35-jährigen Bestehen des Jexhof-Museums passte zur Festrede, die Museumsleiter Reinhard Jakob vor den etwa 100 Gästen hielt, darunter Volker Wilhelm, Unternehmer und Eigentümer des Areals, der es dem Landkreis verpachtet hat. Anstelle einer Lobpreisung berichtete Jakob, garniert mit Zitaten von Karl Valentin, dass die Modernisierung nicht vorankomme.

Feuchte Angelegenheit: Michael Schweinberger zapft das Bierfass an. (Foto: Günther Reger)

Die stellvertretende Landrätin Martin Drechsler (CSU) hatte den Reigen der Grußworte eröffnet. Sie berichtete von insgesamt 700 000 Besuchern, die das Bauernhofmuseum seit seinem Bestehen verzeichnete. Das Haus zähle zu den 20 Prozent der Museen im Land, die am meisten besucht werden. Seit der Eröffnung 1987 haben die Mitarbeiter mehr als 40 Sonderausstellungen erarbeitet, neben Veranstaltungen wie Lesungen, Konzerten, Führungen oder Workshops und zusätzlich zu Pflichtaufgaben wie dem Sammeln, Bewahren und Forschen, die im Hintergrund stattfinden. Die Vorsitzende des Fördervereins, Uta Lutz, lobte die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, allen voran Ruth Strähhuber, zuständig für die künstlerische Gestaltung, und Petra Schreiner. Die Historikerin und Volkskundlerin arbeitet seit Jahren an der Inventarisierung und Aufbewahrung der Sammlung.

Neues Depot

Der Jexhof stemme alle diese Aufgaben, darunter mehr als 180 Veranstaltungen im Jahr, mit nur 1,6 Wissenschaftler-Stellen, erklärte der Museumsleiter. "Wir sind eigentlich unterbesetzt", lautete sein Befund. Jakob verwies auf den Museumsentwicklungsplan, der schon rund zehn Jahre alt ist, und bilanzierte: "Es ist alles nicht in der Zeit und in toto in Erfüllung gegangen." Der Plan sieht insbesondere ein neues Depot vor. Ende vergangenen Jahres sei man der "finalen Lösung" nahe gewesen, stattdessen habe man bloß eine "provisorische Fluchttreppe" erreicht. "Jetzt weiß Gott, wie es weitergeht", sagte Jakob.

Der Museumsleiter verwies darauf, dass das Jexhofmuseum einerseits das "Gedächtnis der Region" sei, wie oft betont wird, andererseits aber Teil eines "Bildungs- und Freizeitmarktes", und deshalb entsprechend attraktiv sein müsse. Das war der Ausgangspunkt des Museumsentwicklungsplans. Experten gingen seinerzeit davon aus, dass der Landkreis investieren muss, um die Besucherzahl des Jexhofs von etwa 25 000 im Jahr zu halten. Um noch mehr Menschen anzulocken, müsse die Einrichtung modernisiert werden. Jakob berichtete, dass das Telefon drei Wochen nicht funktionierte, das Internet gar vier Wochen ausgefallen sei. Veranstaltungen des hochgelobten Kinderprogrammes fänden "auf dem Treppenabsatz des Verwaltungsgebäudes statt". Und es gebe noch diverse andere offene Projekte, für die sich die Kosten durchaus im Rahmen hielten.

Gespräche an den Tischen: Gäste der Feier auf dem Jexhof. (Foto: Günther Reger)

Vor diesem Hintergrund dürfte es ein schwacher Trost gewesen sein, dass Dorothee von Bary, Vorsitzende der Bürgerstiftung im Landkreis, dem Museum zum Fest einige Blumenkästen für die Naturpädagogik schenkte. Der Schöngeisinger Bürgermeister Thomas Totzauer (FW) brachte die frohe Botschaft, dass der Gemeinderat beschlossen habe, auf eigene Kosten die Zufahrtsstraße zu sanieren. Damit dürfte wenigstens die Schlaglochpiste ein Ende finden.

Schwerer Stand

Dass das Jexhof-Museum schon am Anfang keinen leichten Stand hatte, daran erinnerte Sepp Kellerer (CSU) in seinem Redebeitrag. Der ehemalige Brucker Oberbürgermeister darf als Gründervater der Einrichtung gelten. Er war seinerzeit Referent des Kreistags für den westlichen Landkreis. Vor 40 Jahren habe er diese Idylle erstmals gesehen, als sie weggerissen werden sollte. "Da war ich hin und weg", wegen der Gebäude und der komplett erhaltenen Ausstattung. Bei einem Lokaltermin zeigte sich, dass die Mehrheit seiner Kreistagskollegen weniger berührt war. "Was willst du denn mit dem Glump und dem alten Graffel", habe man ihm gesagt, erzählte Kellerer. Es habe einige Kämpfe gegeben, um das Projekt durchzusetzen. Heute freue er sich über ein lebendiges Museum mit einem vielfältigen Angebot.

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