Zum Adventsbeginn:Vom Schneechaos ins Winterwunderland

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Spaziergang in der Sonne: Ein Paar wandert einen Weg bei Hattenhofen entlang. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Umstürzende Bäume treffen Autos, Fahrzeuge rutschen in Straßengräben, S-Bahnen und Busse fahren nicht mehr: Die Witterung hat den Landkreis zwei Tage und zwei Nächte im Griff - dann kommt die Sonne hervor.

Von Heike A. Batzer, Fürstenfeldbruck

Freud und Leid von Winter und Schnee haben am Wochenende die Menschen im Landkreis Fürstenfeldbruck zu spüren bekommen. Von Freitagabend bis weit in den Samstag hinein brachte der Wintereinbruch den Verkehr fast zum Erliegen, S-Bahnen und Busse fuhren nicht mehr. Feuerwehren, Polizei und Hilfsorganisationen waren Tag und Nacht im Dauereinsatz. Am Sonntag entspannte sich die Lage und vom späten Vormittag an zeigte sich bei Sonnenschein ein wahres Winterwunderland.

Wer unbedingt mit dem Auto fahren wollte am Samstag, hatte zuvor gewaltig was zu tun, wie dieses Bild aus Mittelstetten zeigt. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Mancher Weihnachtsmarkt bleibt am Samstag geschlossen

Das ist auch eine gute Nachricht für jene Weihnachtsmärkte, die am Samstag wegen der Witterungsbedingungen und vor allem wegen der schwierigen Anfahrt bei Dauerschneefall geschlossen blieben. Der Christkindlmarkt der Stadt Fürstenfeldbruck auf dem Volksfestplatz zum Beispiel oder jener auf Schloss Kaltenberg. Beide sind am Sonntag wie geplant wieder für Besucher geöffnet.

Der Christkindlmarkt beim Türkenfelder Schloss und Rathaus fand am Samstag trotzdem statt, gerade "weil einmal zufällig Winter ist", schreibt Bürgermeister Emanuel Staffler (CSU) auf Facebook und fühlt sich schließlich dafür "belohnt mit einem vollen Haus, leuchtenden Kinderaugen und ganz viel toller Atmosphäre". Am Samstagmorgen hatte er die Türkenfelder dazu aufgerufen, beim Schneeräumen auf dem Platz vor dem Schloss zu helfen.

Weihnachtsmarkt am Sonntag: Buden und Schneehügel locken Groß und Klein nach Fürstenfeldbruck. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Am Sonntagmorgen ließ sich die Schadenslage der vergangenen beiden Tage und Nächte erstmals bilanzieren. Überdurchschnittliches Unfallaufkommen verzeichneten die Polizeiinspektionen im Landkreis. Die meisten Verkehrsunfälle gingen glimpflich aus. Auf schneeglatten Fahrbahnen rutschten zahlreiche Fahrzeuge in den Straßengraben, ihre Fahrer konnten sich zumeist selbst aus ihrer Lage befreien. Auch Rettungswagen, die sich festgefahren hatten, mussten von den Feuerwehren freigeschleppt werden. Manche Fahrt mit dem Auto ließ sich nicht vermeiden, wenn auch die Fürstenfeldbrucker Kreisbrandinspektion die Menschen bat, zu Hause zu bleiben und vor allem ihre Autos stehen zu lassen.

Die Polizeiinspektionen sprachen schon am Samstagvormittag von einer Ausnahmesituation. "Die Leute rufen reihenweise an," sagte ein Sprecher der PI Fürstenfeldbruck. Nicht nur die Polizisten hatten reichlich zu tun, sondern auch die Helfer der Freiwilligen Feuerwehren, die an vielen Stellen im Landkreis umgestürzte Bäume und herabfallende Äste entfernen mussten, die der Schneelast nicht mehr standhielten. Die Kreisbrandinspektion berichtete in einer Zusammenfassung am Sonntag von insgesamt 600 Einsätzen der Feuerwehren seit Freitagabend im gesamten Landkreis.

Zwischen Olching und Gröbenzell beseitigt die Feuerwehr einen umgestürzten Baum. (Foto: Feuerwehr Gröbenzell)

Auf der B471 werden mehrere Autos von umstürzenden Bäumen getroffen

Auf der B 471 im Waldstück bei Grafrath wurden gleich zwei Fahrzeuge von umstürzenden Bäumen getroffen. Am Freitagabend traf ein Baum Windschutzscheibe und Motorhaube eines Autos, das ein 65-Jähriger aus dem Landkreis Weilheim-Schongau lenkte. Er konnte die Fahrt fortsetzen. Ebenfalls unverletzt blieb am Samstagmorgen gegen 6.15 Uhr eine 46 Jahre alte Frau aus Schöngeising, deren Fahrzeug ebenfalls von einem Baum getroffen wurde. Am späten Freitagabend gegen 22.45 Uhr traf auf der B 2 im Waldstück bei Althegnenberg die Baumkrone eines umfallenden Baumes das Auto eines 36-Jährigen aus dem Landkreis Aichach-Friedberg. Dem Fahrer passierte nichts, Schäden trug nur der Lack des Autos davon. Der Straßenabschnitt zwischen Althegnenberg und der Abzweigung nach Mittelstetten wurde nach Rücksprache mit der Straßenmeisterei vorsorglich für das ganze Wochenende gesperrt.

Auch die Kreisstraße FFB 2 zwischen Mammendorf und Oberschweinbach war gesperrt worden, was eine 56-Jährige aus dem Landkreis Fürstenfeldbruck am Samstag allerdings ignorierte. Ihr Fahrzeug wurde gegen 17 Uhr von einem umstürzenden massiven Baum an der Motorhaube getroffen. Die Airbags lösten aus, die Fahrerin blieb unverletzt, der Frontschaden an ihrem Auto beträgt 8000 Euro. Die Polizei erinnerte deshalb daran, angeordnete Straßensperrungen auch ernst zu nehmen. Wer dort trotzdem fährt, riskiert auch noch ein Ordnungsgeld von bis zu 100 Euro.

Bei Dauerschneefall kommt es zu mehreren Verkehrsunfällen. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Zu einem schweren Verkehrsunfall kam es am Freitag gegen 19 Uhr im Maisacher Ortsteil Rottbach, bei dem eine Person im Fahrzeug eingeklemmt und von der Feuerwehr befreit wurde. Ausgelöst hatte den Unfall ein 50 Jahre alter Karlsfelder, der auf schneeglatter Fahrbahn rückwärts in den Gegenverkehr rutschte. Ein entgegen kommender 40-Jähriger aus Maisach erkannte dies zu spät, es kam zum Zusammenstoß. Der Unfallverursacher wurde laut Polizei leicht verletzt.

Zudem kam es im Landkreis zu mehreren Unfällen, an denen Autos nur Sommerreifen aufgezogen hatten. So auf der Eisenbahnbrücke der Staatsstraße 2054, wo ein 33 Jahre alter Maisacher infolge starken Schneefalls am Freitagabend stecken blieb. Den Hinweis der Polizisten auf die falsche Reifenwahl kommentierte er mit einer Beleidigung, weshalb ihn jetzt auch noch eine Strafanzeige erwartet. Auch der Mietwagen eines 37-jährigen Amerikaners, der Samstagmittag auf der B 471 auf dem Weg zum Flughafen war, war nur mit Sommerreifen ausgestattet, als er in den Gegenverkehr geriet und mit dem Fahrzeug eines 63-Jährigen kollidierte.

150 Menschen stranden an Bahnhöfen

Kurz vor Mitternacht wurde von Freitag auf Samstag auch der Bahnverkehr eingestellt. Etwa 150 teils ortsfremde Personen strandeten deshalb an den Bahnhöfen in Fürstenfeldbruck, Mammendorf und Maisach. Mit Unterstützung vom Helfern des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) und des Malteser Hilfsdienstes sowie der Polizei wurden 24 von ihnen, die keine kurzfristige Abholmöglichkeit organisieren konnten, vorübergehend im Gemeindezentrum Maisach untergebracht.

Bei Grafrath waren nicht nur die Gleise zugeschneit und Bäume auf die Strecke gefallen, sondern laut Bahn auch Oberleitung und Masten beschädigt. (Foto: Feuerwehr Grafrath)

Wer nicht mit dem Auto fahren konnte oder wollte, hatte allerdings auch keine öffentlichen Verkehrsmittel zur Verfügung. Am Samstag wurde der Zugverkehr auf allen Linien der S-Bahn München im Außenbereich eingestellt. Am Sonntag besteht lediglich auf der Stammstrecke zwischen München-Leuchtenbergring und München-Westkreuz ein S-Bahn Pendelverkehr im 20-Minuten-Takt. Einen Schienenersatzverkehr gibt es nicht. Auch auf den Autobahnen A 8 und die A 99 kam es am Samstag immer wieder zu Sperrungen wegen liegen gebliebener Lastwagen.

Ein Traktor erleichtert in Mittelstetten Bäume von der Schneelast. (Foto: Carmen Voxbrunner)

Als die Straßenverhältnisse im Verlauf der Nacht auf Samstag immer schlechter wurden, richtete die Fürstenfeldbrucker Kreisbrandinspektion am Samstag gegen 7.30 Uhr den landkreisweiten Führungsstab in der Kreiseinsatzzentrale im Gerätehaus der Feuerwehr Fürstenfeldbruck ein. Dort koordinierte sie seither ihre Tätigkeit in enger Zusammenarbeit mit Technischem Hilfswerk, Rotem Kreuz und Malteser Hilfsdienst. Unterstützung gab es mancherorts auch von Land- und Forstwirten. So zum Beispiel in Puch, wo die Feuerwehr einen Rückewagen, einen mit Holz beladbaren Forstanhänger, einsetzen konnte, "über den keine Feuerwehr verfügt", wie Andreas Lohde von der Feuerwehr Fürstenfeldbruck auf Facebook schreibt.

Mehrere Sporthallen werden wegen der Schneelast gesperrt

In der Gemeinde Egenhofen fiel für einige Stunden der Strom aus. In Gröbenzell wurden wegen der schweren Schneelast der Friedhof sowie die Sporthallen auf dem Freizeitgelände an der Wildmoosstraße gesperrt. Damit fiel die Partie des HC Damen Gröbenzell in der zweiten Handball-Bundesliga ebenso aus wie jene der Drittliga-Handballer des TuS Fürstenfeldbruck, die ihr Heimspiel am Samstagabend absagten. Die Gröbenzeller Schulturnhallen bleiben bis einschließlich Montag zu. Auch in der Gemeinde Alling wurde die Sporthalle gesperrt. Im Verlauf des Sonntags räumten die Feuerwehren Germering und Unterpfaffenhofen zusammen mit dem Technischen Hilfswerk Fürstenfeldbruck und Augsburg die Dächer von Hallen- und Freibad. Kreisbrandrat Christoph Gasteiger dankte allen Einsatzkräften für ihren unermüdlichen Dienst und warnte wegen des angekündigten Frosts vor Glatteis auf den Straßen.

Der Unterricht in den Schulen soll am Montag normal laufen. Das Landratsamt hat sich für eine Öffnung der Schulen ausgesprochen. Unterrichtsausfall gibt es dagegen im benachbarten Landkreis Starnberg. Und auch eine sechste Klasse aus Fürstenfeldbruck sowie eine zwölfte aus Gröbenzell werden am Montag nicht in der Schule erscheinen. Die Kinder und Jugendlichen sowie ihre Lehrkräfte waren am Wochenende auf Klassenfahrt in Burghausen. Von dort kommen sie erst am Montag weg.

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